Herzinfarkt

Herzinfarkt

Was ist ein Herzinfarkt?

Per Definition gehört der Herzinfarkt ‒ wie auch der Schlaganfall oder das Vorhofflimmern ‒ zur Gruppe der Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch was genau ist ein Herzinfarkt?

Bei einem Herzinfarkt, von Medizinern auch Myokardinfarkt genannt, verschließt sich ein Blutgefäß im Herz. Infolge dessen kann ein Teil des Herzmuskels nicht mehr richtig arbeiten, wird daraufhin nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und stirbt somit ab.

Im Bereich der Früherkennung gibt es einige Unterschiede zwischen den Symptomen bei einem Mann und denen einer Frau zu beachten. Je nach Geschlecht berichten Patientinnen und Patienten von verschiedenen Vorboten des Herzinfarkts.

In diesem Beitrag erläutern wir Ihnen die geschlechtsspezifischen Anzeichen und Symptome sowie Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten eines Herzinfarkts. Außerdem geben wir Ihnen wichtige Infos zu folgenden Fragen an die Hand:

  • Wie kann ich dem Patienten im Notfall bestmöglich helfen?
  • Welche Therapiemöglichkeiten gibt es beim Herzinfarkt?
  • Wie bewältige ich mein Leben nach einem Herzinfarkt?
  • Wie kann ich einem Herzinfarkt vorbeugen?

Ursachen und Entstehung eines Herzinfarkts

Für einen Herzinfarkt gibt es einige gravierende Ursachen, die das Risiko erhöhen, daran zu erkranken. Klären wir daher zunächst, was bei einem Herzinfarkt im Herz genau passiert:

Der Vorbote eines Herzinfarkts ist die sogenannte Arteriosklerose oder Arterienverkalkung. Dabei bilden sich bereits lange vor dem Infarkt Fett(Cholesterin)-Ablagerungen und Kalkablagerungen (Plaques) an den Innenwänden der Herzkranzgefäße. Mediziner bezeichnen die Arteriosklerose auch als koronare Herzerkrankung.

Im schlechtesten Fall sorgen diese Ablagerungen dafür, dass eine Arterie komplett verstopft und ein Herzinfarkt ausgelöst wird. Dabei führen diese Ablagerungen nicht nur zu einer Verengung der Gefäße, sondern sie können auch an der Oberfläche plötzlich aufreißen und dadurch das Gefäß verschließen. Bisweilen verstopfen die Arterien zusätzlich noch durch ein Blutgerinnsel, das in einer solchen Engstelle hängen bleibt.

Damit steht fest: Die koronare Herzerkrankung ist der Hauptrisikofaktor für die Entstehung eines Herzinfarkts. Weitere Risikofaktoren und Ursachen für einen Herzinfarkt sind:

