Richtig abstillen: So gehen Sie vor

Richtig abstillen: So gehen Sie vor

Abstillen: Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Um den richtigen Zeitpunkt des Abstillens ranken sich zahlreiche Mythen. Während einige Mütter so früh wie möglich mit dem Abstillen beginnen möchten, schwören Verfechter des Langzeitstillens darauf, bis ins Kindergartenalter hinein zu stillen. Tatsächlich gibt es keinen richtigen Abstillzeitpunkt. Vielmehr existiert eine Reihe von Richtlinien, an denen sich Eltern orientieren können.

Die WHO (World Health Organization) empfiehlt beispielsweise, Babys mindestens bis zum Alter von sechs Monaten ausschließlich zu stillen. Und mit Beikost sollte frühestens ab dem 5. Lebensmonat begonnen werden. Das Stillen nach Bedarf (mehr zu diesem Thema lesen Sie in den nachfolgenden Tipps) sollte laut WHO sogar mindestens bis zum zweiten Lebensjahr des Kindes fortgesetzt werden.

So gilt letztlich: Den genauen Zeitpunkt des Abstillens muss jede Mutter individuell für sich bestimmen. Allerdings legen folgende Situationen ein baldiges Abstillen nahe – oder machen es sogar erforderlich:

  • Die Milchproduktion Ihrer Brust ist so weit zurückgegangen, dass Sie das Gefühl haben, Ihr Baby bekommt nicht mehr genug Nahrung.
  • Eine schwerwiegende Krankheit macht die Einnahme von Medikamenten notwendig, die sich negativ auf die Qualität der Muttermilch auswirken könnten.
  • Der Wiedereintritt ins Berufsleben steht unmittelbar bevor. Zwar muss der Arbeitgeber Stillpausen ermöglichen, im stressigen Berufsalltag erweist sich deren Verwirklichung aber oft als schwierig.
  • Ihr Baby beginnt zu zahnen, was bei manchen Frauen zu Schmerzen beim Stillen führen kann.

Zudem sollten Sie auf Signale Ihres Kindes achten, denn dieses weiß oft selbst, wann der richtige Zeitpunkt zum Abstillen gekommen ist. Folgende Anzeichen deuten auf ein baldiges Abstillen in diesem Zusammenhang hin:

  • Ihr Baby trinkt merklich weniger Muttermilch als früher.
  • Selbst Kleinigkeiten lenken Ihr Kind so ab, dass es schlicht vergisst zu trinken.
  • Ihr Kind zeigt reges Interesse an den Essgewohnheiten seiner Bezugspersonen – inklusive an der Benutzung von Löffeln und Gabeln.

Allerdings sollten Sie auf gar keinen Fall mit dem Abstillen beginnen, wenn Ihr Baby krank ist oder – etwa im Rahmen eines Umzugs – mit erheblichen Veränderungen umgehen muss.

Übrigens: Zwingend notwendig ist das Abstillen nur in sehr wenigen Fällen. So kann z. B. auch bei einer erneuten Schwangerschaft oder einer (richtig behandelten) Brustentzündung bedenkenlos weitergestillt werden.

Richtig Abstillen: So bereiten Sie sich optimal auf die kritischen ersten Tage vor

Die Zeit des Abstillens ist nicht nur für Kinder, sondern auch für ihre Mütter eine emotional stark belastende Zeit. Wer richtig abstillen möchte, sollte sich gründlich auf die bevorstehende Veränderung vorbereiten – und so die Wahrscheinlichkeit etwaiger Reibungen auf ein Minimum reduzieren. Hier finden Sie eine kleine Checkliste, die Sie für Ihre Vorbereitung nutzen können:

  • Informieren Sie sich im Vorfeld über Vorgehensweise und mögliche Komplikationen beim Abstillen. Neben dem Internet sind natürlich Ärzte und Hebammen eine gute Anlaufstelle.
  • Legen Sie sich einen Plan zurecht, nach dem Sie den Prozess des Abstillens durchführen. Hierzu können Sie unsere nachfolgenden Tipps benutzen.
  • Besorgen Sie sich rechtzeitig Medikamente und/oder natürliche Hilfsmittel, um für die stressige Zeit des Abstillens optimal gerüstet zu sein.
  • Decken Sie sich ausreichend mit den benötigten Nahrungsmitteln für Ihr Baby ein – von industriell hergestellter Ersatzmilch bis hin zu Babybrei.
  • Nehmen Sie Ihren Partner in die Pflicht und bereiten Sie ihn auf seine künftige Rolle vor! Immerhin wird dieser nach dem Abstillen als Bezugsperson noch wichtiger, um den Wegfall der intimen Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind auszugleichen.

