Ginkgo biloba

Ginkgo biloba

Ginkgo Beschreibung

Kaum eine Heilpflanze ist aufgrund Ihrer besonderen Wirkung so gefragt und zudem noch so geschichtsträchtig wie Ginkgo biloba. Der ursprünglich in den Bergwäldern Chinas beheimatete Ginkgo-Baum ist etwa 250 Millionen Jahre als und gehört zur Familie der Ginkgogewächse (Ginkgoaceae). Heutzutage wird Ginkgo in ganz Asien und seit 1980 auch in Europa und den USA angebaut. Im 17. Jahrhundert lautete der chinesische Name des Ginkgos zunächst „Ya Choi“, was übersetzt „Entenfuss“ bedeutet und auf die Form der Blätter hinweist. Später wurde die Pflanze in „Yin Hsing“, „Silberaprikose“ umbenannt und wird inzwischen als „Kingko“ bezeichnet, was die lateinische Form von „Yin Hsing“ zu sein scheint. Die Artbezeichnung „biloba“ heißt „zweilappig“, womit die charakteristische durch einen Spalt in der Mitte unterteilte, zweifächrige Form des Ginkgoblattes gemeint ist.

Ginkgo ist eine zweihäusige Pflanze, das heißt es gibt sowohl weibliche als auch männliche Ginkgo-Bäume. Der Baum kann bis zu 40 Meter hoch wachsen und über 1000 Jahre alt werden.

Die Wurzeln des Ginkgo

Die kräftigen Hauptwurzeln gehen tief in die Erde hinein und besitzen zahlreiche Seitenwurzeln. Die am Stamm längsrissige Rinde ist breit gefurcht und von braungrauer Farbe, während die Rindenflächen hellbraun und beige erscheinen. Die Konsistenz der verkorkten Borke ist dick und eher weich. Der Stammdurchmesser kann bis zu vier Meter betragen. Das äußere Erscheinungsbild der jungen Bäume ähnelt dem einer Pyramide, ältere Bäume hingegen sind verästelter mit einer großen Baumkrone aus zwei Haupttrieben.

Die Blätter des Ginkgo

Die fächerartig, gelappten Blätter des Baumes sind unregelmäßig eingeschnitten, haben keine Spitze und sind leicht wellig von der Form. Die Adern des unbehaarten Blattes breiten sich von der Blattbasis fächerförmig aus. Es sind ledrige, dicke Blätter, die von einer leichten Wachsschicht umgeben sind. Im Sommer leuchten die Blätter in einer frischgrünen bis graubläulichen Farbe, im Herbst verfärben sich die Blätter hin zu einem leuchtenden gelb. Die Ginkgo-Blätter werden bis 15 Zentimeter groß und bis zu 8 Zentimetern breit. Von April bis Mai wirft der Baum die Laubblätter ab.

Die Blüten des Ginkgo

Die eingeschlechtlichen Blüten der zweihäusigen Ginkgo-Pflanze erscheinen nach dem Laubaustrieb im April und Mai. Männliche Blüten sind gekennzeichnet durch gelbgrüne Kätzchen mit Pollensäckchen, die drei bis fünf Zentimeter lang werden, in Gruppen in den Achsen der Niederblätter sitzen und überhängen. Die etwas kleineren weiblichen Blüten hingegen sind lang gestielt, werden zwei bis drei Zentimeter groß und erscheinen eher unscheinbar grün. Die Blüten sitzen in einer Achse von Nieder- und Laubblättern und am oberen Ende befinden sich zwei Samenanlagen, die sich in der Reifezeit von grün bis zu einem gelb-orange verfärben. Das erste Mal blühen die Blüten des Ginkgo-Baums in einem Alter von etwa 20 Jahren.

Die Ginkgo-Pflanze gehört zu den so genannten Nacktsamern und verfügt über keine Früchte im botanischen Sinn. Die mirabellenförmigen Samen zeigen sich wie die ersten Blüten nach etwa 20 Jahren und erscheinen in den Herbstmonaten vom September und Oktober bis zum November. Die 2,5 Zentimeter großen Samen sind rund geformt und von gelb-oranger Farbe. Charakteristisch ist der unangenehme Geruch der fleischigen Schale, die nach Buttersäure riecht. Im reifen Zustand ist die Samenschale verholzt und verfügt über einen essbaren, gelbweißen Kern, der im asiatischen Raum als Delikatesse gilt. Ginkgo-Bäume zählen einerseits zu den Laubbäumen, weil sie im Herbst ihre Blätter abwerfen, andererseits aber auch zu den Nadelbäumen aufgrund ihrer Samenbeschaffenheit.