  • Hohes Alter – Je älter Menschen werden, desto größer ist die Gefahr, dass sich Ablagerungen in ihren Herzkranzgefäßen bilden.
  • Männliches Geschlecht – Laut wissenschaftlichen Studien schützen weibliche Geschlechtshormone, wie beispielsweise Östrogene, Frauen zumindest bis zur Menopause davor, einen Herzinfarkt zu erleiden.
  • Genetische Veranlagung – Haben in einer Familie bereits mehrere Verwandte einen Herzinfarkt erlitten, dann steigt auch das Herzinfarktrisiko.
  • Fettiges Essen – Wer dauerhaft fettige Nahrung zu sich nimmt, leidet irgendwann an Übergewicht sowie erhöhten Cholesterinwerten. Beides sind Faktoren, die die Entstehung einer Arteriosklerose begünstigen und damit einen Herzinfarkt auslösen können.
  • Hohe Cholesterinwerte – Vor allem hohe LDL-Werte und niedrige HDL-Werte können eine Arteriosklerose begünstigen. HDL (High Density Lipoproteine) und LDL (Low Density Lipoproteine) sind Lipoproteine, die fettlösliche Substanzen binden und so als Transporter funktionieren.
  • Rauchen – Zahlreiche Inhaltsstoffe von Zigarren oder Zigaretten fördern nicht nur die Bildung von Plaques, sondern sie erhöhen auch die Gefahr, dass diese Plaques aufbrechen und das Gefäß dadurch plötzlich massiv verstopfen. Darüber hinaus sorgt Rauchen auch dafür, dass sich die Herzkranzgefäße verengen. Vor allem junge Menschen sind davon betroffen, sind doch die meisten Herzinfarktpatienten unter 50 Jahren Raucher.
  • Bewegungsmangel – Auf Dauer kann Bewegungsmangel zu einer Erhöhung der Cholesterinwerte und zu Bluthochdruck führen.
  • Bluthochdruck – Nachhaltig erhöhte Blutdruckwerte können die Gefäßinnenwände schädigen und dadurch die Ablagerung von Plaques begünstigen.
  • Diabetes – Ein krankhaft erhöhter Blutzuckerspiegel schädigt auf lange Sicht ebenfalls die Blutgefäße.
  • Erhöhter CRP-Wert – Das C-reaktive Protein (CRP) wird in der Leber gebildet und ist einer der wichtigen Entzündungsparameter im Blut, der zur Beurteilung des Schweregrades einer Entzündung herangezogen wird. Ist dieser Wert dauerhaft erhöht, wird die Oberfläche der Plaques brüchig. Sollte eine Plaque aufbrechen, dann werden im Körper bestimmte Botenstoffe freigesetzt, die dafür sorgen, dass sich an eben dieser durch den Plaque verengten Stelle im Gefäß noch weitere Blutplättchen ansiedeln. Es kommt zu einem Thrombus (Blutgerinnsel) und das Gefäß verstopft.
  • Feinstaub – In der heutigen Zeit ist die Feinstaubbelastung unserer Innenstädte immer mehr ein Thema, kann doch gerade dieser Schwebestaub gravierende Auswirkungen auf unser Herz haben. Fakt ist: Menschen, die in verkehrsreichen Gegenden wohnen, sind gestresster, erkranken häufiger an Diabetes und erleiden häufiger einen Herzinfarkt als Bewohner ländlicher Regionen. Forscher gehen deshalb davon aus, dass winzige Staubpartikel bestimmte Entzündungsprozesse in unserem Körper begünstigen und dadurch auch die Gefahr für einen Herzinfarkt erhöhen können.

Symptome eines Herzinfarkts

Bei einem Herzinfarkt zählt jede Sekunde. Deshalb ist es besonders wichtig, die entsprechenden Symptome richtig und vor allem rechtzeitig zu deuten. Die oben genannten Ursachen können bereits Frühwarnzeichen für einen drohenden Herzinfarkt sein.

Bei den nachfolgend aufgeführten Anzeichen eines Herzinfarkts deutet allerdings alles auf einen akuten Notfall hin. Deshalb sollten Sie bei diesen Symptomen sofort einen Notarzt rufen, denn es könnte sich um Anzeichen eines Herzinfarkts handeln:

  • Starke Schmerzen in der Brust, die länger als fünf Minuten andauern. Werden die Schmerzen eher im Oberbauch empfunden, dann handelt es sich wahrscheinlich um einen Hinterwandinfarkt und der Verschluss betrifft die rechte Herzkranzarterie. Ist hingegen die linke Arterie verschlossen (Vorderwandinfarkt), dann zeigen sich die Schmerzen eher im Brustbereich.
  • Schmerzen, die von der Brust ausgehend in Arme, Rücken, Oberbauch sowie Hals- und Kieferregion ausstrahlen. In Verbindung mit einem Kribbeln in der linken Hand kann dies ein deutliches Anzeichen eines Herzinfarkts sein.
  • Heftiges Brennen in der Brustregion.
  • Ein starker Blutdruckanstieg kann ebenfalls auf einen Herzinfarkt hindeuten.
  • Extremes Gefühl der Brustenge, das sich in einem starken Gefühl der Einschnürung im Herzbereich verbindet. Der Betroffene hat das Gefühl, nicht mehr richtig einatmen zu können, als ob ihm ‒ bildlich gesprochen ‒ ein Elefant auf der Brust steht.
  • Angstschweiß, verbunden mit fahler, kalter Haut, gilt als deutliches Herzinfarktsymptom.
  • Unspezifische Symptome wie Übelkeit, Atemnot oder auch Erbrechen können ebenfalls Frühwarnzeichen für einen Herzinfarkt sein.

