Depressive Verstimmung – Was hilft?

Depressive Verstimmung – Was hilft?

Bin ich einfach nur traurig oder schon depressiv? Haben Sie sich das schon einmal gefragt? Vermutlich ja, denn statistisch betrachtet leidet jeder Mensch irgendwann einmal im Leben an einer depressiven Verstimmung bzw. an einer leichten Depression.

Schlechte Laune kennen wir alle. Es gibt Tage, an denen wir uns niedergeschlagen, müde und antriebslos fühlen. Verstärkt oder ausgelöst wird das Gefühl vielleicht durch Ärger im Büro oder einen Streit mit dem Partner. Aber in der Regel verzieht sich das seelische Regenwetter wieder nach wenigen Tagen. Anders verhält es sich bei einer depressiven Verstimmung, diese hält länger an und beeinträchtigt maßgeblich unsere Lebensqualität. Den Begriff verwenden viele Ärzte gleichbedeutend mit einer leichten Depression. Aber was geht da eigentlich in uns vor? Warum kommt eine solche depressive Verstimmung auf? Und gibt es ein probates Mittel, das uns in solchen Phasen hilft?

Was ist eine depressive Verstimmung überhaupt?

Bei einer depressiven Verstimmung handelt es sich um eine Störung des seelischen Gleichgewichts. Meist hängt die Traurigkeit unmittelbar mit einem bestimmten Ereignis – Verlust des Jobs, eine Trennung oder ein Todesfall – oder schlicht mit der Jahreszeit zusammen. Doch auch eine hohe Arbeitsbelastung, Stress, Probleme im Berufs- oder Privatleben und ein Mangel an positivem Ausgleich können das anhaltende Stimmungstief hervorrufen. Viele Ärzte stufen das sogenannte Burn-Out-Syndrom als leichte Depression oder als eine Vorstufe zur Depression ein, da die Symptome wie Erschöpfung und Antriebslosigkeit identisch sind.

Wo liegt der Unterschied zur Depression?

Die Symptome einer depressiven Verstimmung bzw. leichten Depression sind nicht so stark ausgeprägt, dass die alltäglichen Aufgaben darunter leiden. Zu den häufigsten Merkmalen gehören: Freudlosigkeit, Traurigkeit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen, Erschöpfungszustände und Schlafstörungen. Dieselben Symptome kennzeichnen eine schwere Depression, allerdings treten diese in so hohem Ausmaß auf, dass die Betroffenen die kleinsten Aufgaben nicht mehr bewältigen können. Der ganze Alltag gerät aus dem Ruder. Schon das morgendliche Aufstehen oder der soziale Kontakt mit Freunden und Familie sind eine Tortur. Bei einer depressiven Verstimmung ist der Betroffene noch in der Lage, das Alltagsleben weiter zu führen. Auch die Scheu vor sozialen Kontakten ist nicht so stark ausgeprägt: Im Gegenteil, oft lassen uns Gespräche die traurigen Gedanken für eine Weile vergessen.

Was löst eine depressive Verstimmung aus?

Das ist schwierig zu bestimmen, denn die Ursachen einer depressiven Verstimmung können vielfältig sein – und somit höchst individuell. Nichtsdestotrotz lassen sich die häufigsten Gründe in vier Gruppen einteilen:

  • Psychische Extremlagen: Sehr häufig sind Stress-Situationen der Grund für depressive Verstimmungen. Das können finanzielle Notlagen, beruflicher Druck ohne Aussicht auf Lösung und Erfolg oder auch private Schwierigkeiten sein.
  • Körperliche Extremlagen: Bestimmte Krankheiten sind dadurch geprägt, dass sie mitunter heftige Stimmungsschwankungen auslösen. Stoffwechselkrankheiten (Diabetes, Schilddrüsen-Störungen), neurologische Erkrankungen (Parkinson, Demenz) und Infektionskrankheiten (Lungenentzündung, Herzerkrankungen) sind dafür bekannt, die Psyche stark zu belasten.
  • Psychosomatisches Ungleichgewicht: Da Körper und Geist in einer Wechselbeziehung stehen, kann auch ein Mangel an Nährstoffen zu seelischem Ungleichgewicht führen. Zum Beispiel wenn unserem Organismus Fettsäuren, Vitamine oder Mineralstoffe fehlen, die er benötigt, um zu funktionieren. Genau das ist bei einer saisonal abhängigen Depression (SAD) der Fall: Das fehlende Sonnenlicht bedingt einen Vitamin D-Mangel. Weil uns dieser Glücksstoff besonders im Winter abhanden kommt, erwischt viele Leute eine Winterdepression. Hormonelle Veränderungen spielen überhaupt eine große Rolle für unsere Laune, so in der Pubertät, in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren. Auch der Mangel an Ausgleich zwischen geistiger und körperlicher Aktivität kann depressive Verstimmungen hervorrufen.
  • Medikamente, Suchtmittel: Auch sie können ein seelisches Tief verursachen. Insbesondere Herz-Kreislaufmittel, Schlafhelfer und Antiallergika sind in diesem Zusammenhang negativ aufgefallen. Selbstverständlich sind Suchtstoffe ein Stimmungskiller: Gerade alkoholabhängige Personen leiden oft und häufig an depressiven Verstimmungen.

