Hanf

Hanf

Verkannt und unterschätzt: Hanf

Lebensmittel und Medizin, Räucherware und Rauschmittel, Faser für Kleidungsstücke und Dämmmaterial – all das steckt in einer Pflanze, nämlich im Hanf, eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. In Tausenden von Jahren erlebte das Gewächs eine äußerst wechselhafte Geschichte. Hoch geschätzt als Arzneimittel, verdammt durch die psychedelische Wirkung gewinnt in den letzten Jahren das Heilkraut wieder zunehmend an Bedeutung.

Hanf – Herkunft, Erkennungsmerkmale, Wirkstoffe

Hanf, Cannabis gehört zur Familie der Cannabaceae. Dieser Familie gehört auch der Hopfen Humulus an. Ursprünglich beheimatet ist Cannabis in Asien und Osteuropa. Er gedeiht jedoch in allen gemäßigten bis tropischen Zonen, und zwar sowohl in Kulturform als auch in Wildform.

Hanf, die robuste Pflanze

Hanf gehört zu den Theophyten. Der Name entstammt dem altgriechischen Théros = Wärme, Sommer und Phyton = Pflanze. Damit werden krautige Arten bezeichnet, die während der warmen Jahreszeit den ganzen Wachstumszyklus durchlaufen und als Samen im Boden die kalten Monate überdauern. Theophyten wachsen oft ruderal. Hierunter versteht man die Vegetation, die sich entweder auf von Menschenhand stark veränderten Standorten einstellt, beispielsweise auf aufgelassenem Fabrikgelände oder an ungenutzten Werkseinfahrten oder auf Brachland sowie von Vegetation frei gehaltenem Boden.

Hanf und sein Erscheinungsbild

Die einjährig kultivierte Pflanze erreicht je nach Bodenbeschaffenheit und Klima eine Höhe von zwei bis vier Metern. Dank einer langen, starken Pfahlwurzel von teils über zwei Metern gedeiht Hanf auch auf eher trockenem Boden. Die krautigen Stängel stehen fast immer einzeln, die aufrechte Form kommt der Ernte des Nutzhanfes sehr entgegen. Hanf ist von einem dunklen Grün, Seitentriebe und Blattunterseiten sind weißlich behaart.

Die Laubblätter sind wechselständig angeordnet, mit einer Gliederung in Blattstiel und Blattspreite. Die Länge des Stils beträgt zwei bis sieben Zentimeter, kann aber bis fünfzehn Zentimetern betragen. Die einzelnen Blätter sind palmat angeordnet, also in Handform. Sie sind am Blattstiel kleiner und werden zur Laubblattspitze hin größer. Ihre Länge beträgt etwa sieben bis fünf Zentimeter, die Blattbreite einen bis eineinhalb Zentimeter. Die einzelnen Blätter sind lanzettlich bis linealisch und verfügen über einen fein gesägten Rand, die Nebenblätter sind ebenfalls linealisch.

Weibliche und männliche Blüten unterscheiden sich:

Männliche Blütenstände sind etwa 25 cm lang. An einem zwei bis vier Millimeter langen Blütenstiel bilden sich hängende, nickende Blüten aus. Sie sind grün bis gelbgrün, mit kleinen lanzettlichen oder eiförmigen Kelchblättern, Kronblätter sind nicht ausgebildet. Der Staubbeutel ist länglich rund und stellt ein Hauptunterscheidungsmerkmal zur weiblichen Pflanze dar.

Die weiblichen Blüten erscheinen in den Blattachseln. Sie stehen dicht zwischen den Tragblättern und Vorblättern. Die kleinen Blüten sind bei der weiblichen Pflanze ungestielt, die Farbe grün. Der Kelch liegt eng am runden Fruchtknoten an.

Woran erkenne ich Hanf?

Auffallend sind die Blätter des Hanfs, deren stilisierte Form als Zeichen der Hanfbewegung wohl jeder einmal gesehen hat. Ein wenig erinnert die Pflanze auf den ersten Blick in ihrem Habitus, also der Erscheinung, an eine Brennnessel, mit der sie in der Tat verwandt ist. Die gefiederten Blätter schließen aber eine Verwechslungsgefahr aus. Auffallend wird Hanf durch seinen typischen Geruch, der bereits von jungen Pflanzen ausgeht.