Die genannten Symptome können Anzeichen für einen Herzinfarkt sein. Allerdings müssen sie nicht alle gleichzeitig auftreten. Zudem unterscheiden sich die Vorzeichen für einen Herzinfarkt je nach Geschlecht. Bei Frauen zeigen sich in der Regel etwas andere Symptome als bei Männern.

Herzinfarktsymptome bei Frauen

Die Symptome für einen Herzinfarkt bei einer Frau unterscheiden sich bisweilen stark von den Herzinfarktanzeichen bei einem Mann. Vor allem die unspezifischen Symptome wie Atemnot, Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Oberbauch zählen bei Frauen zu den häufigsten Anzeichen eines Herzinfarkts.

Doch diese unspezifischen Symptome treten auch bei anderen, in der Regel harmlosen Erkrankungen auf. Aus diesem Grund ist der Herzinfarkt bei Frauen auch schwerer zu erkennen. Deshalb sollten Betroffene, aber auch Angehörige besonders achtsam sein, falls derartige unspezifische Symptome bei einer Frau häufiger oder besonders stark auftreten, da tatsächlich ein Herzinfarkt vorliegen kann.

Um die Vorzeichen eines Herzinfarkts bei Frauen richtig deuten zu können, achten Sie auf folgende Symptome:

  • Im Unterschied zu Männer treten die klassischen Schmerzen in der Brust bei nur in etwa einem Drittel der Frauen auf.
  • Frauen klagen häufiger über ein Engegefühl oder auch einen Druck in der Brust.
  • Zudem zeigen sich bei Frauen als Vorzeichen für einen Herzinfarkt häufig Kurzatmigkeit, Beschwerden im Oberbauch, die nicht genau zugeordnet werden können, sowie Übelkeit und Erbrechen.

Herzinfarktsymptome bei Männern

Bei einem Mann hingegen kündigt sich der Herzinfarkt in der Regel mit den oben bereits genannten klassischen Vorzeichen an. Die meisten Männer mit Herzinfarkt haben Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte und leiden bereits seit längerem unter einer koronaren Herzkrankheit. Zusätzlich treten Symptome wie Kurzatmigkeit oder Brustenge vor allem bei körperlicher oder seelischer Belastung auf.

Diese Brustenge wird unter Medizinern Angina Pectoris genannt. Häufig verschwindet dieses Symptom auch wieder mit abklingender Belastung. Sollte es bei Ihnen allerdings häufiger zu diesem Gefühl der Brustenge kommen, raten wir Ihnen, einen Arzt aufzusuchen. Handelt es sich tatsächlich um eine Angina Pectoris, dann kann es nur noch ein kleiner Schritt bis hin zum Herzinfarkt sein.

Klingt die Brustenge nach Belastung nicht ab oder tritt sie bereits bei minimaler Belastung oder gar in Ruhe auf, dann sollte bitte sofort der Notarzt gerufen werden, denn dieses Symptom ist ein sicheres Anzeichen eines Herzinfarkts.

Der „stumme‟ Herzinfarkt

Der sogenannte stumme Herzinfarkt ist ein leichter Herzinfarkt und als solcher bleibt er bei Patienten häufig auch unbemerkt. Dabei ist dieser stumme Infarkt nicht minder gefährlich. Und genau aus diesem Grund ist es daher von großer Bedeutung, dessen Symptome zu erkennen, die auf den ersten Blick vielleicht unbedeutend erscheinen: im besten Fall retten Sie damit Leben!

