Baldrian

Baldrian

Baldrian Beschreibung

Baldrian gehört zu der Familie der Valerianaceae, den Baldriangewächsen. Der botanische Name „Valeriana“ stammt von dem lateinischen Wort „valere“ und bedeutet übersetzt „gesund sein“ oder „sich wohl befinden“. Der Name deutet demnach auf die Heilkraft des Baldrians hin.

Baldrian ist eine kräftige, ausdauernde Heilpflanze, die bis 1,70 Meter hoch wächst. Im Frühjahr bildet die Pflanze aus einem kurzen Wurzelstock (Rhizom) viele grundständige Blätter und einen aufrechten, kantigen Stängel mit gegenständigen und unpaarig gefiederten Blättern, die nach oben hin kleiner werden. Der Stängel ist schwach behaart, hohl und trägt an der Spitze einen mehrfach drei- bis fünfstrahligen, doldenartigen Blütenstand. Die Blüten des Baldrians bestehen auf fünf verwachsenden, hellrosa- bis weissfarbenen Kornblättern sowie purpurnen Strichsaftmalen, die später verblassen. Die Blüten bilden über dem Grund der Kronröhre eine charakteristische Aussackung, die Nektar enthält. Die etwa vier Millimeter großen Baldrian-Früchte sind so genannte Schließfrüchte oder auch Nüsse (Achänen) und mit einem federigen Haarkranz versehen. Die Blütezeit der Pflanze ist in den wärmeren Monaten von Mai bis September.

Verbreitung des echten Baldrian

Der echte Baldrian wächst in Europa, Teilen Asiens und Nordamerikas. Die Pflanze fühlt sich besonders auf feuchten Wiesen oder in feuchten Wäldern und an Flussufern wohl, wächst aber auch auf trockenen Böden, Schutthalden und von der Ebene bis ins Gebirge hoch. Baldrian wird wächst nicht nur frei und wild in der Natur, die Pflanze wird auch kultiviert. Die wichtigsten Anbauländer sind u.a. Deutschland, Polen, Tschechien, Ungarn, Russland, Belgien und Großbritannien.

Baldrian verfügt über einen charakteristischen Geruch und Geschmack. Der ausgeprägte Geruch entsteht erst beim Trocknen der Baldrianwurzel und wird von der enthaltenden Bornylisovalerianylsäure hervorgerufen. Baldrian wird entweder als sehr wohlduftend oder als widerlich vom Geruch empfunden. Zum Verzehr eignen sich die Blüten und Blätter. Der Baldrian-Geschmack wird als würzig, süßlich, schwach bitter beschrieben und ähnelt dem des Feldsalats.

Baldrian Inhaltsstoffe

Baldrian weist wertvolle Inhaltsstoffe auf, die im gemeinsamen Zusammenspiel die heilende Wirkung entfalten. Die Heilpflanze beinhaltet Bitterstoffe wie Valepotriate, ätherisches Öl, bizyklische Sesquiterpene (Valerensäure) und Alkaloide. Das ätherische Öl setzt sich aus Monoterpenen wie Borneol und Kampfer sowie aus Sesquiterpenen wie ß-Bisabolen und Valerensäure zusammen. Die Baldrianwurzeln bestehen zu etwa 0,3 bis 0,8 Prozent aus ätherischem Öl und 0,5 bis 2 Prozent Valeporiaten. Valeporiate sind Substanzen, die sich beim Trocknen der Pflanze chemisch umwandeln und hauptsächlich den Inhaltsstoff Valtrat, dessen Abbauprodukt Baldrinal sowie Isovaleriansäure enthalten und für den charakterlichen Geruch des Wurzelstocks verantwortlich sind. Weitere Bestandteile der Baldrianwurzel sind außerdem Flavonoide, freie Fettsäuren, Zucker, Stärke und Alkaloide. Das Alkaloid Actinidin ist der Grund, weshalb Baldrian ein Lockstoff für Katzen ist und eine erregende Wirkung auf Katzen ausüben.