Das feingemaserte, helle und harte Holz des Ginkgo-Baums ist leicht und harzfrei und eignet sich aus dem Grund hervorragend für Schnitzarbeiten, Skulpturen, Schreine, Gefäße, Schneidebretter und vieles mehr.

Ginkgo Inhaltsstoffe

Die wertvollen und wirksamen Inhaltsstoffe des Ginkgos befinden sich hauptsächlich in den Blättern der Heilpflanze. Insbesondere Flavonoide (Kämpferol und Quercetin), Terpenlactone, Ginkgoliden A,B, und C, Sesquiterpene wie Bilobaliden sowie Proanthocyanidine, Diterpene, Gerbstoffe und ein wenig ätherisches Öl sind in der Pflanze enthalten und entfalten im Zusammenspiel die heilende Wirkung. In den Samen befinden sich außerdem Ginkgo- und Fett-Säuren, Proteine und Stärke. Der Samenmantel enthält Urushiol.

Besonders das Zusammenspiel der Inhaltsstoffe Flavonoide, Ginkgoloide und Terpenen zeigt ihre Wirkung hinsichtlich verschiedener gesundheitsfördernder Effekte: sie schützen die Nervenzellen vor schädlichen Einflüssen, unterstützen bestimmte Botenstoffe im Gehirn – die wiederum das Gedächtnis verbessern und das Lernen positiv beeinflussen sollen –, fangen freie Radikale ein und sie sorgen für eine Verbesserung der Blutfließgeschwindigkeit.

Ginkgo Drogengewinnung und Drogenbeschreibung

Für arzneiliche Zwecke werden die getrockneten Laubblätter des Ginkgos verwendet. Für die Herstellung von Ginkgo-Extrakten werden von den Sommermonaten bis zum Herbstbeginn die grünen Blätter gesammelt. Geerntet werden die Blätter, wenn diese ein Maximum an Wirkstoffen gespeichert haben. Damit die Blätter nicht welk werden, sollten sie innerhalb von 12 Stunden schonend getrocknet werden. Hierfür wird ein besonderes Lufttrocknungswirbelverfahren eingesetzt, um die Inhaltsstoffe in die Blätter einzuschließen und sie damit haltbar zu machen. Anschließend werden die getrockneten Blätter fein zermahlen.

Die medizinischen Wirkstoffe des Ginkgos befinden sich in seinen Blättern. In der medizinischen Fachsprache wird die Droge Ginkgo bilobae folium genannt und besteht aus den getrockneten grünen, gestielten, fächerförmigen Blättern mit gegabelten Blattnerven. Die Droge ist geruchlos und besitzt einen nur schwach ausgeprägten, leicht säuerlichen, bitteren Geschmack.
Die Qualität der Gingkoblätter für medizinische Anwendungen ist durch das Europäische Arzneibuch (PhEur) geregelt.

Ginkgo Wirkung

Den Ginkgo-Blättern wird eine Blutgefäß entspannende und antientzündliche Wirkung nachgesagt, weshalb die Hauptanwendungsgebiete der Blätter Kreislauferkrankungen, Herzrhythmusstörungen oder eine bessere Blutversorgung im Gehirn sind. Die Ginkgo Heilwirkung für Gedächtnis und Konzentration hat dazu geführt, dass Ginkgo-Präparate zu den meistverkauftesten pflanzlichen Arzneimitteln zählen.

Die Samen der Heilpflanze wirken zusammenziehend (adstringierend), Pilz tötend und antibakteriell. In China werden die Samen (Bai gou) aufgrund ihrer Wirkung auf die Akupunkturmeridiane von Lunge und Niere sehr geschätzt und kommen deshalb bei Asthma und tief sitzendem Husten mit dickem Schleim oder bei Inkontinenz und übermäßiger Harnausscheidung zum Einsatz.

