Kneippen zu Hause – 4 effektive Kneippanwendungen

Kneippen zu Hause – 4 effektive Kneippanwendungen

Wer hat nicht von Pfarrer Kneipp und seinen berühmten Wasseranwendungen gehört? Mir sagt der Name jedenfalls etwas im Zusammenhang mit Wechselduschen – das war´s aber auch schon. Eigentlich schade, denn die Kneipp-Therapie kennt vielfältige Formen und Güsse, die für Ihre gesundheitsfördernde Wirkung berühmt sind. Das Prinzip ist so einfach gestrickt, dass sich die verschiedenen Wasseranwendungen nicht nur klassisch an einem Kurort, sondern auch problemlos Zuhause durchführen lassen. Super, denn gerade in der kalten Jahreszeit hat sich das Kneippen bewährt, weil sie das Immunsystem stärkt und die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert.

Die Anfänge der Kneipp-Therapie

Im November 1849 ist dokumentiert, wie ein junger Mann, der an Tuberkulose leidet, keuchend das Ufer der Donau erreicht. Dort reißt er sich sämtliche Kleider vom Leib, steigt bis zum Hals ins eiskalte Wasser, zählt lauthals bis drei und entsteigt dem Fluss wieder. Er bekleidet sich wieder und ist ebenso schnell verschwunden wie er erschienen war. Hierbei handelt es sich um die angebliche Geburtsstunde der Kneipp´schen Hydrotherapie. Denn in einem riskanten Selbstversuch soll Sebastian Kneipp (1821-1897) seine Kur das erste Mal verifiziert haben. Mit seinem Buch „Meine Wasserkur“ wurde er in kürzester Zeit auch weltberühmt. In den Folgejahren erweiterte Kneipp schließlich seine Wasserbehandlung um weitere Formen wie Wechselbäder, Waschungen, Wickel, Güsse, Bürstenmassagen und Wassertreten.

Was sagt die Forschung zu Kneippanwendungen?

Als Pfarrer Kneipp im 19. Jahrhundert seine Wasserkur bewarb, begegnete ihm die damalige Schulmedizin noch mit reichlich Skepsis und Widerstand. Heute beweisen zahlreiche klinische Studien die Effektivität und Ungefährlichkeit der Kneipp´schen Behandlungen. Kneipp Kuren eignen sich besonders für Kinder, Schwangere sowie alte und kranke Menschen, weil sie als sehr sanft gelten. Indem sie das ganze Immunsystem stärken, verringern sie die Infektanfälligkeit des menschlichen Organismus – organische Erkrankungen lassen sich damit aber nicht therapieren. Wie das funktioniert? Eine Studie der Universität Halle-Wittenberg belegte, dass schon nach vier Wochen eine Wirkung festzustellen ist: Die gezielten Kälte- und Wärmereize sorgen nämlich dafür, dass unser Körper mehr Immunzellen produziert als üblich. Auf diese Weise vermindert ein Kneipp´scher Oberguss bei Menschen mit der chronischen Lungenerkrankung COPD Infekte. Kalte und warme Güsse fördern die Motilität von Arthrose-Patienten. Zudem zeitigen die Kneipp´schen Behandlungen einen höchst erfreulichen Nebeneffekt: Sie können Schmerzen vermindern oder gar ganz ausschalten.

Kneipp-Therapie zu Hause durchführen – 6 Prinzipien

Wie schon gesagt, können Sie eine oder mehrere Kneipp-Behandlung völlig bedenkenlos Zuhause durchführen. Allerdings sollten Sie dabei ein paar simple Regeln beachten, damit Sie auch den maximalen Effekt aus den Anwendungen ziehen können. Ohnehin wäre es besser, wenn Sie sich mit Ihrem Hausarzt darüber beraten, denn es gibt Wasserbehandlungen, die sich für bestimmte Erkrankungen nicht eignen. Zum Beispiel dürfen warme Nackengüsse bei Bluthochdruck oder Schilddrüsenproblemen nicht gemacht werden.

  1. Kaltes Wasser oder ein kalter Guss sollte eine Temperatur von 8-12 Grad Celsius aufweisen. Die Temperatur von warmem Wasser sollte hingegen nicht mehr als 34-38 Grad Celsius betragen.
  2. Achten Sie auf eine ideale Raumtemperatur von 20 Grad Celsius.
  3. Nach jeder kalten Anwendung muss die betroffene Körperregion bewegt und gewärmt werden.
  4. Kneippen Sie nie unmittelbar vor oder nach einer Mahlzeit.
  5. Entblößen Sie nur diejenigen Körperregionen, die auch behandelt werden müssen.
  6. Kalte Güsse vor dem Schlafengehen bitte vermeiden.