Die häufigsten Hanfarten

Hanf wird in drei Arten, die allerdings wieder Unterarten tragen, unterschieden:

  • Cannabis sativa, Gewöhnlicher Hanf, auch Echter Hanf genannt
  • Cannabis indica, Indischer Hanf
  • Cannabis ruderalis, Ruderalhanf

Unterarten von Cannabis sativa sind der Kultur-Hanf, Cannabis sativa var. sativa) und der Wild-Hanf Cannabis sativa var. spontanea Vav..

Ob Ruderalhanf eine eigenständige Art oder Unterart von Cannabis sativa ist, an dieser Frage scheiden sich die Geister. So spricht dafür, dass es sich um eine eigene Art handelt, dass Cannabis ruderalis im Gegensatz zu den beiden anderen Hanfarten seinen Wachstumszyklus unabhängig von einem Lichtzyklus durchläuft. Jedoch ergaben sich bei Untersuchungen keine gravierenden biochemischen Unterschiede. Da sich alle Hanfarten untereinander kreuzen lassen, sind beide Möglichkeiten denkbar.

Inhaltsstoffe

Verwendet werden alle oberirdischen Teile des Hanfes, die Stiele von Nutzhanf zur Fasergewinnung, die Samen von Indischem und Echtem Hanf zur Gewinnung von Öl und als Rauschmittel, Blätter können als Tee zu bereitet werden.

Die wirksamen Inhaltsstoffe des Hanfes sind in den einzelnen Pflanzenteilen verschieden, ebenso treten sie naturgemäß von Pflanze zu Pflanze in unterschiedlicher Konzentration auf. Cannabis indica wirkt in seinen Bestandteilen eher beruhigend und entspannend auf den Körper ein, Cannabis sativa ist energetisierend und stimulierend.

Hauptbestandteile der Blätter (Cannabis herba) sind

  • Cannabinoide in mehr als 60 Verbindungen, darunter Tetra-Hydra-Cannabidiol (TCH) und Cannabidiol (CBD)
  • ätherische Öle
  • Phenole
  • Harze
  • Flavonoide

Die Samen enthalten

  • Öl (Fettgehalt 25 bis 35 %, u.a. mit Linol-, Linolen- und Ölsäure)
  • Proteine
  • Cholin
  • Trigonellin
  • Isoleucin

Hanf in der Humanmedizin, als Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel

Der Indische Hanf findet seine Verwendung als Droge und Medikament. Echter Hanf mit THC-Gehalt dient ebenfalls als Medikament, aus THC-freiem Nutzhanf gewinnt man Blätter für Tee, die Saat als Futter und Beikost sowie hochwertiges Öl aus der Saat.

Anwendungsgebiete für Hanf in der Phytotherapie und Volksmedizin

CBD ist als Zubereitung auf Rezept bei wenigen Apotheken in Deutschland erhältlich. Medizinisches CBD-Öl kann allerdings aus dem Ausland bezogen werden. Allerdings sind die Quellen nicht immer überprüfbar, sollte entgegen der Behauptung des Herstellers oder Lieferanten THC enthalten sein, macht man sich mit dem Besitz strafbar.

Da der Besitz und Genuss von THC-haltigem Hanf nur in Einzelfällen für den medizinischen Gebrauch zugelassen wird, beschränken sich die nachstehenden Anwendungsbereiche auf den Einsatz von in Deutschland frei verkäuflichen Drogen (im Sinne von getrockneten Pflanzenteilen) sowie der Samen und des Hanföls, wie es als Speiseöl verarbeitet wird.

Hanf bei Kinderwunsch

Von Hanftee wird berichtet, dass er den Zyklus stärkt und selbst bei schwacher und unregelmäßiger Menstruation nach kurzer Zeit der Zyklus so stabil wurde, dass lang gehegte Kinderwünsche in Erfüllung gingen. Auch gilt der Hanftee als hilfreich, wenn starke Menstruationsbeschwerden gelindert werden sollen.

Schwangerschaft und Hanf

Jede Anwendung von Hanf, auch von Öl und Tee, sollte wegen eventueller Rückstände von THC und der muskelentspannenden Wirkung – mit womöglich negativem Einfluss auf die Geburtswege – mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Hanf in der Stillzeit

In der Stillzeit gilt ebenfalls, dass eine Anwendung von Hanf mit dem Arzt abgeklärt werden sollte. Wird Hanf während der Stillphase verwendet, so ist hier ganz besonders auf eine zuverlässige Quelle und schadstofffreie Qualität der Ware zu achten.

Hanf bei Durchfall

Hanftee gilt als beruhigend und entspannend für den Verdauungstrakt. Er soll Magenkrämpfe lindern, den antioxidativen und entzündungshemmenden Wirkstoffen wird eine wohltuende Wirkung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zugeschrieben.