Das Zusammenspiel der wichtigen Inhaltsstoffe des Ginkgos ist für die entzündungshemmende, durchblutungsfördernde Wirkung verantwortlich. In pharmakologischen Studien wurde sowohl eine verbesserte Durchblutung des Gehirns, eine verbesserte Gedächtnisleistung als auch ein langsameres Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit nachgewiesen. Dazu kommen mögliche neuroprotektive (nervenschützende) Eigenschaften.

Ginkgoblätter-Extrakte können mit Ihrer antioxidativen Wirkung zudem auch eine Schädigung durch freie Radikale vorbeugen und kommen aufgrund der durchblutungsfördernden Wirkung zur Behandlung von Venenerkrankungen zum Einsatz. Besonders bei altersbedingten dementiellen Erkrankungen, welche die Hirnleistung wie Merk- und Lernfähigkeit, Konzentration und Erinnerung betreffen, kann Ginkgo positiv wirken.

Die Kommission E des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte und der europäische Dachverband der nationalen Gesellschaften für Phytotherapie (ESCOP) befürworten die Anwendung von standardisiertem Ginkgoblätter-Extrakt bei Demenz, mangelhafter Gehirndurchblutung, Konzentrationsschwäche, Schwindel, Ohrgeräuschen sowie zur Verbesserung der schmerzfreien Gehstrecke bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit im Stadium II (Claudication intermittens).

Ginkgo Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Bei der Anwendung von Ginkgo-Präparaten sind in seltenen Fällen leichte Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen oder allergische Hautreaktionen beobachtet worden.

Die Einnahme von Tee-Zubereitungen ist nicht zu empfehlen, weil die enthaltenen Ginkgolsäuren Allergien auslösen können. Auch bei bestehender Überempfindlichkeit (Allergie) gegenüber Ginkgo biloba sollte auf Anwendung und die Einnahme verzichtet werden.

Achtung bei Einnahme von blutverdünnenden Mitteln

Menschen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, sollten Ginkgo-Präparate nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt einnehmen, weil durch die Einnahme der Droge ein erhöhtes Blutungsrisikos besteht. Zu den blutverdünnenden Medikamenten gehört auch eine niedrig dosierte Acetylsalicysäure (ASS), z.B. Aspirin. Auch vor Operationen sollte die Heilpflanze Ginkgo abgesetzt werden.

Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollten Zubereitungen aus Ginkgoblättern vorsichtshalber nicht angewendet werden, weil dazu keine wissenschaftlichen Studien vorliegen. Das gleiche gilt für Kinder unter 18 Jahren.

Ginkgo Anwendung in der Phytotherapie und Volksmedizin

Im Jahr um 1750 wurde der Laub abwerfende Ginkgo-Baum zwar nach Europa gebracht, hatte aber keine traditionelle Anwendung als Heilpflanze und war bis zum Jahr 1980 in erster Linie als Zierpflanze beliebt. Seit den 80er Jahren ist das medizinische Interesse an der Heilpflanze stark angestiegen, als die positive Wirkung auf das Kreislaufsystem erkannt wurde. Inzwischen stehen Fertigpräparate mit Ginkgo-Extrakten auf dem ersten Platz der europäischen und auch der deutschen Top-10-Liste der am meisten konsumierten arzneilichen Heilpflanzen.

In Asien und insbesondere in der traditionellen chinesischen Medizin galt Ginkgo schon immer als wertvolle Heilpflanze und kommt bei Asthma, Bronchitis, Bluthochdruck, Herzerkrankungen sowie bei Durchblutungsstörungen, Menstruationsbeschwerden, Urininkontinenz und Hautkrankheiten zum Einsatz. In der TCM werden sowohl die Blätter als auch die Samen und Wurzeln für die Anwendung verwendet. Besonders wirksam sollen die Pflanzenteile aber bei Gedächtnisstörungen und Konzentrationsschwäche sein. Auch zur Schönheits- und Hautpflege wurden Ginkgoblätter-Extrakte in Form von Kosmetika angewendet.