Zu diesen unspezifischen Symptomen zählen:

  • Muskelzerrung
  • Müdigkeit
  • Kieferschmerzen

Sollten Sie bereits einen oder mehrere der erwähnten Risikofaktoren für einen Herzinfarkt wie genetische Veranlagung, Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht, etc. erfüllen, dann sollten Sie bei diesen unspezifischen, wie nebensächlich wirkenden Symptomen aufmerksam werden: Es könnte sich hierbei bereits um Vorzeichen für einen versteckten Herzinfarkt handeln. Gehen Sie daher in solchen Fällen bitte schnellstmöglich zu einem Arzt. Dieser kann mittels EKG (Elektrokardiogramm) eine genaue Diagnose stellen und bei Bedarf entsprechend handeln.

Behandlungsverlauf bei einem Herzinfarkt

Wie wichtig die Früherkennung bei einem drohenden Herzinfarkt ist und wie Ihnen die Deutung der Symptome gelingen kann, haben wir Ihnen ausführlich erläutert. Was aber ist zu tun, wenn ein akuter Herzinfarkt droht?. Welche Erstmaßnahmen sind umgehend vorzunehmen?

Im Ernstfall sollten Sie als Ersthelfer sofort den Notarzt unter der Notrufnummer 112 informieren. Versuchen Sie den Patienten zu beruhigen und überwachen Sie zudem seine Vitalfunktionen. Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen Sie im Notfall einleiten müssen, lesen Sie etwas weiter unten im Text im Abschnitt „Erste Hilfe bei einem Herzinfarkt‟. Lassen Sie den Patienten solange nicht aus den Augen, bis der Notarzt eintrifft.

Ab jetzt übernimmt der Notarzt. Dessen Hauptaugenmerk liegt auf der Entlastung des Herzens. Vor und während der Fahrt ins Krankenhaus leitet er deshalb folgende Behandlungsschritte ein:

  • Er verabreicht dem Patienten Schmerz- und Beruhigungsmittel, da Schmerzen den Bedarf an Sauerstoff noch erhöhen und somit das durch den Infarkt geschwächte Herz zusätzlich belasten würden.
  • Des Weiteren verabreicht der Notarzt sogenannte Nitrate. Dies sind durchblutungsfördernde und gefäßerweiternde Medikamente.
  • Als Drittes werden dem Patienten gerinnungshemmende Medikamente, wie beispielsweise Acetylsalicylsäure oder Heparin, verabreicht. Auf diese Weise soll die Entwicklung weiterer Blutgerinnsel verhindert werden.

In der Klinik angekommen, wird der Herzinfarktpatient umgehend auf die Intensivstation gebracht. Nur dort sind eine vollumfängliche Überwachung und bei möglichen Komplikationen auch ein rasches medizinisches Eingreifen gewährleistet. Hier beginnt auch die ausführliche Anamnese (systematische Befragung des Patienten).

Dabei werden dem Patienten einige Fragen zur aktuellen Situation gestellt, wie er sich fühlt und wo er Schmerzen hat. Zudem werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt und diverse Diagnoseverfahren angewendet, um festzustellen, ob der Patient wirklich einen Herzinfarkt erlitten hat und welche Bereiche des Herzens davon betroffen sind.

Diagnostik bei einem Herzinfarkt

Zu Beginn der Herzinfarktdiagnostik hört der Arzt Herz und Lunge des Patienten ab. Dann bittet der Arzt den Patienten, ihm die aktuellen Beschwerden sowie eventuelle Vorerkrankungen zu schildern. Wichtig für eine Herzinfarktdiagnose und den anschließenden Therapieablauf ist ebenfalls das Wissen darum, ob bereits Herzerkrankungen in der Familie vorgekommen sind. Im Anschluss werden die folgenden Untersuchungen durchgeführt:

Elektrokardiographie

Ein EKG, so die Abkürzung für die Elektrokardiogrammuntersuchung, macht den Herzinfarkt sichtbar. Anhand der dargestellten EKG-Musters kann der Kardiologe erkennen, welche Bereich des Herzmuskels vom Infarkt betroffen ist. Dennoch kann es allerdings vorkommen, dass anhand der Ergebnisse des EKGs eine eindeutige Herzinfarktdiagnose (noch) nicht möglich ist.

