Hamam – Alles über das türkische Dampfbad

Hamam – Alles über das türkische Dampfbad

Die orientalische Zeremonie ist eine Tradition, die in der türkischen und arabischen Kultur entstanden ist. Eigentlich ist das Hamam ein islamisches Reinigungsritual vor dem religiösen Gebet. In den westlichen Hamams dient der Besuch der Entspannung und Erholung vom Alltag.

Vor allem in Großstädten und Ballungsräumen finden sich Hamams, die sich an den Traditionen der islamischen Badehäuser orientieren.

Die größte Dichte an Hamams finden Sie in Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf, Wuppertal, Bremen und Frankfurt.

Das Wort Hamam stammt aus dem arabischen und bedeutet wörtlich übersetzt Wärme. Neben Wasser spielt Wärme die bedeutendste Rolle während eines Hamam-Besuchs. Die Räume sowie das Wasser im Hamam sind erwärmt.

Was ist ein Hamam?

Bei einem traditionellen Hamam handelt es sich um eine Badezeremonie mit Reinigungsritual.

Das Hamam hat seinen Ursprung in der islamischen und arabischen Kultur. Das türkische Hamam soll den Körper reinigen und ihn mit dem Geist verbinden, bevor die Moschee für das Gebet besucht wird. Bereits seit mehreren hundert Jahren gibt es das Hamam. Es hat sich vom ursprünglichen sozialen Treffpunkt und Reinigungsritual zu einem Wellnessprogramm entwickelt.

In den westlichen Ländern, die die Tradition des Hamam übernommen haben, handelt es sich um einen Ort, bei dem vor allem Ruhe und Entspannung und nicht die Kommunikation und Reinigung im Vordergrund stehen.

Die traditionellen türkischen Badehäuser befinden sich fernab von touristischen Zentren und kennzeichnen sich dadurch aus, dass Männer und Frauen das Hamam nicht gemeinsam, sondern stets getrennt besuchen. Der Körper wird außerdem vor dem Reinigungsritual durch ein Handtuch verhüllt, denn die Wahrung der Intimsphäre hat eine zentrale Bedeutung. Das Tuch reicht von den Schultern bis zu den Knien.

Die Geschichte des Hamam

Die Geschichte des Hamam liegt mehrere hundert Jahre zurück. Vor dem Gebet in der Moschee unterziehen sich die Gläubigen einer intensiven Reinigung. Der ursprüngliche Gedanke des Badehauses war religiös motiviert.

Im traditionellen Hamam spielt neben des Waschrituals auch die Kommunikation fernab vom Alltag eine große Rolle. So treffen sich die Dorfbewohner vor dem Gebet traditionell im Hamam, um sich ungezwungen zu unterhalten und gemeinsam die Reinigung zu genießen.

Ursprüngliche und traditionelle Hamams finden sich heute noch in hoher Zahl in Anatolien und Istanbul, fernab der touristischen Zentren.

Der Ablauf eines Hamam-Besuchs

Wenn Sie ein traditionelles Hamam-Badehaus besuchen, werden Sie einen strukturierten Ablauf während Ihres Aufenthalts erleben: Zuerst werden Sie in einen Umkleideraum geführt, den sogenannten Camekan. Hier legen Sie Ihre Kleidung ab und wickeln sich ein Handtuch aus Leinengewebe, den Pestemal, um den Körper.

In westlichen Hamams können Sie auch einen Bademantel erhalten. Dies ist aber nicht Teil der ursprünglichen Hamam-Tradition. Hier wird nur das Pestemal genutzt.

Danach nehmen Sie zunächst eine warme Dusche. Dies dient der körperlichen Reinigung und um sich auf das Baderitual vorzubereiten.

Danach werden Sie in das Dampfbad geführt, in dem Temperaturen um die 45 Grad herrschen. Hier setzen Sie sich auf eine warme Marmorplatte und genießen für circa 15 Minuten die Wärme.