In der heutigen Zeit werden die Ginkgo-Extrakte hauptsächlich bei Durchblutungsstörungen im Gehirn eingesetzt. Besonders für ältere Menschen ist eine Behandlung mit Ginkgo gut geeignet. Die Hautanwendungsgebiete sind Störungen der Hirnleistung wie bei Demenz oder Alzheimer, bei Konzentrationsstörungen und Gedächtnismangel. Aufgrund ihrer durchblutungsfördernden Eigenschaften und die positive Wirkung auf die Fließ- und Strömungseigenschaften des Blutes werden Ginkgo-Zubereitungen sowohl bei starken Durchblutungsstörungen in den Beinen, der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK), Bluthochdruck und der so genannten Schaufensterkrankheit auch bei Tinnitus, Ohrensausen und Schwindel eingesetzt.

Anwendungsbeispiele von Ginkgo-Medikamenten

Für eine Behandlung mit Ginkgo-Extrakten kommen ausschließlich hoch konzentrierte Fertigpräparate aus der Apotheke in Form von Tabletten, Kapseln, Dragees, Säften oder Tropfen zum Einsatz. Die Droge eignet sich für keine Tee-Zubereitung und ist dadurch nicht zu empfehlen, weil die enthaltenen Ginkgolsäuren Allergien auslösen können. Ginkgo-Präparate sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.

Extrakte aus Ginkgoblättern, z.B. in Form von Dragees oder Tropfen werden zur Behandlung von Hirnleistungsstörungen aufgrund von Durchblutungsstörungen eingesetzt, weil sie eine verbesserte Gehirndurchblutung bewirken können. Die Symptome einer mangelhaften Hirndurchblutung können Schwindelerscheinungen, Kopfschmerzen, Ohrensausen und Orientierungsstörungen sein. Zudem werden Ginkgo-Präparate vorbeugend gegen Schlaganfall eingesetzt sowie bei arteriellen Bluthochdruck.

Auch periphere Durchblutungsstörungen, z.B. in den Beinen, können mit Ginkgo-Medikamenten therapiert werden. Weitere Anwendungsgebiete für Ginkgo-Medikamente aus der Apotheke sind die Vorbeugung gegen eine Altersdemenz, Migräne, prämenstruelle Beschwerden bei Frauen, Tinnitus oder Hörsturz.

Das homöopathische Einzelmittel „Ginkgo biloba“ und homöopathische Komplexmittel, bestehend aus mehreren Einzelmitteln, sind apothekenpflichtig und rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.

Ginkgo Dosierung und Einnahme

Für hochkonzentrierte Trockenextrakte der Ginkgoblätter aus der Apotheke sollte eine Tagesdosis von 120 bis 140 mg nicht überschritten und auf zwei oder drei Portionen verteilt werden.

Ginkgo-Tabletten wirken nicht sofort, sondern erst nach einer mehrwöchigen Einnahme. Deshalb sollte eine Behandlung über einen längeren Zeitraum von etwa acht Wochen ratsam. Bei der Behandlung von Demenz sollte die Anwendung bis 12 Wochen andauern, weil erst nach diesem Zeitraum festgestellt werden kann, ob die Arznei überhaupt angeschlagen hat.

Ginkgo Zubereitungen

Eine Tee-Zubereitung aus Ginkgo-Pflanzenteilen wird nicht empfohlen, weil Allergien ausgelöst werden können.

Flüssigextrakte aus Ginkgoblättern

Flüssigextrakte erhalten Sie in der Apotheke und sollten nicht Zuhause hergestellt werden, da diese nach genauen Apothekervorgaben herzustellen sind. Man verwendet Flüssigextrakte zur Verstärkung einer Kräutermixtur, wenn eine zusätzliche Wirkung erforderlich ist. In Europa sind hauptsächlich Extrakte aus den frischen Ginkgoblättern zur Behandlung von Durchblutungsstörungen im Gehirn und peripheren Durchblutungsstörungen bei älteren Menschen auf dem Markt.

Aufguss mit Ginkgoblättern

Übergeißen Sie 50 Gramm getrocknete Ginkgoblätter mit 500 ml heißem Wasser und lassen den Aufguss um die 10 Minuten ziehen. Anschließend seihen Sie alles durch ein Sieb ab und

verwenden diesen Aufguss für Umschläge bei Arteriosklerose oder Krampfadern. Als Waschlösung kann der Aufguss auch bei offenen Beinen oder Hämorrhoiden eingesetzt werden. Dazu verwenden Sie einen Wattebausch und tränken diesen in den Aufguss und reinigen die betroffenen Stellen. Auch mit einem Zerstäuber kann die Lösung auf die betroffenen Stellen aufgesprüht werden.