Laboruntersuchungen zur Herzinfarktdiagnose

Im Rahmen umfangreicher Laboruntersuchungen können im Blut bestimmte Marker für einen Herzinfarkt erkennbar sein. Dazu werden Herzenzyme (Eiweiße) im Blut bestimmt, darunter auch die sogenannte Creatinkinase (CK-MB), Myoglobin, GOT) oder kardiales Troponin (cT).

Diese Herzenzymwerte im Blut können Aufschluss darüber geben, ob die Herzmuskelzellen bereits geschädigt sind. Gerade die Troponine l und T, die typisch für den Herzmuskel sind, lassen gesicherte Auskünfte zu, ob ein Herzinfarkt vorliegt, da sie nach einem Herzinfarkt deutlich ansteigen.

Herzultraschall

Die Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie oder Ultraschallkardiographie, UKG) hilft dem Kardiologen dabei, die Größe des Infarkts genau zu beurteilen. Das Ultraschallbild zeigt an, wie stark der Herzmuskel bereits durch den Herzinfarkt geschädigt ist.

Herzkatheteruntersuchung

Die Herzkatheteruntersuchung (Koronarangiographie) gibt dem Kardiologen Aufschluss darüber, welche Herzkranzgefäße verstopft oder verschlossen sind und wo genau sie liegen. Dies ist vor allem mit Blick auf die spätere Stent-Therapie, bei der die Verstopfung gelöst werden soll, eine lebensentscheidende Information für den behandelnden Arzt.

Bei der Herzkatheteruntersuchung ist der Patient in der Regel bei Bewusstsein. Einzig die Einstichstelle in der Leistengegend, an der der Katheter in den Körper eingeführt wird, ist örtlich betäubt, so dass die Behandlung für den Patienten in der Regel nahezu schmerzfrei verläuft.

Weitere Informationen zur Stent-Therapie lesen Sie weiter unten im Text.

Magnetresonanztomographie

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist ein bildgebendes Verfahren und arbeitet mit Magnetfeldern im Radiofrequenzbereich. Auf diese Weise werden mit Hilfe eines MRTs viele Schnittbilder des Herzens dargestellt. Der Vorteil bei dieser Untersuchung liegt darin, dass hier auch dynamische Prozesse, wie beispielsweise der Blutfluss dargestellt werden können. So kann das MRT aussagekräftige Informationen darüber liefern, wie stark das Herz bereits geschädigt ist.

Therapie bei einem Herzinfarkt

Nachdem die Diagnose Herzinfarkt feststeht, leitet nun der behandelnde Arzt die auf den Untersuchungsergebnissen basierende Herzinfarkttherapie ein. Falls sich der Patient nicht bereits im Herzkatheterlabor der behandelnden Klinik befindet, wird er nun dorthin verlegt.

Dabei ist es für den Patienten überlebenswichtig, dass der behandelnde Arzt und dessen Team schnell handeln, denn das verschlossenen Herzkranzgefäß muss so rasch wie möglich wieder für den Blutfluss durchgängig gemacht werden, damit der Herzmuskel nicht noch mehr geschädigt wird.