Baldrian Drogengewinnung und Drogenbeschreibung

In den kälteren Monaten, von September bis Dezember und im Frühjahr, wenn der Boden vom Frost befreit ist, werden die Wurzeln der Pflanze geerntet. Die Wurzeln von zweijährigen Baldrian-Pflanzen gelten dabei am wirkstoffreichsten. Zunächst werden die Wurzeln ausgegraben und ausgiebig gewaschen. Mit einem Kamm werden die Baldrianwurzeln gründlich durchgekämmt, um die kleinen Wurzelfasern zu entfernen. Anschließend werden die Wurzeln dann bei etwa 40 ° Celsius getrocknet. Neben dem europäischen echten Baldrian (Valeriana officinalis) wird sowohl der indische Baldrian (Valeriana wallichii) als auch der mexikanische Baldrian (Valeriana edulis) zur Herstellung von Arzneimitteln verwendet. Arzneiliche Verwendung finden der getrocknete Wurzelstock und seine Zubereitungen, besonders als alkoholische Trockenextrakte oder Teemischung.

Die Droge stammt fast ausschließlich aus großen Baldrian-Kulturen und der getrockneten Wurzel. Verwendet werden harte Stücke des hell- oder graubraunen Wurzelstocks oder die grobrunzeligen, etwa drei Millimeter großen Wurzelstücke.

Baldrian Wirkung

Die beruhigende Wirkung der Heilpflanze Baldrian wurde bereits in vielen wissenschaftlichen und klinischen Studien belegt. Es wurde festgestellt, dass nicht die einzelnen Inhaltsstoffe für die heilende Wirkung verantwortlich sind, sondern dass die gute Wirkung vielmehr durch das Zusammenspiel der gesamten Inhaltsstoffe hervorgerufen wird. Die Einnahme von Baldrian führt bei Menschen zu einer leichten Veränderung im Ruhe-EEG, der Messung des Gehirnstroms. Zudem haben die Inhaltstoffe eine hemmende Wirkung auf Botenstoffe im Zentralnervensystem, wodurch die beruhigende und schlaffördernde Wirkung hervorgerufen wird.

Wirkung der Inhaltsstoffe

Die Inhaltsstoffe von Baldrian verfügen über beruhigende, schlaffördernde, angst- und krampflösende sowie entspannende, sedative Eigenschaften und wirken daher gut bei nervösen Reizzuständen, Stress, nervösem Herzklopfen, Schlafstörungen und bei krampfartigen Beschwerden im Magen und Darm, die aufgrund von Nervosität verursacht werden. Auch bei Unruhezuständen, Prüfungsangst und Schlaflosigkeit entfaltet Baldrian seine beruhigende Wirkung.

Baldrian Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Nebenwirkungen sind bei üblicher Dosierung von Baldrian nicht zu erwarten. In seltenen Fällen kann es bei der regelmäßigen Anwendung größerer Mengen von Baldrian-Zubereitungen zu Kopfschmerzen, Unruhe und Unwohlsein kommen.

In einzelnen, sehr seltenen Fällen kann Baldrian allergische Reaktionen oder Beschwerden im Magen-Darmberiech hervorrufen. Möglicherweise führt eine Überdosierung zu Müdigkeit, Zittern und Magenkrämpfen. Vor einer anstehenden Operation mit Narkose sollte die Einnahme von Baldrian abgesetzt werden, da es zu einer Interaktion mit den Narkosemitteln kommen kann.

Auch während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte auf die Verwendung von Baldrian verzichtet werden, weil es dazu noch keine wissenschaftlichen Ergebnisse gibt.

Baldrian Anwendung in der Phytotherapie und Volksmedizin

Baldrian ist mit eine der bekanntesten Heilpflanzen mit beruhigender und entspannender Wirkung. Die Baldrianwurzel gilt als eine der wichtigsten und nicht abhängig machenden Beruhigungsmittel auf pflanzlicher Basis. In der Phytotherapie sind die Haupteinsatzgebiete, die auch in klinischen und wissenschaftlichen Studien belegt wurden, Nervosität, nervöse Erschöpfung und Unruhezustände sowie Einschlafstörungen und allgemeine Schlafstörungen. Insbesondere in Kombination mit anderen Heilpflanzen wie Hopfen, Melisse, Lavendel und Johanniskraut wird Baldrian eine gute, schlaffördernde Wirkung zugesprochen.

Bei einer Vielzahl an Beschwerden und Erkrankungen findet Baldrian außerdem Verwendung. Weitere Indikationen sind zum Beispiel Rastlosigkeit, Konzentrations- und Leistungsschwäche, Ängste, z.B. Prüfungsangst, Kopfschmerzen, Migräne, Rückenschmerzen, Muskelverspannungen und -krämpfe, Schilddrüsenüberfunktion, Bluthochdruck sowie nervöses Herzklopfen und psychische Störungen wie Depressionen. Ferner kann die Baldrianwurzel auch bei Wechseljahrsbeschwerden oder bei Angstgefühlen in den Tagen vor der Menstruation zum Einsatz kommen.