Hanf bei Übelkeit

Hanftee soll nach Angaben Betroffener bei Übelkeit und leichtem Erbrechen rasch helfen. Er kann die Verdauungssäfte und den Appetit anregen, auch das trägt zur Besserung bei. Entsteht die Übelkeit durch Aufregung oder Stress, kann die dem Hanf zugeschriebene ausgleichende Wirkung das Nervensystem beruhigen und so zu Reduktion der Übelkeit beitragen.

Hanf bei Appetitlosigkeit

Auch wenn der Heißhunger, der nach dem Kiffen auftritt, dem THC zugeschrieben wird, so gibt es doch Hinweise darauf, dass selbst Tee ohne THC den Appetit steigern kann. Jedoch kommt es nicht zu Fressattacken, der Appetit wird vielmehr in einem guten Maße reguliert.

In den nächsten Abschnitten sind die Hauptanwendungsbereiche von Hanf mit THC in medizinischer Hinsicht – auf ärztliches Rezept und mit Genehmigung des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte – aufgeführt. Die Wirkstoffe CBD und THC werden synthetisch und halbsynthetisch nachgebaut oder aus standardisierten Pflanzenextrakten gewonnen. Seit 1997 ist Dronabinol zugelassen, seit 2011 Sativex. Daneben gibt es Medikamente, die nur über das Ausland zu beziehen sind.

Hanf bei Schmerzen

Für Schmerzpatienten, die unter chronischen Beschwerden leiden, ist Hanf das Mittel der Wahl, wenn es gilt, Morphium zu ersetzen. Morphine fallen ebenfalls unter das Betäubungsmittelgesetz. Sie werden ohne gesetzliche Regulation verschrieben, führen aber oft zu heftigen Nebenwirkungen und vor allem zu Abhängigkeit. Hier stellt Hanf eine sinnvolle Alternative dar, zumal es keine Sucht auslöst. Chronische Schmerzzustände, die mit Hanf therapiert werden können, sind vor allem Neuralgien, Fibromyalgie, Phantomschmerzen und Migräne.

Bei Depression – Hanf statt Psychopharmaka

Psychopharmaka werden von vielen depressiven Patienten schlecht vertragen. Die Nebenwirkungen sind enorm, die Medikamente können unter anderem Parkinson auslösen. Auch ist nachgewiesen, dass Psychopharmaka gerade in der Einstellungsphase oft das hervorrufen, was sie eigentlich verhindern sollten, nämlich eine akute Suizidgefährdung. Von Hanf dagegen wird gesagt, dass er nicht nur auf die Depression, sondern auch auf auslösende Krankheiten wie Krebs, Multiple Sklerose, ALS oder Parkinson positiv einwirkt.

Hanf – entzündungshemmend und entspannend bei Muskelerkrankungen

Bei vielen Erkrankungen, die mit Krämpfen, mit Bewegungsstörungen und anderen Muskelbeschwerden einhergehen, hat sich Hanf als hilfreich erwiesen. Von guten Erfolgen vor allem bei Multipler Sklerose wird berichtet. Hier kommen zwei Wirkungen zur Geltung: die entzündungshemmende Eigenschaft von Hanf und der muskelentspannende Effekt. Das macht Hanf in zunehmenden Maße bei weitere Muskelerkrankungen wie das Tourette-Syndrom, starken, chronischen Verspannungen der Rückenmuskulatur, Muskelverhärtungen und Spasmen, aber auch gegen Krampfanfälle durch neurologische Erkrankungen wie Epilepsie interessant.

Hanf als Chance für Krebspatienten

Labor- und Tierversuche sind hier bereits eindeutig: Hanf hat durchaus das Potenzial, nicht nur die Begleiterscheinungen einer Chemotherapie zu lindern und auf die Schmerzen einzuwirken, sondern auch Krebszellen töten zu können. Noch sind die Studien aber nicht wirklich über die oben genannten Versuche hinausgekommen, ein Medikament für Menschen ist nicht auf dem Markt. Da der Konsum von Hanf den Appetit anregt, liegt hier ein weiteres Plus für die Patienten. In den USA wird Hanf deshalb auch von HIV/AIDS-Patienten geschätzt.