Herzkatheter und Stent

Da bei der Diagnose und Behandlung eines Herzinfarkts jede Sekunde zählt, leitet der behandelnde Arzt häufig bereits während der Herzkatheteruntersuchung die Therapie mit einer Ballondilatation und einem Stent-Implantat ein. Im Folgenden erläutern wir den Ablauf dieser sogenannten perkutanen Koronarintervention:

  • Ballondilatation: Hier wird der Katheter von der Leiste bis in die verengte Stelle im Herzen geschoben. An der Spitze des Katheters ist ein Ballon angebracht, der nun für circa eine Minute aufgeblasen wird. Ziel ist es, die arteriosklerotischen Ablagerungen auf die Außenseite der Gefäßwand zu drücken und die Arterie zu dehnen, damit das Blut wieder durchfließen kann. Den kompletten Verlauf dieser Herzinfarktbehandlung mit Hilfe eines Herzkatheters kann der Arzt an einem Bildschirm mitverfolgen. Auf diese Weise kann er sofort erkennen, ob das Gefäß mittels Ballondilatation ausreichend gedehnt werden konnte.
  • Stent-Implantation: In der Regel genügt eine Ballondilatation nicht, um langfristig sicherzustellen, dass das Herzkranzgefäß an dieser Stelle auch offen bleibt. Daher wird in den meisten Fällen noch ein Stent-Implantat an der verengten Stelle eingesetzt. Der sogenannte Stent ist ein Metallröhrchen mit einer Gitterstruktur. Dieser Stent befindet sich an der Spitze des Katheters und wird nach der Ballondilatation als stabilisierende Stütze im Gefäß belassen.

Lysetherapie

Stellt der Kardiologe fest, dass eine perkutane Koronarintervention bei einem Herzinfarktpatienten nicht möglich ist, dann wird alternativ die sogenannte Lysetherapie eingeleitet. Bei dieser Therapieform werden dem Patienten über eine Infusion blutverdünnende Medikamente, wie z. B. Acetylsalicylsäure oder Heparin, verabreicht. Diese Medikamente sollen das Blutgerinnsel an der Engstelle im Gefäß auflösen und den Blutdurchfluss wieder ermöglichen.

Zusätzlich werden sogenannte Statine (Cholesterinsenker) verabreicht. Diese unterstützen die Gefäßheilung langfristig, insbesondere bei Patienten, die bereits einen Herzinfarkt hinter sich haben. Deshalb empfehlen Mediziner in der Regel, dass diese Statine auch nach der Lysetherapie unter Aufsicht des Hausarztes weiter eingenommen werden. So können die Blutfette langfristig gesenkt und das Risiko eines erneuten Herzinfarkts minimiert werden.

Bypassoperation

Bei stark ausgeprägten Verengungen der Kranzgefäße kann es sein, dass der behandelnde Kardiologe als einzig mögliche Herzinfarkttherapie eine Bypassoperation empfiehlt. Die Bypassoperation findet unter Vollnarkose statt. Dabei wird die das verstopfte Gefäß durch ein künstliches oder auch ein körpereigenes Gefäß, das zuvor an anderer Stelle entnommen wird, ersetzt.

Rehabilitationsmaßnahmen (Reha) nach einem Herzinfarkt

Ist der Herzinfarkt überstanden und die Herzinfarktbehandlung erfolgreich abgeschlossen, wird als nächster Schritt mit den Rehabilitationsmaßnahmen begonnen. Diese Anschlussbehandlung hilft dem Patienten dabei, die Risikofaktoren eines erneuten Infarkts zu minimieren und sich somit trotz Herzinfarkt in Alltag und Beruf wieder zurechtzufinden.

Besonders nach einer Bypassoperation, da es sich hierbei um einen erheblichen Eingriff handelt, empfehlen Kardiologen eine stationäre Reha, die durchschnittlich drei bis vier Wochen dauert. Mit einer erfolgreich durchgeführten Reha können Sie die Folgen eines Herzinfarkts minimieren, einem erneuten Herzinfarkt vorbeugen und zugleich die Lebenserwartung nach einem Herzinfarkt erhöhen.