Nach dem Dampfbad nehmen Sie erneut eine warme Dusche. Danach folgt ein weiterer Gang in das Dampfbad.

Jetzt legen Sie sich auf eine warme Marmorplatte, auch Nabelstein oder Göbek Tasi genannt.

Während Sie auf dem Bauch liegen, erhalten Sie mit einem speziellen Handschuh ein raues Peeling. Spezielle Techniken fördern die Durchblutung und beseitigen Ablagerungen und abgestorbene Hautschuppen. Dieses Peeling, das Kese, wird durch den Tellak, einen erfahrenen Hamam-Bademeister, durchgeführt.

Anschließend wird der Körper ausgiebig eingeseift und die ausführliche Massage beginnt. Ihr Körper ist dabei komplett mit Schaum bedeckt. Nach Beendigung der Schaummassage wird der Körper gründlich mit warmen Wasser abgespült. Traditionell wird ihr Körper kurz noch einmal mit kaltem Wasser überschüttet um den Kreislauf anzuregen.

Die Badezeremonie wird mit dem Genuss eines Tees in einem angrenzenden Ruheraum beendet. Hier fällt die Wahl meist auf die Sorte marokkanische Minze. In den meisten Hamams wird auch frisches Obst und Wasser gereicht. Besuchen Sie ein traditionelles Hamam, werden Sie durch einen Tellak durch die komplette Zeremonie begleitet.

Ein Tellak ist ein erfahrener Bademeister, der durch seine langjährige Erfahrung bestens mit den Ritualen des Hamam vertraut ist und die Techniken für die Schaummassage perfekt beherrscht.

Die positiven Effekte eines Hamam-Besuchs

  • Lösen von Verspannungen
  • Die Poren des Körpers werden geöffnet und gereinigt
  • Vorbeugung von Entzündungen
  • Entspannung und somit Steigerung des psychischen Wohlbefindens
  • Die hohen Temperaturen fördern die Aktivität des Immunsystems
  • Der Kreislauf wird angeregt
  • Die Durchblutung wird gefördert

Für wen ist ein Hamam geeignet?

Jede Person, die ausgiebige Entspannung sucht und einmal aus dem Alltag fliehen möchte, sollte ein Hamam besuchen.

Mittlerweile gibt es in jeder Großstadt in Deutschland ein Hamam mit einem vielfältigen Wellnessangebot. Besonders geeignet ist ein Hamam für Personen, die Ganzkörpermassagen, raue Peelings, Wasser und Wärme mögen.

Kinder, Erwachsene, ältere und behinderte Menschen, psychisch Erkrankte und vom Alltag gestresste Männer und Frauen können ein Hamam besuchen. Die Entspannung, die sich durch das Hamam einstellt, ruft eine positive körperliche Reaktion hervor. Dies wirkt sich günstig auf die Förderung und Erhaltung der Gesundheit aus.

Wenn Sie ein traditionelles Hamam erleben möchten, das den Riten der islamischen Kultur unterliegt, sollten Sie unbedingt ein Hamam in der Türkei abseits der Touristenzentren besuchen.

Wer sollte nicht in ein Hamam gehen?

Personen, die unter einer der folgenden Krankheiten leiden, sollten auf den Besuch eines Hamam verzichten:

  • akute Entzündungen und Infektionskrankheiten
  • Herz-Kreislaufbeschwerden
  • Thrombose
  • Krampfadern
  • Venenentzündungen
  • akuter Sonnenbrand
  • offene Wunden
  • Erkältung und Fieber
  • Allergien und Hautkrankheiten

Hamams in der islamischen Welt und in Deutschland

Das orientalische Bad in der Türkei hat eine lange Tradition und ist eng verbunden mit dem Islam. So dient das Hamam der Begegnung und der Reinigung. Meist befindet sich das Hamam in der Nähe einer Moschee, die nach dem Reinigungsritual zum Gebet besucht wird.