Einsatz in der Volksheilkunde

In der Volksheilkunde wird Baldrian bereits seit Jahrhunderten bei Schlaflosigkeit, nervöser Erschöpfung, geistiger Überarbeitung und Konzentrationsschwäche eingesetzt. Auch als krampflösendes Mittel bei krampfartigen Beschwerden im Magen-Darmbereich wird die Baldrianwurzel zur Entspannung verwendet, wie auch bei Schmerzen im Verdauungstrakt und bei spastischen Entzündungsbeschwerden im Dickdarm, bei so genannten Koliken.

Bei Reizbarkeit, Stress, Kopfschmerzen, nervösen Herzbeschwerden und Angstzuständen gilt Baldrian ebenso als wirksames Relaxans wie auch bei verspannten Muskeln, besonders im Nackenbereich.

Anwendung von Baldrian-Medikamenten

Baldrian ist das bekannteste Beruhigungsmittel auf pflanzlicher Basis. Es kommt hauptsächlich zur Behandlung von Nervosität, nervöser Erschöpfung und Unruhezuständen sowie bei Einschlafstörungen und allgemeinen Schlafstörungen zum Einsatz. Viele pflanzliche Arzneien (Phytopharmaka) mit Baldrian sind rezeptfrei in ihrer Apotheke erhältlich. Bei nervöser Unruhe und Schlafstörungen ohne organische Ursache unterstützen Baldrianpräparate das Einschlafen und sorgen für eine bessere Schlafqualität.

In der Apotheke wird eine Vielzahl an Baldrianprodukten angeboten. Es gibt Baldrian in Form von Fertigprodukten, Tabletten, Dragees, Teemischungen, Tinkturen, Tropfen oder Globuli.
Die Baldrianwurzel fester Bestandteil in fertigen Beruhigungs-, Nerven-, Schlaf- und Magen-Darm-Teemischungen, die häufig mit anderen Heilpflanzen kombiniert werden, z.B. mit Hopfenzapfen, Melissenblätter, Lavendelblüten, Johanniskraut und Passionsblumenkraut.

Medikation

Als pflanzliches Arzneimittel ist Baldrian in Form von Tabletten, Tropfen, flüssigen Extrakten, Dragees, Kapseln oder Trockenextrakten erhältlich.
Als homöopathisches Mittel ist Baldrian als Einzelmittel (Valeriana officinalis) oder als Komplexmittel in Form von Globuli oder Tropfen erhältlich, z.B. von Weleda Calmedoron Streukügelchen, 10 g

Baldrian Dosierung und Einnahme

Die Dosierung von Baldrianpräparaten ist sehr unterschiedlich und reicht von einer eher leichten Dosierung für die Anwendung am Tag, bis zu stärkeren Dosierung bei z.B. ausgeprägten Schlafstörungen. Wichtig für die gute beruhigende Wirkung von Baldrian ist eine entsprechend hohe Dosierung. So sind 30 bis 50 Tropfen einer Baldrian-Tinktur mit Wasser verdünnt wirksam, eine zu niedrige Dosierung von etwa 5-10 Tropfen einer Tinktur hingegen wird die keine heilende Wirkung entfalten können. Bei der Verwendung von Baldrian-Tee sollte die Tagesdosis nicht mehr als 2 bis 3 Gramm der Wurzel entsprechen. Der Tee sollte mindestens einmal am Tag getrunken werden. Bei Schlafschwierigkeiten wird die schlaffördernde Wirkung des Baldrians nicht nach einmaliger Einnahme entfaltet. Positive Effekte machen sich erst nach mindestens zwei Wochen bemerkbar.

Die Einnahme bei Baldrian-Extrakten sollte ebenfalls mindestens ein Mal täglich erfolgen und die Tagesdosis beträgt auch hier 2 bis 3 Gramm der Wurzel. Zur Behandlung von Einschlafstörungen werden 400 bis 900 Milligramm des Extraktes zur Einnahme empfohlen, die bis zu 30 Minuten vor dem Schlafengehen eingenommen werden sollten. Bei Unruhe und Nervosität sollten etwa 300 bis 450 Milligramm als Dosis über den Tag verteilt eingenommen werden.