Endlich durchschlafen! Nächtliches Abstillen nach der Gordon-Methode

Eltern wissen es nur allzu gut: Babys wollen regelmäßig gestillt werden und nehmen dabei keine Rücksicht auf die Schlafgewohnheiten der Mutter. So suchen Babys auch nachts deren Zuneigung, die sie primär über den Prozess des Stillens erfahren. Der US-amerikanische Kinderarzt Dr. Jay Gordon hat eine Methode für das nächtliche Abstillen entwickelt, die leidgeplagte Eltern endlich wieder durchschlafen lässt.

Wichtig: Wenden Sie die Gordon-Methode nur bei Babys an, die gesund und mindestens zwölf Monate alt sind!

Insgesamt umfasst die Technik des nächtlichen Abstillens nach Gordon zehn Nächte. Hier finden Sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  • Die Vorbereitung: Wählen Sie die sieben Schlafstunden aus, die Ihnen am wichtigsten sind. Über diesen Zeitraum hinweg soll Ihr Kind am Ende des sogenannten „10-Nächte-Programms“ durchschlafen. Als Beispiel sei an dieser Stelle der Zeitraum zwischen 22:00 und 5:00 Uhr gewählt.
  • Die Nächte 1 bis 3: Wacht Ihr Baby vor 22:00 Uhr auf, kuscheln Sie mit ihm und stillen Sie es wie gewohnt zurück in den Schlaf. Danach gilt: Bis 5:00 Uhr stillen Sie Ihr Baby, wenn es aufwacht. Aber achten Sie darauf, dass es von alleine wieder einschläft – und nicht mehr an Ihrer Brust. Kuscheln und Streicheln ist selbstverständlich erlaubt. Sehr wahrscheinlich wird Ihr Baby dieses neue Verhalten in den ersten Nächten ärgern und es wird entsprechend häufiger schreien als sonst. Durch diese stressigen Nächte müssen Sie durch.
  • Die Nächte 4 bis 6: In den Nächten vier bis sechs gehen Sie vor wie in den vorangegangen Nächten. Allerdings sind in den sieben nachfolgenden Stunden Ihre Brüste für Ihr Baby tabu. Babys, die mindestens zwölf Monate alt sind, kommen sieben Stunden problemlos ohne Nahrung aus. Sie müssen also keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen Ihres Kindes befürchten.
  • Die Nächte 7 bis 10: Achten Sie in den Nächten sieben bis zehn zusätzlich darauf, dass Sie Ihr Baby nach 22:00 Uhr nicht mehr hochnehmen. Sollte es aufwachen, streicheln Sie es stattdessen und reden Sie mit ihm. Nun sollte Ihr Baby allmählich gelernt haben, dass das nächtliche Stillen nicht mehr zur Routine gehört – und wird immer öfter die vollen sieben Stunden durchschlafen.
  • Die Nachbereitung: Ausnahmen von diesem beschriebenen Muster – beispielsweise durch eine Krankheit Ihres Babys – sind natürlich erlaubt. Kehren Sie im Anschluss einfach allmählich wieder zu dem Schlafmuster zurück, das Sie sich für Ihre Familie zurechtgelegt haben.

In der Praxis hat sich das Modell von Gordon vielfach bewährt. Benutzen Sie diese Methode allerdings nur dann, wenn Sie auch wirklich von ihr überzeugt sind – und nicht etwa, weil Freunde oder Verwandte Sie dazu drängen!

Sieben Tipps zum richtigen Abstillen im Überblick

Richtiges Abstillen ist eine Kunst für sich. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Punkte, die Ihnen eine Hilfestellung bieten. Das Ziel aller im Folgenden vorgestellten Tipps ist es, Ihnen und Ihrem Kind den – emotional durchaus fordernden – Prozess des Abstillens zu erleichtern.