Anwendungsgebiete

Frei verkäufliche Hanfpräparate sind als Nahrungsergänzungsmittel deklariert. Dem Tee und Extrakten aus den Blättern wird ebenso wie dem Trinkhanf oder mit Hanf angereichertem Bier eine beruhigende und ausgleichende Wirkung nachgesagt. Hanföl überzeugt durch seine wertvollen gesättigten und ungesättigten Öle, die in ausgewogenem Verhältnis zueinander stehen.

Kapseln

Für all diejenigen, die den Hanfölgeschmack nicht mögen, stellt das Öl in Kapseln eine gute Alternative dar. Hochwertige Kapseln enthalten kaltgepresstes Hanföl, für Vegetarier und Veganer gibt es Alternativen ohne tierische Gelatine.

Tabletten

Hanfsamenmehl, in dem sämtliche Bestandteile der Samen noch enthalten sind, gibt es in Pulverform in Proteinmischungen, aber auch gepresst in Tablettenform. Hanfsamenmehl wird bei Rekonvaleszenz oder überdurchschnittlicher Beanspruchung zur Stärkung verwendet.

Globuli

Cannabis sativa ist ebenso wie Cannabis indica als homöopathisches Mittel in Form von Globuli erhältlich. Die verschiedenen Potenzierungen gibt es auch als Dilution, also als flüssige Aufbereitung.

Hanf in Kombination mit anderen Heilpflanzen

Das Hauptaugenmerk liegt hier auf Teezubereitungen. Hanfsamen eignet sich, ganz oder vermahlen, für Marmeladen, Gelees und Brotaufstriche, beispielsweise zusammen mit Holunder, Hagebutte oder Schwarzer Johannisbeere. Die gesundheitlichen Benefits durch die Kombination der verschiedenen Heilpflanzen kommen auch hier zum Tragen.

Melisse und Hanf

Die Melisse Melissa officinalis verleiht dem Tee nicht nur einen frischen Zitronengeschmack, sie ergänzt Hanf ebenso in seiner beruhigenden und ausgleichenden Wirkung.

Holunder

Die entzündungshemmende Wirkung beider Pflanzen wird verstärkt, wenn man Hanftee zusammen mit Holunderbeeren oder Holunderblüten zubereitet. Die krampflösende Wirkung von Hanf kann Holunder Sambucus als Erkältungsmittel unterstützen, insbesondere bei hartnäckigem Husten.

Brennnessel

Die Phenolverbindungen in der Brennnessel Urtica gelten als anti-entzündliche Inhaltsstoffe. Die Brennnessel entwässert und regt den Stoffwechsel an. Zusammen mit der entzündungshemmenden Wirkung von Hanf eignet sich ein Aufguss aus beiden Heilkräutern bei Harnwegsentzündungen, wobei die entspannende Wirkung von Hanf ebenfalls zur Linderung der Beschwerden beitragen kann.

Zitronenverbene

Zitronenverbene Lippia citrodora verleiht Hanftee Wohlgeschmack und einen angenehmen Duft. Sie gilt ebenfalls als krampflösend und entzündungshemmend und ist somit ideal für Teemischungen mit Hanf.

Hagebutte

Die Hagebutten der der Heckenrose oder Hundsrose Rosa canina verfügen über einen hohen Vitamin-C-Gehalt und gelten als entzündungshemmend. Der Tee aus den roten Früchten ist beliebt, sie verleihen der Tasse eine schöne Farbe. Diese Vorzüge bringen die Hagebutten in eine Mischung mit Hanf mit.

Schwarze Johannisbeere

Ihr werden jede Menge gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben: die Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum ist mineralstoff- und vitaminreich. Sie gilt als hilfreich bei Erkältungen und als Mittel gegen leichte Depressionen. Hanftee kann diese Wirkung unterstützen.

Studien zur Wirksamkeit

Es liegen eine Vielzahl von Studien zur Wirksamkeit von medizinischem Hanf vor. Die Wirksamkeit gilt aufgrund all dieser Studien als gesichert. Es ist deshalb Ärzten aller Fachrichtungen gestattet, das halbsynthetische Medikament Dronabinol als Fertig- oder Rezepturarznei zu verordnen. Ebenso darf Nabilon und ein zugelassener Cannabisextrakt verschrieben werden. Darüber hinaus gibt es zulassungsüberschreitende Anwendungen in der Paliativmedizin, bei chronischen Schmerzen, zur Behandlung von Spastiken bei Querschnittslähmungen und zur Behandlung von Tourette-Patienten. Aufgrund der erfolgten Studien wird es Patienten auch ermöglicht, beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine Ausnahmeerlaubnis zu beantragen, damit sie Medizinal-Cannabisblüten für eine ärztlich begleitete Eigentherapie kaufen können. Die Wirksamkeit von frei verkäuflichem Hanf ist dagegen nicht klinisch gesichert.

