Multitalent Aspirin – Was Sie über Aspirin sicher noch nicht wussten

Multitalent Aspirin – Was Sie über Aspirin sicher noch nicht wussten

Das kennen Sie sicher auch: Der gemütliche Abend mit Freunden geht länger als geplant, es wird viel gelacht und diskutiert, und – ganz nebenbei – leeren sich ein oder zwei Flaschen Wein. Die Quittung erhalten Sie dann am nächsten Morgen: Ein Brummschädel verdirbt Ihnen fast das Frühstück. Ein Glück, dass es das gute, alte Aspirin> gibt. Schnell in einem Glas Wasser aufgelöst, bewirkt die weiße Tablette bald Linderung. Milliarden von Menschen kennen und schätzen Aspirin. Über 40 000 Tonnen werden pro Jahr weltweit in Hunderten von Präparaten eingenommen – als Multitalent gegen Schmerzen und Herzprobleme.  Aber nicht nur das: Forscher aus den USA wollen nun herausgefunden haben, dass Aspirin auch zur Vorbeugung in der Krebsbekämpfung eingesetzt werden kann. Ein guter Grund, den Wirkstoff einmal genau unter die Lupe zu nehmen.

Die Geschichte des Wunderstoffs aus Weidenrinde

Um 400 vor Christus beschrieb im alten Griechenland Hippokrates von Kos die schmerzhemmende Wirkung einer Essenz aus der Weidenrinde. Im Mittelalter kochten Kräuterfrauen die Rinde auf und mixten ein bitteres Getränk, das Schmerzen lindern und Entzündungen vertreiben konnte. Als dann das Pflücken der Weiden verboten wurde, weil man sie dringend für die Korbherstellung benötigte, geriet das Naturheilmittel in Vergessenheit. Doch 1763 entdeckte der englische Geistliche Edmund Stone die Heilkraft der Weidenrinde wieder und machte die britische Royal Society of Medicine darauf aufmerksam. 100 Jahre musste die Welt danach noch darauf warten, bis es der Marburger Chemieprofessor Hermann Kolbe 1859 schaffte, den eigentlichen Weidenwirkstoff zu isolieren: die Salizylsäure. Dem Bayer-Chemiker Felix Hoffmann gelang es schließlich 1897 die Substanz so abzuwandeln, dass sie verträglicher wurde, und landete einen riesigen Erfolg: Acetylsalicylsäure, kurz ASS, bremst die Bildung bestimmter entzündungserregender Botenstoffe 100-mal stärker als der natürliche Ausgangsstoff Salizylsäure.

Aspirin gegen Schmerzen, Fieber und Herzkrankheiten

Das weltbekannte Schmerzmittel ASS, besser bekannt unter dem Handelsnamen Aspirin, steht seit 1977 auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Es wird in erster Linie als klassisches Schmerzmittel bei Kopf-, Regel-, und Zahnschmerzen eingesetzt, aber auch zur Fiebersenkung. Da Aspirin ebenfalls eine entzündungshemmende Wirkung zeigt, verwenden Rheumatologen ASS, um Entzündungen und Schwellungen der Gelenke zu lindern. Und auch zur Herzinfarkt-Vorbeugung kommt das Multitalent zum Einsatz: Bei einer geringen Dosierung von 80 Milligramm pro Tag wirkt Aspirin hemmend auf die Bildung von Blutgerinnseln. Nicht schlecht, was dieser Wirkstoff alles kann. Aber es kommt noch besser!

Die Neuheit: Forscher untersuchen Aspirin als Waffe gegen Krebs

US-Forscher der University of Oxford fanden nun in einem umfangreichen Vergleich von 51 Studien mit insgesamt fast 80.000 Personen heraus, dass Aspirin, über einen langen Zeitraum (drei bis fünf Jahre) in geringer Dosierung (75 bis 300 Milligramm) eingenommen, das Krebsrisiko senkt. Wie es scheint, soll Aspirin vor allem das Auftreten von Tumoren im Magen-Darm Trakt verhindern. Aber nicht nur zur Vorbeugung könne Aspirin eingesetzt werden, so die Forscher, sondern auch zur Verringerung der Streuung eines Tumors und dessen Wachstum. Außerdem soll die Sterblichkeitsrate bei Krebs um bis zu 30 Prozent gesenkt werden. Dies alles könnte bedeuten, dass Aspirin künftig zur Prophylaxe im Kampf gegen die gefährliche Krankheit verordnet wird.

Nicht zu vergessen: Die Risiken und Nebenwirkungen Von Aspirin

Mediziner betonen allerdings immer wieder, dass Acetylsalicylsäure, der Wirkstoff von Aspirin, nicht ganz ungefährlich sei. Bei einer regelmäßigen Einnahme über einen längeren Zeitraum hinweg können starke Magenblutungen als Nebenwirkung auftreten. Als weitere Risiken werden Nierenschäden und Magengeschwüre aufgelistet. Auch weniger schlimme Nebenwirkungen seien bei einer täglichen Einnahme von Aspirin zu bedenken – etwa Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder kleine Blutungen. Gesunden, jungen Menschen raten Wissenschaftler und Ärzte daher von einer regelmäßigen Einnahme ab. Ein ausgewogener Lebensstil mit ausreichend Bewegung und einer abwechslungsreichen Ernährung ist immer noch die beste Krebsvorsorge, ganz ohne Nebenwirkungen. Anders sieht es bei älteren Personen mit einem erhöhten Krebsrisiko aus (wenn zum Beispiel Krebsfälle in der Familie vorliegen) oder wenn Betroffene bereits eine Krebsvorstufe hatten, zum Beispiel einen Darmpolypen. In diesen Fällen sei eine tägliche Tablette Aspirin durchaus sinnvoll.

Auch wenn Aspirin inzwischen schon zur Selbstverständlichkeit im Alltag geworden ist, sollten Sie mit dem Medikament ganz bewusst umgehen. Bevor Sie regelmäßig zur ASS-Tablette greifen, besprechen Sie das Verhältnis von Nutzen und Risiko lieber immer mit Ihrem Arzt. Bei Fragen rund um die Dosierung, Neben- und Wechselwirkungen steht Ihnen außerdem Ihr Apotheker gerne beratend zur Seite.

 

Bild: © Natalia – stock.adobe.com