Umschläge mit Ginkgoblättern

Ginkgo-Umschläge kommen für eine äußerliche Behandlung von Geschwüren oder schlecht heilenden Wunden zum Einsatz. Tränken Sie ein Baumwolltuch in einen Ginkgo-Teeausguss oder in eine verdünnte Tinktur. Nach dem Auswringen legen Sie das Tuch auf die entsprechende Hautstelle und bedecken es zusätzlich mit einem Wolltuch. Der Umschlag sollte mindestens zwei Stunden aufgelegt werden, im Idealfall über die ganze Nacht.

Ginkgo Geschichte

Der riesige Ginkgo-Baum mit seinen fächerförmigen, gekerbten Blättern der Familie der Ginkgoaceae gehört zu den ältesten Pflanzenarten überhaupt. Seit etwa 250 Millionen Jahren existieren Ginkgo-Bäume und deren Vorfahren auf der Erde. In Asien gilt der Baum deshalb auch als „lebendes Fossil“ und Symbol für Hoffnung, Fruchtbarkeit, Lebenskraft und ein langes Leben. Daher befindet sich der Baum häufig an heiligen Stätten und in Tempelanlagen. Ginkgo-Bäume können ein sehr hohes Alter erreichen, einzelne Exemplare in China oder Japan sind über 1000 Jahre alt. In China war der Ginkgo so wertvoll für die Menschen, dass die Blätter und Samen einst als Zahlungsmittel verwendet wurden.

Im 17. Jahrhundert lautete der chinesische Name des Ginkgo zunächst „Ya Choi“, was übersetzt „Entenfuss“ bedeutet und auf die Form der Blätter hinweist. Später wurde die Pflanze in „Yin Hsing“, „Silberaprikose“ umbenannt, wird aber inzwischen als „Kingko“ bezeichnet, was die lateinische Form von „Yin Hsing“ zu sein scheint. Der deutsche Name „Ginkgo“ beruht auf einem Schreibfehler des deutschen Arztes Engelbert Kaempfer, der aus dem japanischen „Ginkyo“ den Namen „Ginkgo“ kreierte. In der Mitte des 18. Jahrhunderts, im Jahr 1754, brachte Kaempfer den Baum aus Japan mit nach Europa, wo er in erster Linie als Park- und Gartenpflanze wertgeschätzt wurde, da der Baum sehr widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse ist.

In China und Japan wurden die Blätter und Samen des Baumes schon seit vielen Jahrhunderten als Heilmittel verwendet, z.B. gegen Krankheiten wie Asthma oder bei Verdauungsbeschwerden. In Europa hingegen wurde die heilende Wirkung der Ginkgoblätter erst um 1960 entdeckt. Seit dem entstanden zahlreiche Ginkgo-Plantagen in den USA und Europa, besonders in Frankreich, die für medizinische Zwecke angepflanzt wurden.

Ginkgo in Kombinationen mit anderen Heilpflanzen

Heiltee aus Ginkgoblättern, Ginsengwurzel und Melissenblättern

Aufgrund der durchblutungsfördernden und beruhigenden Wirkung kann der Heiltee bei einem Hörsturz oder bei Ohrgeräuschen (Tinnitus) angewendet werden. Für die Teemischung verwenden Sie Ginkgoblätter (50 Gramm), Ginsengwurzeln (30 Gramm) und Melissenblätter (20 Gramm).

Absud aus Ginkgo-Samen und anderen Heilkräutern

In Kombination mit anderen Heilkräutern wie Wolfsmilch, Echtem Alant oder Maulbeerblättern kommt ein Absud bei Asthma und hartnäckigem Husten zum Einsatz. Verwendet werden 3 bis 4 Samen, die für 3 Dosen ausreichen. Bei einem Absud werden die 3 bis 4 Ginkgo-Samen und die anderen Kräutern (insgesamt etwa 30 Gramm getrocknetes oder 60 Gramm frisches Kraut) mit etwa 750 ml Wasser übergossen und durch Erhitzen auf etwa 500 ml reduziert. Den Absud dann durch ein Sieb in ein Gefäß abseihen und kühl stellen. Der Absud kann kalt oder heiß getrunken werden und sollte 3 Tassen pro Tag nicht überschreiten.