Kann man depressiven Verstimmungen vorbeugen?

Nun da wir wissen, was alles zu einer depressiven Verstimmung beiträgt, können wir auch vorbeugende Maßnahmen treffen. Eine ausgewogene Ernährung, die den Körper mit wichtigen Nährstoffen versorgt, ist schon mal ein guter Schutz. Ebenso effektiv ist regelmäßiger Sport, viele Aufenthalte an der frischen Luft und viel trinken (ausgenommen Alkohol natürlich). Es hilft aber auch, nicht jedes auftauchende Problem zu ernst zu nehmen und sich bewusst für mehr Gelassenheit zu entscheiden.

Was hilft wirklich gegen akute depressive Verstimmungen?

Natürliche Wirkstoffe können gute Helfer im Kampf gegen depressive Verstimmungen sein. Am bekanntesten sind Medikamente mit Johanniskraut. Ihre Bestandteile wirken nachweislich gegen depressive Verstimmungen. Allerdings sind die Nebenwirkungen von Johanniskraut-Präparaten alles andere als harmlos: Sie machen die Haut gegenüber Licht sehr empfindlich – und zwar so sehr, dass schon bei geringer Sonneneinstrahlung Sonnenbrände auftreten. Auch mit Übelkeit, Hautirritationen, Kopfschmerzen und allergischen Reaktionen ist zu rechnen. Schwerwiegender ist jedoch, dass sie andere Medikamente in ihrer Wirkung verstärken oder abschwächen. Zum Beispiel sollten alle Frauen, die die Anti-Baby-Pille nehmen, wissen, dass sie sich mit Johanniskraut nicht mehr auf die verhütende Wirkung verlassen können. Die Liste ist aber noch viel länger: Mittel zur Hemmung der Blutgerinnung für Schlaganfall-Patienten, Mittel gegen Epilepsie, Mittel zur Folgebehandlung bei Operationen und Mittel gegen HIV sind in Kombination mit Johanniskraut höchst gefährlich, da ihre Wirksamkeit deutlich eingeschränkt sein kann.

Natürliche Präparate bei depressiver Verstimmung

Sie sind wahrscheinlich besser beraten, wenn Sie zum Beispiel zu pflanzlichen Präparaten mit Baldrian, Hopfen, Passionsblume, Lavendel oder Melisse greifen – bei denen sind keine Nebenwirkungen bekannt. Recht unbekannt ist die Einnahme der essentiellen Omega-3-Fettsäure EPA (Eicosapentaensäure) in hohen Konzentrationen – woran es den meisten Patienten mit depressiver Verstimmung mangelt. So empfiehlt beispielsweise die Amerikanische Gesellschaft für Psychiatrie (APA) bei depressiver Verstimmung die tägliche Aufnahme einer Dosis von 1000 mg EPA. Nach ca. 4 Wochen soll sich eine Besserung einstellen, da sich erst der Stoffwechsel umstellen muss. Auch Johanniskraut braucht eine Weile, bis es sich auf die Stimmungslage auswirkt. Der Vorteil von EPA: Hier sind weder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu befürchten noch Verträglichkeitsprobleme, da es sich um einen natürlichen Nährstoff handelt.

Schlussendlich gibt es keine Garantie dafür, dass ein Hilfsmittel wirklich bei Ihnen anschlägt – jeder Mensch reagiert unterschiedlich. Baldrian hilft bei mir beispielsweise überhaupt nicht, wenn ich niedergeschlagen bin und vor dem Einschlafen negative Gedanken in meinem Kopf kreisen. Für mich persönlich haben sich jedenfalls Sport und eine gesunde Ernährung bewährt – bis jetzt bin ich von einer längeren depressiven Verstimmung verschont geblieben. Wenn Sie sehr unter Ihrer Traurigkeit und Erschöpfung leiden, dann wenden Sie sich unbedingt an Ihren Arzt. Er kann Sie beraten, was nun das Richtige für Sie ist.

 

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