Eierstockzysten – keine Panik!

Eierstockzysten – keine Panik!

Das Wort Eierstockzyste klingt nicht gerade positiv – im Gegenteil, es hört sich an, als würde da etwas in unserem heiligsten Inneren herumwuchern. Allein bei dem Gedanken graut es mir schon. Als ich vor wenigen Monaten bei meiner Frauenärztin war, um die halbjährliche Routineuntersuchung durchzuführen, meinte sie jedenfalls ganz beiläufig: „Och, ein paar kleine Zysten, alles völlig in Ordnung.“ Jede geschlechtsreife Frau kann sie bekommen und diejenigen, die sie haben, werden vom Gynäkologen meist mit den Worten getröstet: Kommen Sie einfach nach dem nächsten Zyklus nochmal zur Kontrolle vorbei. Viele Frauen geraten spätestens jetzt in Panik. Doch mal ehrlich, die wenigsten von uns Frauen wissen, was eine Eierstockzyste eigentlich ist. Und wie gefährlich sind die Dinger überhaupt?

Was sind Eierstockzysten?

Im Fachjargon nennt man sie auch Ovarialzysten – das sind kleine Blasen an den Eierstöcken, die Flüssigkeit enthalten. In 98 % aller Fälle sind sie gutartig und gehen von selbst wieder weg. Frauen, die das 40. Lebensjahr überschritten haben, besitzen jedoch ein höheres Risiko, dass es sich um bösartige Zysten handelt, die dann herausoperiert werden müssen.

Wie bei mir geschehen, findet der Frauenarzt die Zysten in den meisten Fällen eher zufällig, da sie erst Beschwerden verursachen, wenn sie größer werden. Haben die Zysten aber eine bestimmte Größe erreicht, können sie auf benachbarte Organe drücken: Unterleibsschmerzen, Rückenschmerzen, Verstopfung und Schmerzen beim Toilettengang können sich dann einstellen. Auch Beschwerden beim Geschlechtsverkehr oder bei der Menstruationsblutung sind nicht selten.

Wieso entstehen Eierstockzysten?

Eierstockzysten können aus verschiedenen Gründen entstehen, je nachdem, um welche Zyste es sich handelt. Die häufigste Zystenart sind funktionelle Zysten: Sie bilden sich aufgrund der normalen zyklusabhängigen Hormonschwankung (Follikelzysten), aufgrund von Nebenwirkungen einer Hormoneinnahme (Corpus-Luteum-Zysten) oder Schilddrüsenerkrankungen und Funktionsstörungen der Nebennierenrinde. Komplikationen treten bei den funktionellen Zysten sehr selten auf, meist bilden sie sich kurz nach der Pubertät oder vor dem Eintritt in die Wechseljahre.

Follikelzysten

Ab Beginn der Pubertät bilden sich einmal im Monat kleine Eibläschen (Follikel) am Eierstock, worin die Eizelle heranreift. Hat der Follikel eine Größe von 15-25 Millimetern erreicht, platzt er und spült die Eizelle heraus – das nennen wir dann Eisprung (Ovulation). Findet der Eisprung jedoch nicht statt, bleibt der Follikel bestehen und produziert Flüssigkeit. Mit dem weiteren Wachstum des Follikels entwickelt sich so eine Follikelzyste (bzw. Follikelretentionszyste).

Corpus-Luteum-Zysten

Beim Eisprung wandelt sich der Follikel in den Gelbkörper (Corpus Luteum), um in den ersten Monaten der Schwangerschaft die Hormone Östrogen und Progesteron zu produzieren. Normalerweise bildet sich der Gelbkörper zurück, wenn das Ei nicht befruchtet wird. Allerdings kann es auch zu einer Einblutung kommen, weshalb sich der Gelbkörper vergrößert und eine Gelbkörperzyste entsteht.