Baldrian Zubereitungen

Besonders beliebt zur Behandlung mit Baldrian, dem wichtigsten pflanzlichen Beruhigungsmittel, sind Teemischungen, Badezusätze oder Tinkturen.

Rezept: Tee-Zubereitung mit der losen Baldrianwurzel:

Nehmen Sie 1 Teelöffel der losen Baldrianwurzel und übergießen Sie die Droge mit 150 ml kochendem Wasser. Der Tee sollte 10-15 Minuten ziehen und durch ein Teesieb abgeseiht werden. Der Tee sollte mindestens ein Mal am Tag getrunken werden, bei Schlafstörungen am besten abends eine Tasse vor dem Schlafengehen trinken.

Rezept: Traditioneller Beruhigungstee bei Schlafstörungen[1]

Zutaten:

40 g Baldrianwurzel, 10 g Pomeranzenschale, 20 g Hopfenzapfen, 15 g Melissenblätter, 15 g Pfefferminzblätter

Zubereitung:

Alle Drogen werden zunächst gemischt. Falls Sie keine Pomeranzenschale zur Verfügung haben, lassen Sie die Zutat einfach weg. Der Schlaftee wird auch so seine Wirkung entfalten! Nehmen Sie 1 Esslöffel der Teemischung und übergießen Sie es mit einer Tasse (etwa 150 ml) kochendem Wasser. Die Tasse wird zugedeckt und der Teeaufguss zieht etwa 15 Minuten und wird dann abgeseiht. Eine Stunde vor dem Schlafengehen trinken Sie 1 Tasse der Teemischung.

Rezept: Schlaftee selber Zusammenstellen[2]

Zutaten:

Ganz nach persönlichem Geschmack eigenen sich folgende Heilpflanzen, die Sie einfach in der Apotheke besorgen können: Kaufen Sie zu je 30 g Baldrianwurzeln, Hopfenzapfen, Melissen-, Rosmarin- und Pfefferminzblätter, Johanniskraut, Lavendelblüten, Passionsblumenkraut und Orangenschalen.

Zubereitung:

Nehmen Sie 1 Teelöffel von ihren Lieblingszutaten, übergießen die Auswahl mit heißem Wasser und lassen den Aufguss etwa 10 Minuten ziehen. Die Heilpflanzen, die nicht ihrem Geschmack entsprechen, können Sie einfach in Leinensäckchen verpacken und auf ihren Nachttisch neben das Bett legen. Die ätherischen Öle geben einen wohligen Duft ab und sorgen zusätzlich für Ruhe und Entspannung.

Baldrian-Tinktur

Für eine Baldrian-Tinktur wird die Baldrianwurzel in einem Schraubdeckel-Glas mit einem Doppelkorn oder Weingeist übergossen bis alle Pflanzenteile bedeckt sind. Die Mischung wird in dem Gas fest verschlossen und sollte mindestens zwei Wochen bis sechs Wochen ziehen. Anschließend wird der Aufguss abgeseiht und in eine dunkle Glasflasche abgefüllt. Bei Bedarf wird ein Teelöffel abends eingenommen. Die Tinktur lässt sich auch mit Wasser verdünnen.

Baldrian-Bad:

Auch zur äußeren Anwendung eignet sich ein Baldrian-Aufguss zur Verwendung als Badezusatz. Für ein Vollbad werden 100 Gramm Baldrianwurzel mit zwei Liter heißem Wasser übergossen und etwa 10 Minuten ziehen gelassen. Anschließend wird der Aufguss durch ein Teesieb abgeseiht und zum Badewasser hinzugegeben. Die Badezeit sollte 20 Minuten nicht überschreiten und die optimale Badetemperatur beträgt 34-35 ° Celsius.

Baldrian-Blüten als Schlafkissen:

Ein Kräuterkissen zur Beruhigung und Einschlafhilfe lässt sich einfach mit Baldrian-Blüten herstellen. Verwendet werden die getrockneten Blüten der Heilpflanze, die in einen Kissenbezug aus Stoff gefüllt werden. Für eine verstärkende Wirkung oder für einen angenehmeren Geruch können getrocknete Lavendelblüten, Hopfenzapfen oder Melissenblätter hinzugefügt werden. Die beruhigende Wirkung entfaltet sich beim Einatmen des Duftes.

täglich und süßen Sie diesen nach Belieben mit Honig. Wer Verdauungsprobleme lindern möchte, trinkt täglich 1 bis 2 Tassen frisch gebrühten Fenchel-Tee.

