Eifersucht – wann ist sie krankhaft?

Eifersucht – wann ist sie krankhaft?

Wer kennt das nagende Gefühl der Eifersucht nicht? Mit Eifersucht kam ich schon im Kindheitsalter in Berührung: Ich war eifersüchtig, weil meine Freundin plötzlich mehr mit einem anderen Mädchen spielte als mit mir. Sicherlich ist auch Ihnen diese Situation nicht fremd. Doch noch viel einschneidender ist das Eifersuchts-Erlebnis in einer Liebesbeziehung. Meine beste Freundin kennt das nur allzu gut: Ihr Partner vermutete überall Gefahren für die Beziehung, ganz egal ob sie sich mit einer Freundin unterhielt oder einem Kumpel – immer war er misstrauisch und immer gab es Streit. Alleine mit Freundinnen ausgehen durfte sie ohnehin nicht. Sicher, einige Paare leben tatsächlich die Devise: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Das kann allerdings nicht lange gut gehen. Meine Freundin hat sich jedenfalls nach einer langen zermürbenden Zeit von ihrem damaligen Partner getrennt, weil es unerträglich wurde. Aber wann ist Eifersucht als krankhaft anzusehen? Gibt es auch eine normale Eifersucht? Die Grenze lässt sich oft schwer ziehen. Aber: Sie ist eindeutig vorhanden!

Ist Eifersucht normal für eine Beziehung?

Eigentlich schon, schließlich handelt es sich um menschliche Verlustängste – und die hat nun mal jeder. Zumindest leichte Eifersuchtsgefühle, die rasch wieder verfliegen oder beseitigt werden, kommen in jeder Liebesbeziehung mal vor. Eifersucht gehört laut dem Sexualwissenschaftler M. Marcuse zur „biologischen Grundausstattung“ des Menschen: In einer großangelegten US-amerikanischen Studie gaben über 90 % der Befragten an, das Gefühl der Eifersucht zu kennen. Ca. 30 % der Männer und Frauen bezeichneten sich sogar selbst als extrem eifersüchtig.

Schädlich sind Eifersuchtsgefühle für die Partnerschaft nur dann, sobald sie abnorme Ausmaße annehmen. Die sind dann gegeben, wenn sie ungewöhnlich lange andauern, auf unlogischen Indizien basieren und die Beziehung belasten.

Ein Beispiel, um Ihnen den Unterschied klar zu machen: Nehmen wir an, Sie sind mit Ihrem Partner auf einem Fest. Dann unterhalten Sie sich mit einem anderen Mann und flirten möglicherweise ein wenig mit ihm, während Ihr Partner Sie dabei beobachtet. Ist Ihr Partner nun eine kurze Zeit deswegen eingeschnappt, ist das eine ganz normale Eifersuchts-Reaktion, nachvollziehbar und völlig unbedenklich. Wirft Ihnen Ihr Partner hingegen im Nachhinein vor, dass Sie beabsichtigen ihn mit dem anderen Mann zu betrügen, so ist das schon ein Zeichen für krankhafte Eifersucht.

Gibt es einen Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Eifersucht?

Es sind keine geschlechtsspezifischen Merkmale bekannt. Doch grundsätzlich ist das Aggressionspotenzial bei eifersüchtigen Männern deutlich höher. Eifersüchtige Frauen nehmen Hilfe gegebenenfalls leichter an – das war´s aber auch schon.

Was versteht man unter krankhafter Eifersucht?

Die pathologische Eifersucht betrifft häufig Personen, die in der Regel unter einer eingeschränkten Lebensqualität leiden: Beruf, Sozialkontakte und Beziehungsarbeit werden vernachlässigt, stattdessen ist die Eifersucht das zentrale Thema des Betroffenen. Der Partner wird dabei zum Opfer, denn er leidet an den ständigen Vorwürfen und fühlt sich seiner Eigenständigkeit beraubt. Von einem Eifersuchtswahn (Othello-Syndrom) sprechen die Psychologen, wenn die subjektive Gewissheit des Betroffenen durch nichts zu erschüttern ist. Das heißt, wenn der Kranke so sehr von seiner Auffassung der Dinge überzeugt ist, dass keine Klärungsversuche und keine logischen Argumente etwas bewirken. Diese Wahnvorstellungen sind dann so ausgeprägt, dass vielleicht Medikamente eingesetzt werden müssen.

Wie entsteht krankhafte Eifersucht?

Pathologische Eifersucht entsteht nicht einfach so, es hat auch nichts mit dem jeweiligen Partner zu tun, sondern mit dem Betroffenen selbst. Es gibt jedoch psychische Anlagen, die zur Entwicklung einer krankhaften Eifersucht beitragen: Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Minderwertigkeitskomplexe, krankhaftes Konsumverhalten (Alkohol, Beruhigungsmittel etc.), latente Homosexualität und natürlich Prägungen in vorangegangenen Beziehungen. Im Klartext heißt das also: Krankhafte Eifersucht ist ein Symptom für eine zugrundeliegende Störung oder Problematik, die behandelt werden muss. Es handelt sich bei der pathologischen Eifersucht um eine tiefliegende Verlustangst, die auf andere psychische Störungen zurückgeführt werden kann.

Laut Psychologen sind Menschen mit einem gesunden Selbstbewusstsein kaum empfänglich für krankhafte Eifersucht. Denn die haben schon früh gelernt, ihren Wert nicht nach ihrem jeweiligen Beliebtheitsgrad zu bemessen.

Welche Symptome kennzeichnen eine krankhafte Eifersucht?

Da häufig andere psychische Störungen die Basis für pathologische Eifersucht darstellen, sind die Symptome vieldeutig. Dennoch gibt es mehrere Indizien, die darauf hinweisen, dass die Eifersucht alle Grenzen des Normalen überschreitet:

  • Täglicher Gedanke an die Untreue des Partners
  • Durchsuchen der persönlichen Habseligkeiten des Partners auf eventuelle Beweise
  • Deutung von bestimmten Verhaltensweisen als vermeintliche Untreue
  • Seltenes Alleinlassen des Partners, besitzergreifendes Verhalten
  • Dem Partner hinterherspionieren
  • Ausfragen anderer Personen über Aktivitäten und Aufenthaltsorte des Partners
  • Ständige Konfrontation des Partners mit dem Vorwurf der Untreue
  • Kontrollanrufe beim Partner tätigen
  • Ständige Kontrolle des Partners
  • Einschränkung der Freiheiten des Partners
  • Isolation des Partners vom persönlichen sozialen Umfeld

Menschen, die krankhaft eifersüchtig sind, reagieren in der Regel heftig. Sie können weder aus ihren Fehlern lernen, noch ihr Verhalten der Situation anpassen. Meist richtet sich ihre Eifersucht auch gegen eine Vielzahl von Personen: Die Familie des Partners, die Freunde des Partners, die Arbeitskollegen des Partners etc. Im Falle meiner Freundin erregte jeder Mensch, mit dem sie sich unterhielt, schon das Misstrauen ihres Partners, sogar Familienmitglieder.

Wenn mehrere Punkte dieser Auflistung mit Ja beantwortet werden können, ist es angebracht, einen Psychologen oder eine Paarberatung aufzusuchen: Rat und Hilfe finden Sie ausschließlich beim Fachmann.

 

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