Bei einem leichten Herzinfarkt ist in der Regel eine stationäre Reha in einer speziellen Einrichtung nicht notwendig und dafür eine ambulante ausreichend. Voraussetzung für die erfolgreiche Herabsetzung der Risikofaktoren eines erneuten Herzinfarkts ist allerdings, dass der Patient aktiv mitarbeitet und auch zuhause im Alltag das umsetzt, was er in der Reha erlernt hat.

Im Zentrum der Reha-Maßnahmen nach einem Herzinfarkt stehen folgende Punkte. Der Patient muss:

  • die Erkrankung annehmen,
  • die Ursachen der Erkrankung kennen,
  • seine körperliche Leistungsfähigkeit wiederherstellen,
  • seine Erfahrungen mit Gleichgesinnten austauschen, wodurch er seelische Unterstützung erhält.

Um diese Aspekte ausführlich zu berücksichtigen, beinhaltet die Rehabilitation nach einem Herzinfarkt die folgend aufgeführten Maßnahmen:

Unterstützung im körperlichen (somatischen) Bereich:

Vor allem die körperliche Leistungsfähigkeit hat durch den Herzinfarkt stark gelitten. Hier gilt es nun Schritt für Schritt wieder Ausdauer und Kraft zu erlangen. Begonnen wird mit einem leichten Ausdauer- und Krafttraining, dessen Intensität nach und nach eine Steigerung erfährt.

Auf dem Programm stehen das Fahrradfahren auf dem Fahrradergometer, Schwimmen, zunächst Gehen, später auch leichtes Lauftraining und Gymnastikübungen. Im Ausgleich dazu werden in das Training auch Entspannungsübungen eingebaut, die dem Patienten später vor allem in Stresssituationen helfen soll.

Unterstützung bei der Umsetzung im Alltag:

Wichtig für die Lebenserwartung nach einem Herzinfarkt sind vor allem auch die Bereiche Ernährung und allgemeiner Lebensstil. Dem Patienten muss klar sein, dass er zukünftig auf Rauchen und übermäßigen Alkoholgenuss verzichten sollte. Zudem erläutert ihm ein Ernährungsberater die Feinheiten einer gesunden, ausgewogenen und fettarmen Ernährung. Der Patient übt in einer Lehrküche die praktische Umsetzung am Kochtopf.

Psychologische Unterstützung und Hilfestellung im sozialen Bereich:

Da nach einem Herzinfarkt auch die psychische und soziale Komponente nicht außer Acht gelassen werden darf, bekommt der Patient im Rahmen seiner Herzinfarktrehabilitation auch Unterstützung in diesen Bereichen.

Gerade nach einer Bypassoperation oder nachdem ein Stent eingesetzt wurde, leiden zahlreiche Patienten unter Angstzuständen oder Depressionen. Hier ist die Hilfe durch einen Psychologen besonders wichtig.

Auch im sozialen Bereich ist nach einem Herzinfarkt Unterstützung gefragt. Viele Infarktpatienten beschäftigen Themen wie die soziale Absicherung nach einem Herzinfarkt. An diesem Punkt sind Sozialarbeiter im Rahmen einer Herzinfarktrehabilitation wichtige Anlaufstellen, um dringende Fragen des Patienten zu klären.

Darüber hinaus bieten viele Reha-Kliniken auch Raucherentwöhnungsprogramme an.

Wie kann einem Herzinfarkt vorgebeugt werden?

Grundsätzlich sollten Sie nach einem Herzinfarkt einige einfache Regeln einhalten, um Ihre Lebenserwartung nach diesem harten Einschnitt nachhaltig zu verbessern.

Wie also können Sie einem Herzinfarkt vorbeugen? Sollten Sie Rauchen – geben Sie es auf! Rauchen zählt zu den Hauptrisikofaktoren für Arteriosklerose.

Achten Sie auf eine gesunde Ernährung – möglichst ausgewogen, fett- und cholesterinarm. Paniertes und Frittiertes ist ab jetzt tabu. Vielmehr sollte Sie Fisch und weißem, fettarmem Fleisch den Vorzug geben.