Baldrian Geschichte

Der botanische Name „Valeriana“ stammt von dem lateinischen Wort „valere“ ab und bedeutet übersetzt „gesund sein“. Damit weist der Name bereits auf die Heilkraft der bekannten Pflanze hin.
Die deutsche Bezeichnung „Baldrian“ hingegen bezieht sich auf einen nordischen Gott namens Baldur, der als Sinnbild für Wohltätigkeit und Hilfe stand. Der Echte Baldrian (Valeriana officinalis) ist als Arzneipflanze schon sehr lange bekannt. Bereits im antiken Griechenland und Mittelalter kam Baldrian als Allheilmittel zum Einsatz. Der griechische Arzt Dioskurides wendete Baldrian bei seinen Patienten als wärmendes Mittel mit harntreibender und menstruationsfördernder Wirkung an. Hippokrates, der deutsche Botaniker Jakob Theodor (Tabernaemontanus) und Paracelsus schätzten den Baldrian ebenso als Heilpflanze wie auch Hildegard von Bingen, die Baldrian bei Brustfellentzündungen einsetzte. Zur damaligen Zeit wurde Baldrian unter anderem bei Augenleiden, Epilepsie und sogar gegen die Pest eingesetzt.

Erst im 18. Jahrhunderts entdeckten die Mediziner, u.a. der englische Arzt John Hill die beruhigende und schlaffördernde Wirkung des Baldrians auf das Nervensystem und setzten es als Beruhigungsmittel ein.

Auch im Volksglauben spielt Baldrian eine wichtige Rolle: Bei den nordischen Völkern wurde die Pflanze auch als Talisman und Schutzkraut gegen Hexen und Teufelszauber verwendet. Der intensive Geruch sollte böse Geister vertreiben und vor dem Teufel und Hexen schützen, weshalb Baldrianzweige gerne die Haustüren zierten oder im Zimmer aufgehängt wurden.

Aufgrund des starken Aromas wirkt Baldrian auf Katzen als Sexuallockstoff. Katzen werden von dem charakteristischen, intensiven Geruch der Pflanze angelockt und wenn sie am Baldrian riechen, wälzen sie sich schreiend auf dem Boden. Im Volksmund wird Baldrian deshalb auch als „Katzenkraut“ bezeichnet. Einer Legende nach werden nicht nur Katzen, sondern auch Ratten von dem starken Baldrian-Geruch angezogen. So befestigte der berühmte Rattenfänger von Hameln einen Baldrianzweig an seinem Gürtel und hat auf die Art und Weise die Ratten angelockt.

Baldrian in Kombinationen mit anderen Heilpflanzen

In fertigen Beruhigungs-, Nerven-, Schlaf- und Magen-Darm-Teemischungen, wird die Baldrianwurzel häufig mit anderen Heilpflanzen kombiniert, um die beruhigende und schlaffördernde Wirkung zu verstärken. Bewährt haben sich Kombinationen mit Heilpflanzen wie Hopfen, Melisse, Lavendel, Johanniskraut und Passionsblume. In der Apotheke werden entweder fertige pflanzliche Arzneimittel sowie Teemischungen angeboten oder aber auch einzelne Heilpflanzenbestandteile zur Herstellung hochwertiger Teemischungen.

Baldrian in der Homöopathie

Nicht nur in der Pflanzenheilkunde ist der Echte Baldrian ein bewährtes Mittel bei Schlafstörungen, Unruhe und nervösen Beschwerden, auch in der Homöopathie findet Valeriana officinalis bei Schlafprobleme und Nervosität Anwendung. Zu den Hauptanwendungsgebieten gehören außerdem Launenhaftigkeit, Erkrankungen des zentralen Nervensystems, des Magen-Darm-Traktes, des Herzens und des Bewegungsapparates sowie psychosomatische Kreislauf- und Verdauungssymptomen. Die Patienten die das homöopathische Mittel benötigen leiden unter einer Überempfindlichkeit der Nerven und Sinne mit Zucken und Zittern sowie unter einer inneren Unruhe, die sie nicht in den Schlaf kommen lassen. Zudem kann ein Bewegungsdrang bestehen und die Betroffenen haben Muskel- und Nervenschmerzen. Alle Beschwerden verschlimmern sich insbesondere durch Aufregung und in Ruhe, eine Verbesserung wird erfahren bei einem Lagewechsel und beim Umhergehen. Häufig passt die homöopathische Arznei zu nervösen, reizbaren und schwächlichen Frauen, bei denen der Verstand über das Gemüt dominiert.