Abstillen bis zum 7. Monat

Sie möchten (oder müssen) Ihr Baby vor dem 7. Lebensmonat abstillen? Dann müssen Sie zunächst auf Ersatzmilch umstellen. Gehen Sie dabei behutsam vor, um die Gewöhnung Ihres Babys an das Milchfläschchen zu ermöglichen. Reduzieren Sie hierzu zunächst kontinuierlich die Zeit, die Ihr Baby an der Brust anliegt, sodass es sich nicht mehr komplett satt trinken kann. Direkt im Anschluss reichen Sie ihm das Fläschchen.

Stillen nach Bedarf sorgt für einen sanften Übergang

Spätestens ab dem siebten Monat sind die meisten Babys bereit für Beikost. Ein abruptes Abstillen ist jedoch auch dann nicht zu empfehlen. Vielmehr empfiehlt die WHO, Babys bis zum Alter von zwei Jahren nach Bedarf zu stillen. Das bedeutet: Drängen Sie Ihrem Baby Ihre Brust nicht auf. Stillen Sie jedoch, wenn Ihr Baby aktiv danach verlangt. Auf diese Weise stillen Sie Ihr Baby so sanft wie möglich ab. Meist verlangt Ihr Kind im Laufe der Zeit ganz von alleine immer seltener danach, gestillt zu werden.

Bei welcher Milchmahlzeit mit dem Abstillen beginnen?

Die Entscheidung ist gefallen: Sie möchten damit beginnen, Ihr Baby abzustillen. Doch welche Milchmahlzeit sollte – im Sinne eines sanften Übergangs – als Erste ersetzt werden? Auch hier gibt es kein Patentrezept. Es bietet sich allerdings an, eine Mahlzeit am späten Nachmittag oder Abend zu wählen. Der Grund: Hier sind Ihre Brüste nicht mehr so prall mit Muttermilch gefüllt und auch Ihr Baby ist tendenziell weniger hungrig als am frühen Morgen.

Schenken Sie Ihrem Baby eine extra Portion Aufmerksamkeit

Keine Frage: Die Zeit des Abstillens ist für Kinder mit einem besonderen emotionalen Stress verbunden. Richtig abstillen bedeutet daher auch, diesen Stress so gering wie möglich zu halten. Dies erreichen Sie, indem Sie Ihrem Kind besonders viel Zuneigung schenken – und dessen Aufmerksamkeit zugleich bewusst auf andere Dinge lenken:

  • Versuchen Sie Ihr Kind in ein Spiel zu verwickeln, wenn es gestillt werden möchte.
  • Suchen Sie engen Körperkontakt zu Ihrem Kind. Kuscheln Sie mit ihm, wenn Sie das Gefühl haben, dass es das Stillen vermisst.
  • Durchbrechen Sie die Stillroutine und füllen Sie die bislang üblichen Stillzeiten mit interessanten Aktivitäten – beispielsweise einem Spaziergang.
  • Bieten Sie einen Ersatz für das Stillen an. Zum Beispiel Brei oder etwas anderes zu trinken.
  • Bitten Sie Ihren Partner, Familienmitglieder oder enge Freunde die Fütterung Ihres Kindes zu übernehmen. Auf diese Weise sorgen Sie langfristig dafür, dass Sie nicht mehr als alleinige „Nahrungsquelle“ wahrgenommen werden.

Stillreize mindern – essenziell für Mutter und Kind

Manchmal reicht es schon, das Kind abzulenken, um für ein reibungsloses Abstillen zu sorgen. Zusätzlich können Sie den Abstillprozess unterstützen, indem Sie die sogenannten Stillreize mindern, auf die Ihr Baby anspricht. Verzichten Sie beispielsweise darauf,

  • sich vor Ihrem Kind umzuziehen.
  • Stillhilfen (Still-BHs, Stillkissen und Co.) zu nutzen.
  • Orte aufzusuchen, die Sie bislang primär zum Stillen genutzt haben.