Ginkgo in der Homöopathie

In der klassischen Homöopathie wird die homöopathische Arznei Ginkgo biloba aus den frischen Ginkgoblättern hergestellt. Ginkgo wird eine ausgleichende Wirkung auf das Gehirn und die Seele zugeschrieben. Die Hauptanwendungsgebiete sind Durchblutungsstörungen bei einer peripheren Verschlusskrankheit (PAVK), funktionelle Herzerkrankungen, Demenzerkrankungen, Konzentrationsschwäche, Gedächtnisstörungen, Schlafstörungen und depressive Verstimmung. Auch bei Beschwerden wie Schwindel (Vertigo), Ohrgeräusche (Tinnitus), Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schwäche der Muskulatur kann das homöopathische Mittel zum Einsatz kommen. Bei funktionellen Herzbeschwerden ohne organische Ursache wie Herzklopfen, Herzrasen, Atemnot oder Brustschmerzen können eingenommene Globuli zu einer Linderung der Beschwerden führen. Bei dem homöopathischen Mittel verbessern sich die Symptome in Ruhe und verschlechtern sich bei anhaltender Bewegung, besonders in den Armen und Beinen. Negative Auslöser wie Trauer, Stress, Ängste führen zu einer Verschlimmerung der Symptome der funktionellen Herzkrankheit.

Eine Behandlung mit Ginkgo-Globuli eignet sich für jedes Lebensalter, aber besonders ältere Menschen können einen positiven Effekt erfahren.

Verschiedene Ginkgosorten

Ginkgo biloba ist der letzte seiner Art, alle Verwandten aus der Pflanzenfamilie der Ginkgoaceae sind bereits vor Jahrtausenden ausgestorben. Da die Nachfrage von Ginkgo biloba weltweit so groß ist, gibt es mittlerweile 28 Ginkgo biloba Züchtungen. Diese Sorten wurden in China kultiviert um Ginkgo besser anzubauen.

Ginkgo-Baum pflanzen und pflegen

Ein Ginkgo-Baum kann im eigenen Garten angebaut werden. Ginkgo ist sehr unempfindlich gegenüber äußeren, schädlichen Einflüssen wie Luftverschmutzungen, Autoabgase, Schädlinge oder klimatische Extreme. Er ist sehr anpassungsfähig und gibt sich mit jedem Boden zufrieden, bevorzugt aber halbschattige bis sonnige Plätze. Die Pflanze ist robust und einfach zu halten, einzig stehende Nässe im Boden, so genannte Staunässe verträgt er nicht, was sich dann in der Verfärbung der Blätter äußert.

In den ersten zwei Jahren ist der kleine Ginkgo-Baum noch nicht winterhart, deshalb sollte er zunächst in einem Blumenkübel angepflanzt werden.

Ginkgo kann entweder mit einem Samen angepflanzt werden, der im Herbst in die feuchte Erde gelegt wird oder als bereits kleine fertige Pflanze.

Die weiblichen Ginkgo-Bäume sind aufgrund der stark riechenden und schmierigen Früchte nicht sehr beliebt.

In Europa beträgt das Höchstalter der Ginkgo-Bäume etwa 250 Jahre. Im Jahr wächst der Baum etwa 30 bis 40 Zentimeter in die Höhe und 25 Zentimeter in die Breite.

Quellen

Dr. Jörg Grünwald, Christof Jänicke: Grüne Apotheke – Das Standardwerk zur Pflanzenheilkunde. Gräfe und Unzer Verlag, München 2015

Diether Ennet, Hans D. Reuter: Lexikon der Heilpflanzen – Wirkung, Anwendung, Botanik, Geschichte. Nikol Verlag, Hamburg 2004

Penelope Ody: Praxishandbuch Heilpflanzen. Dorling Kindersley Verlag, München 2008

Dr. med. Franziska Rubin: Meine besten Hausmittel. Krankheiten vorbeugen und natürlich behandeln. Zabert Sandmann Verlag, München 2013

Dr. med. Volker Schmiedel: Natürlich gesund! Das Selbstbehandlungsbuch. Haug Verlag in MSV Medizinverlage, Stuttgart 2009

Prof. TCM Li Wu, Apotheker Jürgen Klitzner: Heiltees für Körper, Geist und Seele aus China und Europa. Weltbild Verlag 2014

 

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