Wirkung: Wie wirkt Hanf bei Tieren?

Für Anwendung und Genuss ist bei Tieren ebenso zwischen THC-freiem und THC-haltigem Hanf sowie synthetischen Cannabinoiden zu unterscheiden.

THC bzw. CBD-haltiger Hanf darf in Deutschland nicht an Tiere verabreicht werden. Aus dem Ausland wird von genau den positiven Wirkungen des medizinischen Hanfs wie auf den kranken Menschen berichtet. Allerdings sind auch schwere Fälle von Überdosierungen bekannt.

Allgemeine Symptome einer Überdosierung sind bei Tieren Erbrechen und Schwindel, Schwäche, Zittern, massive Störungen des Empfindens von Berührungsreizen – sowohl fehlende Reaktion als auch Überreaktion. Des weiteren Desorientierung, Lautäußerung, Unterkühlung, Herzrhythmusstörungen, Atemdepression, bis zum Koma und letztendlich dem Tod.

Besonders gefährlich ist Hanf mit THC-Gehalt für Pferde und Maultiere. Bei Hunden und Katzen wird das Zentralnervensystem schwer in Mitleidenschaft gezogen, und zwar für einen Zeitraum von rund 36 Stunden. Von Herzrhythmusstörungen, Atemstillstand und Koma wurde bei einem Boxer, ein junger Rüde, berichtet. Er fiel nach dem Fressen einer Kräutermischung mit synthetischen Cannabinoiden ins Koma und musste beatmet werden. Den Veterinären gelang die Rettung des Hundes, nach eineinhalb Tagen konnte das Tier aus der Klinik entlassen werden.

Dagegen eignen sich gekaufte Produkte aus Nutzhanf in verschiedenen Formen für Tiere:

  • in der Rekonvaleszenz
  • für eine erforderliche Gewichtszunahme
  • zur Unterstützung des Immunsystems
  • für das allgemeine Wohlbefinden
  • für mehr Nervenstärke und gegen Stress
  • zur Leistungssteigerung
  • für alte Tiere zur Linderung der Beschwerden
  • für gesundes Fell und Federn, feste Krallen und Hufe
  • gegen Hauterkrankungen wie Ekzeme
  • gegen Durchfallerkrankungen

Futter für Vögel

In Vogelfuttermischungen sind Hanfsamen enthalten. Körnerfresser lieben den nussigen Geschmack der Samen. Gesundheitliche Wirkungen sind nicht nachgewiesen, essenzielle Fettsäuren und Protein aus den Samen machen Hanf jedoch zu einem hochwertigen Futterbestandteil. Gerne wird er gegeben, wenn schwächliche Vögel aufgepäppelt werden sollen.

Hunde

Es wird allgemein aus vielen Quellen berichtet, dass Omega 3 Fettsäuren und die besonders seltene Gammalinolsäure Entzündungsprozesse günstig beeinflussen können. Dies gilt auch für die Anwendung von Hanfpräparaten für Hunde. Damit soll Arthrose und Abnutzungserscheinungen vorgebeugt werden, bestehen diese bereits, wird von Hanf eine Reduzierung der Einschränkungen und Schmerzen erwartet. Hundehalter schwören auf die Anwendung von Hanfpräparaten bei Cauda Equina sowie bei Cushing und Diabetes. Hanföl kann als Zusatz ins Futter, wenn Hunde gebarft werden.

Katzen

Für Katzen kommt Hanf ebenfalls als Öl, als ganze Samen oder als Hanfmehl ins Futter. Hier soll Hanf ebenfalls positiv bei Durchfall, bei Alterserscheinungen und Hautentzündungen sein. Fellprobleme und im höheren Alter Probleme mit dem Gelenkapparat scheinen sich durch die Gabe von Hanf zu bessern.

Pferde

Neben der Verbesserung der allgemeinen Konstitution wird von Hanf beim Pferd eine verbessernde Wirkung auf das Fell erwartet. Dies gilt vor allem für das Sommerekzem, das eine allergische Reaktion auf Insektenstiche darstellt. Ferner soll Hanf der Gefahr von gefährlichen Koliken vorbeugen. Gegeben wird Hanf ebenfalls bei Arthrose, Spondylose und den „Kissing Spines“.