Homöopathie und natürliche Hilfsmittel: Abstillen sanft unterstützen

Zwar gibt es Medikamente, die beim Abstillen helfen können – allen voran etwa solche, die die Milchbildung verhindern. Verständlicherweise wollen aber viele Mütter die berüchtigte „Chemiekeule“ lieber umgehen. Tatsächlich gibt es auch eine ganze Reihe natürlicher Mittel, die das Abstillen unterstützen. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang insbesondere die folgenden:

Salbeitee: Ein Aufguss mit Salbei hemmt auf natürlichem Weg die Ausschüttung des Stillhormons Prolaktin. Neben Salbeitee gibt es auch speziellen „Abstilltee“ zu kaufen.

Homöopathische Mittel: In der Homöopathie gilt Phytolacca als gute Möglichkeit, den Prozess des Abstillens zu unterstützen.

Quarkwickel: Mütter, die als Folge des Abstillens an Brustschmerzen leiden, sind mit dem regelmäßigen Auflegen von Quarkwickeln gut beraten. Hierzu genügt es, Quark mit etwas Zitronensaft zu vermischen und direkt oder in Form eines Wickels für einige Stunden auf die Brust aufzutragen. Der Quark wirkt kühlend und vermindert Schwellungen.

Für den Fall der Fälle: Tipps zum abrupten Abstillen

Ein plötzliches Abstillen ist prinzipiell nicht zu empfehlen, da es die sensible Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind allzu harsch unterbricht. Selbstverständlich gibt es dennoch Situationen, in denen ein abruptes Abstillen unvermeidbar ist. Versuchen Sie in diesem Fall Ihrem Baby so viel körperliche Nähe wie möglich zu geben und halten Sie es etwa auch im Arm, wenn Sie ihm das Fläschchen reichen.

Ein plötzliches Stillende kann jedoch auch für die Mutter unangenehm werden – und das nicht nur auf emotionaler Ebene. Ein Milchstau ist etwa eine häufige Folge von abruptem Abstillen. Kühle Wickel können in diesem Fall die Schmerzen lindern. Zudem kann die noch immer gebildete Milch langsam aus der Brust „herausgestrichen“ werden. Ein Abpumpen der Milch ist dagegen nicht zu empfehlen, weil das die Milchproduktion noch zusätzlich anregt.

Richtig abstillen: Das gilt es über Beikost zu wissen

Ihr Kind hat andere Nahrungsquellen neben der Muttermilch akzeptiert? Herzlichen Glückwunsch! Nun haben Sie die stressigste Zeit des Abstillens überstanden. Abschließend im Folgenden noch einige Ratschläge für die zukünftige Ernährung Ihres Kindes mit Beikost.
Prinzipiell gilt:

  • Beikost sollten Sie Ihrem Baby frühestens nach dem 4. Lebensmonat anbieten – so lautet auch die offizielle Empfehlung der WHO.
  • Am besten fangen Sie um den 6. Lebensmonat mit kleinen Beikostportionen an und steigern diese langsam.
  • Brei gilt als idealer Einstieg für Kinder auf dem Weg zu fester Nahrung.

Die folgende Einteilung können Sie als Leitfaden für die Ernährung Ihres Kindes mit Brei nehmen.

  • Ab dem 5. Monat: Milde, süßliche Breis sind der ideale Einstieg für Babys in die Welt der Nahrung abseits der Muttermilch. Es empfehlen sich Breis aus Kartoffeln und mildem Gemüse wie Karotten oder Kürbissen und mit magerem Fleisch.
  • Ab dem 6. Monat: Ab dem 6. Monat können Breis aus Milch und Getreide zubereitet werden.
  • Ab dem 8. Monat: Nun können Sie Ihrem Baby auch Obst- und Getreidebreis anbieten.
  • Ab dem 12. Monat: Allmählich können Sie Ihr Kind auf normale Ernährung umstellen und den Brei sukzessive mit festen Nahrungsmitteln ergänzen. Auf harte und kleine Lebensmittel, an denen sich Ihr Kind leicht verschlucken könnte, sollten Sie jedoch vorerst verzichten.

Die Entscheidung, ob Sie den Babybrei selbst zubereiten oder aus dem Glas nehmen möchten, liegt natürlich bei Ihnen.

 

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