Frisches Obst und Gemüse sollten ebenfalls täglich auf Ihrem Speiseplan stehen. Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen oder Erbsen sind cholesterinfrei. Bevorzugen Sie zudem Omega-3-Säure-haltige Öle wie Raps- und Olivenöl.

Leiden Sie an Übergewicht? Dann gilt es jetzt abzunehmen. Richten Sie sich dabei am besten nach dem sogenannten Body-Mass-Index (BMI), die Bewertung des Körpergewichts eines Menschen im Verhältnis zu seiner Körpergröße. Der ideale Body-Mass-Index für Mann und Frau liegt etwa zwischen 20 und 24.

Der BMI errechnet sich wie folgt: Körpergewicht (in kg) geteilt durch Größe (in m) zum Quadrat.

Hier eine Beispielrechnung für eine Person, die 80 kg wiegt und 1,70 m groß ist: 1,70 m zum Quadrat ist gleich 2,89. Und nun das Gewicht durch diesen Wert teilen: Der BMI dieser Beispielperson beträgt 27,7.

Folgende Klassifizierungen des BMI gelten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO)

18,5 ‒ 24,9 Normalgewicht
25 ‒ 29,9 Übergewicht
30 ‒ 34,9 Adipositas Grad I (Fettleibigkeit)
35 ‒ 39,9 Adipositas Grad II
ab 40 Adipositas Grad III

Bleiben Sie in Bewegung – treiben Sie Sport, aber übertreiben Sie es nicht. Für Herzpatienten gibt es eigens eingerichtete Koronarsportgruppen. Dort können Sie unter fachmedizinischer Anleitung Sport treiben. Sprechen Sie bei Ihrem Kardiologen das Thema an, er wird Ihnen mit Sicherheit entsprechende Adressen für derartige Sportgruppen in Ihrer Gegend nennen können.

Reduzieren Sie Ihren Stresspegel. Sollte es doch wieder einmal hoch hergehen in Ihrem Leben, sorgen Sie für Ruhe und Auszeiten. Treiben Sie Yoga oder gehen Sie regelmäßig spazieren, am besten raus in die grüne Natur oder in den Wald. Informieren Sie sich auch diesbezüglich bei Ihrer Krankenkasse. Es gibt zahlreiche stressreduzierende Präventivangebote, die nach einem Herzinfarkt von der Kasse übernommen werden.

Vergessen Sie auch nach dem Herzinfarkt Ihre regelmäßigen Arztbesuche nicht.

Erste-Hilfe bei einem Herzinfarkt

Im Notfall sollten Sie rasch handeln und als Ersthelfer bei einem Herzinfarkt folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen schnellstmöglich durchführen:

  • Rufen Sie unter der Notruftelefonnummer 112 den Notarzt.
  • Lagern Sie den Betroffenen mit leicht erhöhtem Oberkörper, auf diese Weise können Sie das Herz entlasten.
  • Versuchen Sie den Patienten zu beruhigen, sprechen Sie ruhig mit ihm und versuchen Sie Hektik zu vermeiden.
  • Öffnen Sie Hemdkragen und Gürtel von Rock oder Hose.
  • Sollte der Patient das Bewusstsein verlieren, bringen Sie ihn in die stabilen Seitenlage.
  • Überwachen Sie ab jetzt bis zum Eintreffen des Notarztes Puls und Atmung des Patienten, um bei einem eventuellen Herz- oder Atemstillstand sofort mit der Herzmassage beginnen zu können.

Wann sollte ich den Krankenwagen rufen?

Wie bereits mehrfach erwähnt: Ein Herzinfarkt ist ein absoluter Notfall! Sollten Ihnen daher an sich selbst oder bei Ihrem Gegenüber die oben genannten Herzinfarktsymptome auffallen, rufen Sie sofort den Notarzt unter 112. Zögern Sie nicht! Je schneller ein Patient im Krankenhaus behandelt werden kann, umso größer sind die Chancen, dass er diesen medizinischen Notfall überlebt.

Quellen

 

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