Hanf für Pferde kommt als Öl, Pellets oder als Bestandteil von Futterzusatz-Mischungen auf den Markt.

Kaninchen

Nager, vor allem Kaninchen, freuen sich nicht nur über Hanfstreu. Hanfsamen für’s Fell und gegen Alterserscheinungen wird gerne angenommen. Presskuchen sind ein beliebter Futterzusatz, wenn Kaninchen an Gewicht zulegen sollen. Auch für die Nager gilt, dass Hanföl einen guten Einfluss auf altersbedingte Beschwerden haben kann.

Nebenwirkungen und Hinweise für Risikogruppen

Eine physische Abhängigkeit konnte bislang nicht nachgewiesen werden. Bei der Frage, ob eine psychische Abhängigkeit auftreten kann, sind sich die Wissenschaftler nicht einig. Ob Unruhe oder die mitunter beim Absetzen auftretende Depression das Ergebnis des Entzugs sind oder diese Erscheinungen bereits vor dem Genuss von Hanf bestand – und deswegen Hanf konsumiert wurde – lässt sich selten eindeutig feststellen und somit auch nicht belegen.

Nebenwirkungen von Hanf

Die Nebenwirkungen von medizinischem Hanf sollte für alle Personenkreise mit dem Arzt besprochen und abgeklärt werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine Schwangerschaft vorliegt oder geplant ist.

Gefahren in der (Früh-)Schwangerschaft

THC kann, wie alle Suchtmittel, über den Blutkreislauf der Mutter zum Kind gelangen. Der Einfluss von Rauschmitteln auf die Frucht verläuft in fast allen Fällen negativ. Schäden wie Entwicklungsverzögerungen, Entwicklungsstörungen bis hin zur Abhängigkeit des noch ungeborenen Kindes können auftreten. Ob Bedenken gegen Nutzhanf in Form von Tee oder Globuli bestehen, muss mit dem Arzt abgeklärt werden, ohne ärztlichen Rat sollten auch Heilpflanzen nicht konsumiert werden.

Hanfkonsum während der Stillzeit

Hier gelten dieselben Vorgaben wie während der Schwangerschaft.

Hanf für Babys und Säuglinge was ist zu beachten?

Zwar gelten Hanf-Globuli als unbedenklich, andererseits wird es aber kaum einen nachvollziehbaren Grund geben, warum Babys und Säuglingen diese gegeben werden sollten. Auf jeden Fall sollte eine Verabreichung mit dem Kinderarzt besprochen werden.

Kleinkind

Hanföl in Maßen in der Küche zu verwenden oder Hanfsaaten ohne THC zusammen mit anderen Nahrungsmitteln zu verwenden, dürfte kein gesundheitliches Risiko für diese Gruppe darstellen.

Hanf als Tee

Zubereitung von Hanftee

Von loser Ware nimmt man einen gehäuften Teelöffel auf 200 bis 250 ml heißes, aber nicht mehr kochendes Wasser. Die durchschnittliche Ziehdauer beträgt fünf Minuten, je nach persönlicher Vorliebe kann der Tee kürzer oder länger ziehen, wobei bei zu langer Ziehdauer der Tee bitter werden kann.

Hanftee als Kur

Für den reinen Genuss darf Hanf gerne in immer wieder neuen Mischungen ausprobiert werden. Für Kuren bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa wird reiner Hanftee verwendet. So lässt sich ausschließen, dass eine eventuelle Unverträglichkeit von einem Teezusatz kommt. Täglich ein bis drei Tassen sollten dabei nicht überschritten werden. Wichtig ist, dass bei regelmäßiger Anwendung besonderer Wert auf qualitativ hochwertige Ware gelegt wird. Allzu preisgünstige Angebote sind oft mit Schadstoffen, Schädlingsbekämpfungsmitteln und sonstigen Verunreinigungen kontaminiert.

Hanf – Medizin und Rauschmittel seit dem Altertum

Die Verwendung von Hanf in Europa

Ein in Thüringen gemachter Fund von Hanfsamen stammt nach Ansicht der Wissenschaftler aus einer Zeit von ungefähr 5.500 v. Chr. datiert. In Europa wurde Hanf von Herodot erwähnt. Hauptbedeutung des Hanfes war aber der Nutzen als Faser- und Ölpflanze. Hildegard von Bingen erwähnte Hanf, danach geriet er wohl wieder in Vergessenheit.