Luteinzysten

Diese Variante ist eher selten anzutreffen: Sie entsteht, wenn der Körper aufgrund einer Krankheit zu hohe Mengen von bestimmten Schwangerschaftshormonen produziert. Meist ist eine Hormontherapie bei Unfruchtbarkeit aus dem Geldkörper daran schuld.

Schokoladenzysten

Sie entstehen oft in Folge einer Endometriose, eine Krankheit, welche die Zystenbildung im Eierstock begünstigt. Die Gebärmutterschleimhaut siedelt sich in Teilen ab und wächst an anderer Stelle weiter. Diese Schleimhautteile sind ebenfalls am Menstruationszyklus beteiligt: Sie bluten also monatlich mit. Das Blut von diesen Gewebepartien kann allerdings nicht abfließen und so bilden sich Zysten an den Eileitern. Übrigens werden sie wegen ihrer dunkelbraunen Farbe Schokoladenzysten genannt.

Polyzystische Ovarien

Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form der funktionellen Zyste: Auch sie entstehen durch ein hormonelles Ungleichgewicht, allerdings sind hier männliche Hormone an der Bildung beteiligt. Ein erhöhter Androgen-Spiegel stört das normale Heranreifen der Follikel. Dadurch wächst in den Eierstöcken ein Follikel nach dem anderen heran, jedes Eibläschen entwickelt sich allerdings nicht zu voller Reife. So lagern die Follikel wieder Flüssigkeit ein, werden größer und wandeln sich zu Zysten um.

Neben den funktionellen Zysten gibt es aber auch welche, die durch angeborene Fehlbildungen hervorgerufen werden. So zum Beispiel die Dermoidzyste. Das ist ein gutartiger Tumor mit einem Durchmesser bis zu 25 Zentimetern. Ein Drittel aller gutartigen Tumore sind Dermoidzysten. Sie treten häufiger bei Mädchen und jungen Frauen auf als bei älteren und wachsen sehr langsam. Lediglich in ein bis zwei Prozent der Fälle wird das Geschwülst bösartig – woran wenn dann Frauen über 40 leiden.

Außerdem gibt es noch die Parovarialzysten (Nebeneierstockzysten), die sich aus embryonalem Gewebe neben den Eierstöcken bilden. Die sind jedoch gutartig und häufig nur bis zum 30. Lebensjahr gegeben.

Wie gefährlich sind Eierstockzysten?

Ich habe bereits erwähnt, dass es sich in 98 % aller Fälle um gutartige Zysten handelt. Jedoch kann es bei einer von zehn Frauen zu Komplikationen kommen, die sich lebensgefährlich auswirken. So können Blutungen ins Bauchinnere auftreten, wenn eine Zyste platzt. Auch kann die Zyste um die eigene Achse rotieren (Stieldrehung) und dann die Blutzufuhr des Eierstocks hemmen, indem sie die Blutgefäße würgt oder sie sogar abreißt. Beides sind Notfälle, die durch eine sofortige Operation behoben werden müssen.

Wann zum Arzt?

Da Zysten spontan und unvermittelt platzen können und unter Umständen Komplikationen auslösen, sollten sie einer regelmäßigen Kontrolle unterzogen werden. Sorgen müssen Sie sich erst machen, wenn Sie länger oder unerträgliche Unterleibsschmerzen, Rückenschmerzen oder Beschwerden beim Geschlechtsverkehr verspüren. Auch Schmerzen, Übelkeit, Herzklopfen und Schweißausbrüche weisen auf eine Komplikation hin, wenn keine andere Ursache vorliegt.

Ich weiß, dass hört sich alles nicht gerade prickelnd an – dennoch, die Gefahr einer Komplikation ist so gering, dass Sie sich zunächst keine Sorgen machen müssen. Gehen Sie nur weiter brav zu Ihrem Gynäkologen, der sagt Ihnen schon, ob und wann es für Sie gefährlich wird und kann dann gegebenenfalls Gegenmaßnahmen einleiten.

 

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