Für die Herstellung der homöopathischen Arznei werden die Wurzelteile des Baldrians verwendet.
Als homöopathisches Mittel ist Baldrian in der Apotheke als Einzelmittel (Valeriana officinalis) oder als Komplexmittel in Form von Globuli oder Tropfen erhältlich, z.B. von Weleda Calmedoron Streukügelchen, 10 g.

Verschiedene Baldriansorten

In der Gattung der Valeriana gibt es etwa 150 bis 250 Arten, wie zum Beispiel Echter Baldrian (Valeriana officinalis), Kleiner Baldrian (Valeriana dioica), Echter Speik (Valeriana celtica), Berg-Baldrian (Valeriana montana), Felsen-Baldrian (Valeriana saxatilis), mexikanischer Baldrian (Valeriana edulis), indischer Baldrian (Valeriana wallichii). In Europa sind etwa 20 Arten heimisch, die bekannteste Arznei-Baldrianart ist aber der Echte Baldrian, auch unter den Namen Großer Baldrian, Gemeiner Baldrian oder Katzen-Baldrian bekannt. Die vielen verschiedenen Baldriansorten sind sich in ihrer Wirkung sehr ähnlich. Von medizinischem Interesse ist neben dem Echten Baldrian auch die indische und mexikanische Variante.

Tipps zum Anbau von Baldrian

Der Baldrian gilt als eine sehr genügsame Pflanze, die keine besondere Pflege benötigt und unkompliziert im Umgang ist. Deshalb eignet sich Baldrian auch sehr gut zur Anpflanzung im heimischen Garten. Baldrian ist frostbeständig und gedeiht sowohl in der Sonne als auch an (halb-) schattigen Plätzen. Als Feuchtbodenpflanze bevorzugt Baldrian ausreichend feuchte Böden und übersteht sogar leichte Überschwemmungen. Ideal sind steinlose, unkrautfreie und siebfähige Böden mit nicht starkklebender Erde.

Angebaut wird die Pflanze durch Aussaat oder Pflanzung. Die Aussaat der wildwachsenden Baldrian-Samen sollte einmal im Jahr, im Herbst erfolgen. Nach dem Aussäen werden die Samen nicht mit der Erde bedeckt, weil sie an der Luft und mit ausreichend Licht gedeihen. Schon nach drei bis vier Wochen erscheinen die ersten Keimlinge. Sobald kleine Pflanzen gewachsen sind,
benötigen die Jungpflanzen ausreichenden Abstand zu anderen Pflanzen. Ein Abstand von 50 Zentimetern bis zu einem Meter sollte möglichst eingehalten werden. Das gilt ebenfalls für fertig gekaufte Pflanzen. Nach etwa zwei oder drei Jahren ist die Baldrianpflanze ausgewachsen und die Wurzel kann geerntet werden.

Quellen

Dr. Jörg Grünwald, Christof Jänicke: Grüne Apotheke – Das Standardwerk zur Pflanzenheilkunde. Gräfe und Unzer Verlag, München 2015

Apotheker M. Pahlow: Das große Buch der Heilpflanzen – Gesund durch die Heilkräfte der Natur. Nikol Verlag, Hamburg 2015

Diether Ennet, Hans D. Reuter: Lexikon der Heilpflanzen – Wirkung, Anwendung, Botanik, Geschichte. Nikol Verlag, Hamburg 2004

Dr. med. Franziska Rubin: Meine besten Hausmittel. Krankheiten vorbeugen und natürlich behandeln. Zabert Sandmann Verlag, München 2013

Dr. med. Volker Schmiedel: Natürlich gesund! Das Selbstbehandlungsbuch. Haug Verlag in MSV Medizinverlage, Stuttgart 2009

S.R. Phatak: Homöopathische Arzneimittellehre. Urban & Fischer Verlag, 2004, S.99-102

[1] Dr. med. Franziska Rubin: Meine besten Hausmittel, S.63

[2] Dr. med. Volker Schmiedel: Natürlich gesund! S. 85

 

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