Erst im 19. Jahrhundert wurde die euphorische und appetitanregende Wirkung in medizinischer Hinsicht in Europa gewürdigt. Nun wurde Hanf bei Schlaflosigkeit, bei Asthma, bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, bei Neuralgien und Rheuma eingesetzt. 1961 wurde das Einheitsabkommen der Vereinten Nationen über Betäubungsmittel abgeschlossen, Hanf wurde nun als Rauschdroge gelistet. In Folge wurde 1971 Hanf in das deutsche Betäubungsmittelgesetz aufgenommen und ist seither per Gesetz verboten. Die Anwendung als Medikament soll aber wieder gelockert werden, am 04.05.2016 wurde durch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe ein entsprechender Gesetzesentwurf erlassen.

Hanf und seine Rolle in den Vereinigten Staaten von Amerika

Amerika wiederum hat seine ganz eigene Hanf-Geschichte. Die amerikanische Unabhängkeitserklärung war auf Hanfpapier geschrieben. Als erste Kulturpflanze, die in großem Stil angebaut wurde, war Hanf Faserlieferant für die robusten Jeans. Als die Baumwollverarbeitung Fortschritte machte, verlor Hanf seinen Wert als Naturfaser. Ford entwickelte ein Automodell, das mit Hanfbenzin fahren konnte. Hier setzte die wachsende Erdölindustrie dem Einsatz von Hanföl ein Ende.

Letztendlich fiel Hanf 1937 den Lobbyisten, angetrieben vom Zeitungsverleger William Randolph Hearst, ganz zum Opfer. Es wurde die „Marihuana Tax“ eingeführt, damit vertrieben Papier- und Erdölindustrie den Konkurrenten Hanf vom Platz. Dazu trug nicht zuletzt die Entwicklung des Nylons bei. Gleichzeitig wurde Hanf nicht mehr als Genussmittel, sondern als verachtenswertes Rauschgift angesehen. Auch hier war Hearst durch sein Zeitungsimperium treibende Kraft. Verrufen und verboten war Hanf auch zur Hippiezeit, was aber die wenigsten Blumenkinder abschreckte. Erst in neuerer Zeit erfolgte in einigen US-Staaten eine Lockerung der Gesetze, gleichzeitig wurde und wird die Erforschung von Hanf in medizinischer Hinsicht vorangetrieben.

Heiliger Hanf in Asien

In Asien gehörte Hanf zum normalen Arzneischatz, auch in der Lehre des Ayurveda und der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wurde und wird Hanf als Heilkraut geschätzt. Im Hinduismus heißt es, Hanf wurde der Menschheit von Shiva geschenkt. Im Satapatha Brahmana, der auf 800 v. Chr. datiert wurde, wird die Anwendung als Aphrodisiakum erwähnt. Bereits zu dieser Zeit wurde erkannt, dass Hanf sowohl auf das psychische als auch auf das physische Wohlbefinden Einfluss hat.

Im Tantra wird Hanf als weiblich angesehen, zusammen mit Stechapfel, der als männlich gilt, soll er die kosmische Einheit zwischen Mann und Frau erzeugen und fördern. Der „Hemp Drug Commission Report“ bezeichnete Hanf noch 1884 gemäß seinem Stellenwert in Indien als Freudenspender, als Himmelsflieger und Besänftiger der Trauer. Eine Legend aus Nepal spricht ebenfalls von der aphrodisischen Wirkung des Hanfs. Bald schon galt Hanf als ein Mittel für Verheiratete, Liebe, Lust und Zusammenhalt sollten gefördert werden.

In China wurden aus Hanf taoistische Lebens- und Liebeselixiere hergestellt. Die ältesten Hanfseile, aber auch Hanfpapier wurden in China gefunden, Forscher setzen das Alter auf 2.800 vor Chr. an. In einem Arzneibuch fand um 2.700 v. Chr. Hanf seine erste medizinische Erwähnung. Das Cannabisharz wird dort als vielseitiges Heilmittel beschrieben. Es wurde bei Beriberi, Verdauungsstörungen, bei Gicht, Rheuma und Malaria, bei Frauenkrankheiten und Geisteskrankheiten empfohlen und eingesetzt.

Der Anbau von Hanf

In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist der Anbau von Hanf Privatpersonen per Gesetz verboten. Weder dürfen weibliche noch männliche Pflanzen angebaut werden, unabhängig vom THC-Gehalt. Ausnahmegenehmigungen für medizinische Zwecke können vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) – Bundesopiumstelle – erteilt werden.

