Fango – Anwendung & Wirkung

Fango – Anwendung & Wirkung

Was ist Fango?

Abgeleitet vom italienischen Wort „fango“, was so viel wie „Schlamm“ oder „Schmutz“ beziehungsweise „heilender Schlamm“ bedeutet, gilt Fango schon seit mehreren tausend Jahren als wohltuend. Verschiedene historische Quellen belegen beispielsweise, dass bereits die römischen Legionäre nicht nur um die Heilkraft des vulkanischen Heilschlamms wussten, sondern diesen auch gezielt einsetzten. Italien gilt deswegen als Ursprungsland dieser Behandlungsmethode.

Die Definition von Fango als „vulkanogen“ erfolgte erstmals im Jahre 1916 durch den Geologen Konrad Keilhack, der unter anderem die „Balnealogie“ (Bäderkunde) begründete.

Welche Arten von Fango gibt es?

Heute werden zwei verschiedene Fango-Arten unterschieden. Dies sind der so genannte organische oder auch gereifte Fango und der anorganische Fango. Der erste kommt vor allem im Ursprungsland Italien zum Einsatz, während die anorganische Variante vor allem im restlichen Europa und explizit in Deutschland Verwendung findet.

Die organische (gereifte) Variante besteht aus insgesamt drei wichtigen Komponenten: Thermalwasser, Fangoschlamm (also Lehm oder Ton) sowie Algen und Mikroorganismen, die für den biologischen Reifeprozess sorgen. Dieser dauert mindestens 60 Tage. Genutzt werden für die Herstellung des Fangos in Italien hauptsächlich die eigenen ortsgebundenen Thermal- und Mineralgewässer. Als eine Besonderheit gilt das Euganeische Becken, das mit besonderem Thermalwasser aufwarten kann. Das Thermalwasser dieser Region, das auch beim Fango zum Einsatz kommt, entspringt in den Alpen und tritt im Euganeischen Becken mit einer Temperatur von 80 bis 85 Grad Celsius an die Oberfläche. Das Thermalwasser, das sowohl Salz als auch Brom und Iod enthält, wird dann über ein Reifebecken geleitet, das mit Fangoschlamm gefüllt ist. Auch der Schlamm selbst wird unmittelbar aus dem Euganeischen Becken gewonnen.

Ist die Reifung des Schlamms abgeschlossen, wird er eimerweise entnommen und kann dann für therapeutische Zwecke eingesetzt werden. Nach der Nutzung wird der organische Fango wieder in das Reifebecken zurückgeführt und hier einem erneuten Reifeprozess unterzogen. Da die meisten Schritte von Hand gemacht werden, ist der italienische Fango vergleichsweise teuer.

Bei der anorganischen Variante wird auf den Reifungsprozess verzichtet. Ausgangspunkt des Fangos ist aber auch hier Vulkangestein, das an verschiedenen Stellen in Deutschland und Österreich abgebaut wird. Das Vulkangestein wird nach dem Brechen zunächst erhitzt, sehr fein gemahlen und dann mit Brauch-, Mineral- oder Thermalwasser zu Fangoschlamm aufgemischt. Anders als in Italien wird die Aufbereitung des Schlamms vor allem im deutschsprachigen Raum bereits seit einigen Jahrzehnten nicht mehr per Hand, sondern mit der Hilfe von Maschinen durchgeführt.

Was ist eine Fango-Anwendung?

Beim Wellness-Trend Fango wird das Gesteinspulver mit Wasser zu einem homogenen, bräunlichen Brei gemischt. Dieser Brei wird dann zunächst auf eine Temperatur von 45 bis 50 Grad Celsius erhitzt, wodurch dann die eigentliche „Schlammpackung“ entsteht. Diese Fangopackung wird auf die zu behandelnden Körperpartien aufgetragen. Am Ende ist diese Schicht dann rund drei Zentimeter dick.

Damit die Wärme des Schlamms optimal gespeichert wird und sich die Wirkung entfalten kann, wird der Körper nach dem Auftragen in Folie, Leinentücher oder Wolldecken eingewickelt. Zwischen 20 und 40 Minuten dauert dann die Ruhephase. Während dieser Zeit dringt die Wärme, die vom Schlamm ausgeht, tief in das Gewebe ein und sorgt so dafür, dass dieses Gewebe nicht nur wirkungsvoll, sondern auch lang anhaltend erwärmt wird.

Wie wirkt Fango?

Die Wärme der Fangopackung fördert nicht nur die Durchblutung, sondern wirkt auch schmerzlindernd. Darüber hinaus entspannt der Schlamm die Muskulatur, lockert das Bindegewebe und trägt zu einer Stärkung des Immunsystems bei.

Daher wird Fango auch nicht ausschließlich beim Wellness oder zur Entspannung eingesetzt, sondern auch bei der medizinischen Behandlung von Bindegewebs- und Muskelrheumatismus, bei chronischen rheumatischen Gelenkerkrankungen oder Sehnenscheidenentzündungen. Auch Hexenschuss sowie Schmerzen in Rücken, Schultern und Nacken werden mit wärmenden Schlammpackungen behandelt. Bei Muskelverhärtungen, Neurodermitis, Ekzeme, Schuppenflechten und Menstruationsbeschwerden wirkt Fango ebenfalls lindernd.

Grundsätzlich wird beim Fango jede Schlammpackung nur ein einziges Mal verwendet. Der verbrauchte Schlamm wird anschließend umweltgerecht entsorgt oder, wie in Italien, recycelt.

Wärmepackung mit Fango

Vor allem aus Kostengründen wird heute nicht mehr überall reines Fango zur Behandlung verwendet, sondern es kommen so genannte Paraffinfangopackungen zum Einsatz, insbesondere in der Physiotherapie mit Fango. Anders als beim reinen Fango ist der Ausgangsstoff hier kein Vulkangestein, sondern in der Regel Paraffinwachs. Dieses Paraffinwachs wird dann mit Moor oder Fango versetzt. Der Vorteil: derartige Fango- oder Moorpackungen (Fangokompressen oder Fangokissen) als Wärmeträger sind nicht nur deutlich günstiger, sondern auch wiederverwendbar und zudem schneller und leichter in der Anwendung. Darüber hinaus ist hier auch die Dusche nach einer Fango-Behandlung nicht unbedingt notwendig. Allerdings hat eine solche Wärmepackung mit Fangoelementen deutliche Defizite, was die thermophysikalischen Eigenschaften oder die Modellierfähigkeit angeht.

 

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