4 effektive Kneippanwendungen

1. Kneippanwendung: Kalte Waschung – der Frischekick am Morgen

Die Anwendung mit Kaltwasser wirkt auf das vegetative Nervensystem, steigert die Durchblutung, kurbelt den Stoffwechsel und die Verdauung an und reguliert den Blutdruck.

Unmittelbar nach dem Aufstehen einen Lappen in kaltes Wasser tauchen und den Körper für zwei Minuten in folgender Reihenfolge damit waschen: Rechter Arm, Brust, Rücken, linker Arm, rechtes Bein, linkes Bein und zum Schluss die Fußsohlen. Bitte das Wasser nur mit den Händen abstreifen, auf keinen Fall abtrocknen. Legen Sie sich noch einmal für eine halbe Stunde ins Bett, dann dürfen Sie sich anziehen und in den Tag starten.

2. Kneippanwendung: Kalter Guss – den Kopf frei machen

Mit dieser Behandlung fördern Sie die Durchblutung des Gehirns und lindern dadurch Kopfschmerzen, Migräne und Zahnpochen. Außerdem macht die Kälte Sie frisch und munter.

Sie benötigen einen weichen Wasserstrahl: Also Duschkopf vom Duschschlauch entfernen. Zusätzlich legen Sie sich ein Handtuch um Hals und Schultern und beugen sich kopfüber über die Badewanne. Den kalten Wasserstrahl erst an die rechte Schläfe führen und über die Stirn gemächlich bis zur linken Schläfe wandern lassen. Auch das Gesicht dürfen Sie dreimal umkreisen. Es geht weiter mit den Wangen und Nasenflügel: Zunächst den rechten Nasenflügel zum rechten Wangenknochen führen und das Ganze nochmal mit der linken Seite. Die Augen sollten Sie dabei geschlossen halten.

3. Kneippanwendung: Wechselbäder – effektiv gegen Erkältungen

Indem Sie im Wechsel einmal kalte und einmal warme Reize an den Körper abgeben, stärken Sie Blutgefäße, Kreislauf und Lymphbahnen. Zudem produziert der Organismus durch diese Temperaturreize vermehrt Immunzellen gegen etwaige Krankheitserreger.

Sie benötigen zwei Eimer, einen mit kaltem Wasser und einen mit warmem Wasser. Der Wasserstand im Gefäß muss so hoch sein, dass Ihre Waden bis zur Hälfte im Wasser stehen können. Zunächst stellen Sie beide Füße für ca. 10 Minuten ins warme Wasser, dann wechseln Sie ins Kalte – aber nur für 30 Sekunden! Diese Prozedur wiederholen Sie insgesamt dreimal, das kalte Fußbad beendet die Kur. Die Füße danach aber nicht trocknen, sondern kräftig durch Bewegungen aufwärmen.

4. Kneippanwendung: Trockenbürsten – gut fürs Herz

Nein, diese Anwendung dient nicht der Schönheit, auch wenn sie das Hautbild verbessert. Viel mehr entlastet das Trockenbürsten unser Herz, es reguliert den Blutdruck und wirkt ausgleichend auf unser Lymphsystem. Gerade Menschen, die häufig kalte Hände und Füße haben, sollten sich täglich eine Bürstenmassage gönnen.

Am Morgen den nackten Körper mit einer Langstiel-Bürste massieren – ob Sie lieber Stehen oder Sitzen ist egal. Folgende Reihenfolge einhalten: Beginnend von der rechten Fußsohle aufwärts zum Herzen und bis zur rechten Achselhöhle, das gleiche Spiel vom linken Fuß aufwärts. Dann von der rechten Hand bis zur rechten Schulter und von der linken bis zur linken Schulter die Bürste entlang führen. Anschließend im Uhrzeigersinn über Oberkörper und Rücken bürsten.

Passen Sie aber auf, dass Sie nicht zu kräftig drücken, sonst ziehen Sie sich Kratzer zu. Rötungen nach der Behandlung sind völlig normal und verschwinden auch schnell wieder. Sollten Sie an entzündeten Hautstellen leiden, dann sparen Sie diese bitte aus. Generell sollten Sie das Bürsten nicht länger als 5 Minuten betreiben. Haben Sie die Anwendung beendet, dann ab unter die Dusche, um gelöste Hautpartikel abzustreifen.

 

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