Diese werden aber Privatpersonen bislang noch oft verweigert. Am 06. April 2016 wurde das erste Mal das Recht, Hanf für medizinisch notwendigen Eigenbedarf anzubauen, vom Bundesverwaltungsgericht ausgesprochen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hatte diesen Prozess verloren, es musste dem Revisionskläger die Erlaubnis zum Anbau erteilen.

Eine weitere Ausnahme gibt es für gewerblichen Anbau. Dafür ist Nutzhanf bestimmter Sorten mit einem THC-Gehalt von weniger als 0,2 Prozent zugelassen, das Saatgut muss zertifiziert werden. Jeder Anbau von Faserhanf ist der der zuständigen Kontrollbehörde, in diesem Fall der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, zu melden.

Probleme ergaben sich in der Vergangenheit auch verschiedentlich für Personen, die unwissentlich Hanf angebaut hatten. In Vogelfuttermischungen waren Hanfsaaten – ohne THC – enthalten. Fiel dieser Hanf vom Futterplatz in einen darunter liegenden Blumenkasten oder wurde Futter breitflächig auf die Erde ausgestreut, entwickelten sich ohne weiteres Zutun Hanfpflanzen. Hier ergingen Anzeigen und wurden Strafbefehle erlassen. Teils musste erst in Gerichtsverfahren geklärt werden, ob ein schuldhaftes Vorgehen vorliegt oder ein Freispruch zu erfolgen hat.

Ernte und Verarbeitung von Nutzhanf

Zur Gewinnung von Fasern wird Hanf abgemäht und verarbeitet. Samen und Blätter für medizinische und für kulinarische Zwecke werden getrocknet und weiterverarbeitet.

Blätter, die für Tee verwendet werden sollen, werden ebenfalls getrocknet. Fermentiert entwickeln sie einen intensiveren Geschmack, denn durch den Vorgang werden Nähr- und Aromastoffe aufgeschlossen. Die nussig schmeckenden Samen des Hanfes werden ganz, geschrotet oder gemahlen als Hanfmehl pur oder in Mischungen auf den Markt gebracht. Die sehr stark ölhaltigen Samen ergeben neben medizinischem Öl ein hochwertiges Speiseöl. Seine wertvollen Inhaltsstoffe – über 80 % ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Carotinoide – bleiben bei der Gewinnung durch Kaltpressung am besten erhalten.

Quellen

  • Robert C. Clarke: Cannabis : Evolution and ethnobotany. University of California Press, 2013, ISBN 9780520270480
  • Dale Jacquette: Cannabis philosophy for everyone : what were we just talking about? Wiley-Blackwell, 2010, ISBN 1444324446
  • Michelle Grayson: Cannabis. In „Nature“, 525, 2015, ISSN 0028-0836
  • Bernd Werse: Cannabis in Jugendkulturen. Archiv der Jugendkulturen Verlag KG, 2007, ISBN 9783940213402
  • P. Robson: Cannabis. In „Archives of Disease in Childhood“, 77, 1997, ISSN 0003-9888
  • Peter Raschke: Cannabis in Apotheken : kontrollierte Abgabe als Heroinprävention. Lambertus, 1997, ISBN 3784109594
  • Vera Rubin: Cannabis and Culture. De Gruyter Mouton, 2011, ISBN 9783110812060
  • Franjo Grotenhermen: The Toxicology of Cannabis and Cannabis Prohibition. In „Chemistry & Biodiversity“, 4, 2007, ISSN 1612-1872
  • D. E. Smith: Cannabis and cannabis withdrawal. In „Journal of Substance Misuse, 2, 1997, ISSN 1357-5007
  • Hugo Hackenberg: Über die Substanzquotienten von Cannabis sativa und Cannabis gigantea. Bonn, Universität, Dissertation, 1908, Hochschulschrift
  • Jeffrey Dach. Cannabis extracts in medicine : the promise of benefits in seizure disorders, cancer and other conditions. McFarland & Co Inc., 2015, ISBN 9780786496631
  • Ethan Russo: Handbook of cannabis therapeutics : from bench to bedside. Haworth Press, 2006, ISBN 9780789030962
  • Franjo Grotenhermen: Die Behandlung mit Cannabis und THC : medizinische Möglichkeiten, rechtliche Lage, Rezepte, Praxistipps. Nachtschatten-Verlag, 2006, ISBN 9783037881477
  • Geoffrey W. Guy: The medicinal uses of cannabis and cannabinoids. Pharmaceutical Press, 2004, ISBN 0853695172

Bild: © Samuel – stock.adobe.com