In Deutschland dient das Hamam der Entspannung und der Erholung vom Alltag. Hier werden in der Regel verschiedene Anwendungen angeboten, wie Massagen und diverse Peelings. Ziel ist es, dem Besucher eine Zeit purer Entspannung zu bieten.

Die Traditionen mit denen das orientalische Hamam verbunden ist, haben in Deutschland wenig bis keine Bedeutung. In deutschen Hamams steht der Wellnessfaktor und kein Reinigungsritual vor einem Moscheebesuch im Vordergrund. In einem traditionellen Hamam widmen sich Männer und Frauen der Körperpflege – Männer nutzen die Zeit für eine ausgiebige Rasur, Frauen für die Epilation ihrer Beine.

Die Hamams in Deutschland bieten Schönheitspflege oft zusätzlich zu der Massage an. Diese bestehen aber meist nicht aus einer Rasur, sondern einer intensiven Gesichtsmaske und Reinigung der Haut.

Hamam oder Sauna? Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Ein Besuch des Hamam unterscheidet sich in einigen Punkten wesentlich von dem einer Sauna.

Bei einem Hamam durchläuft man verschiedene Räume, in denen unterschiedliche Temperaturen herrschen. So kann sich der Körper langsam an die steigenden Temperaturen gewöhnen. Im Hamam herrschen Temperaturen von 38 bis 50 Grad, je nach Räumlichkeit.

Entscheiden Sie sich für einen Saunagang werden Sie ausschließlich bei hohen Temperaturen um die 80 bis 100 Grad schwitzen.

Während des Hamam erfolgt eine Reinigung, inklusive eines rauen Peelings und einer ausgiebigen Schaummassage, die den ganzen Körper einhüllt. In der klassischen Sauna gibt es keine Massage- oder Reinigungsrituale, wie das im Hamam der Fall ist. Im Hamam wird außerdem mit Hilfe von angenehmen Düften, wie Olivenöl oder Orangenöl, verschiedenen Lichtquellen und leisen Klängen darauf geachtet, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.

Der Gang in die Sauna hat keine religiösen Hintergründe. Außerdem ist es nicht erwünscht sich in der Sauna zu unterhalten. Diese ist ein Ort der Ruhe im Gegensatz zum ursprünglichen Hamam, der gerne zum Austausch genutzt wird.

Wieviel kostet ein Besuch im Hamam?

In Deutschland entstehen für einen Besuch im Hamam etwa Kosten in einer Preisspanne beginnend ab 40 bis circa 120 Euro. Der Preis ist abhängig davon, welchen Standort Sie in Deutschland wählen und für welches Wellnessprogramm Sie sich im Hamam entscheiden.

In touristischen Ballungszentren wie in Berlin, Hamburg oder Frankfurt, werden höhere Preise für den Besuch im Hamam aufgerufen. In deutschen Hamams können Sie meist aus verschiedenen Wellnessprogrammen wählen, die sich in Art und Dauer der Anwendung unterscheiden. Deshalb ist ein Besuch im westlichen Hamam in der Regel teurer als ein klassischer Saunagang.

In der Türkei werden in touristischen Zentren höhere Preise für einen Hamambesuch verlangt, als in Gegenden, in denen ein traditionelles Badehaus angesiedelt ist. In alten, traditionellen Hamams in der Türkei können Sie bereits ab 15 Euro ein Reinigungsritual erleben. Besonders in Städten im Inneren Anatoliens finden sich auch heute noch viele traditionelle Hamams, die alle ursprüngliche Riten eines Hamam einhalten. Je nachdem wo Sie sich für einen Hamambesuch entscheiden, schwanken die Preise immens. Der Eintritt in ein Hamam in der Türkei ist allerdings, vor allem fernab der touristischen Zentren, wesentlich günstiger als ein Besuch in Deutschland.

 

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