Fish-Spa ‒ Fisch-Pediküre mit Knabberfischen

Fish-Spa ‒ Fisch-Pediküre mit Knabberfischen

Knabberfische gegen Hornhaut, Hautschuppen & Co.

In der Türkei, in Griechenland oder auch in Spanien sind die Fish-Spas eine beliebte Touristenattraktion. Auf eine angenehme Weise knabbern die kleinen Fische abgestorbene Hautschuppen von Händen und Füßen. Während die einen sich als kleinen Urlaubsscherz von den Fischen anknabbern lassen, hoffen andere auf eine Verbesserung ihres Hautbildes.

Übermäßige Hornhaut an den Füßen oder Händen kann sehr unangenehm sein. Neben den Beeinträchtigungen – beispielsweise beim Tragen von Schuhen – spielt auch der kosmetische Aspekt eine wichtige Rolle. Denn schließlich empfinden viele die Hornhaut als optisch unansehnlich. Mithilfe der Fisch-Pediküre wird die Haut wieder weich und lässt Hände oder Füße wieder gesund erscheinen.

Während der Fisch-Pediküre werden die Füße einfach in ein Becken mit warmem Wasser gehalten, in denen sich viele kleine Fische tummeln. Ganz von allein beginnen die Fische damit, abgestorbene Hautschuppen abzuknabbern. Diese Behandlung ist völlig schmerzfrei. Es wird lediglich ein leichtes Kribbeln und Kitzeln bemerkt, was viele als angenehm empfinden.

Wogegen hilft die Fisch-Pediküre mit Knabberfischen?

In erster Linie ist die Fisch-Pediküre eine Wellness bzw. Kosmetikbehandlung, um die Haut an Händen oder Füßen wieder geschmeidig zu machen, sodass sie gepflegt aussieht. Die Behandlung mit den Fischen wird aber auch gezielt bei Patienten empfohlen, die an den Hautkrankheiten Neurodermitis und Psoriasis (Schuppenflechte) leiden. Hier kann dann von der Ichtyho-Therapie gesprochen werden.

Im Rahmen einer dreijährigen, österreichischen Pilotstudie wurden 67 Psoriasis-Patienten mit Garra rufa behandelt und anschließend mit UVA-Licht bestrahlt. Das Resultat war, dass die Hauterscheinungen bei 43,7 Prozent der Probanden um mindestens 75 Prozent zurückgingen. Bei 44,8 Prozent der Studienteilnehmer ebbten diese um mindestens 50 Prozent ab. Später wurden die Probanden erneut befragt und 60 Prozent gaben an, dass sie im Schnitt 8¼ Monate erscheinungsfrei blieben. Weiter wurde angegeben, dass die Ichtyho-Therapie besser gewirkt habe als andere Therapien. Wie sich die Heilmethode bei rund 40 Prozent der Teilnehmer langfristig ausgewirkt hat, konnten die Forscher nicht sagen. Es wurde vermutet, dass die Patienten enttäuscht von der Therapie gewesen wären und sich deshalb nicht zurückgemeldet hätten.

Obwohl es bisher die einzige Studie ist, weist die Ichtyho-Therapie gute Erfolge auf. Nicht nur Psoriasis- und Neurodermitis-Patienten, sondern auch Betroffene, die an Ekzemen und Akne leiden, berichten davon, dass sie von der Therapie profitieren. Besonders, wenn eine regelmäßige Behandlung erfolgt.

Welche Fische werden im Fish-Spa bei der Fisch-Pediküre eingesetzt?

Für die Fisch-Pediküre im Fish-Spa werden Kangalfische (Garra rufa) genutzt, die eine Größe von bis zu 14 Zentimeter erreichen können und in warmen Gewässern von bis zu 36 Grad Celsius leben. Bezeichnet wird der Kangalfisch auch als Roter Saugbarbe oder Knabberfisch. Charakteristisch für die kleinen Fischchen sind ihre rötlichen Schwanzflossen.

Die größte Population der Kangalfische gibt es in der türkischen Region Kangal in der Provinz Sivas, woher der Fisch auch seinen Namen hat. In Kangal ist die Behandlung mit den Doktorfischen traditionsreich. Die Kangalfische leben hier unter recht kargen Umständen in warmen Quellen, sodass die menschlichen Hautschuppen eine gute Ergänzung zur täglichen Nahrungsaufnahme sind.

Darüber hinaus lassen sich Kangalfische aber auch im Jordan sowie im Euphrat-Tigris-Areal und im Norden Syriens finden.

Fish-Spa gefährlich – birgt die Fisch-Pediküre mit Knabberfischen ein Infektionsrisiko?

Grundsätzlich kann bei der Anwendung der Knabberfische ein infektionshygienisches Risiko bestehen. Werden die Fische nicht artgerecht gehalten, so können sich bakterielle Krankheitserreger auf den geschädigten Schleimhäuten der Kangalfische ablagern, die dann auf den Menschen übertragen werden können. Wenn die Betreiber der Fish-Spas jedoch die Hygienevorschriften einhalten, ist ein Infektionsrisiko so gut wie ausgeschlossen. Bestätigt wird dies auch durch die Health Protection Agency (HPA) in Großbritannien. Im Jahr 2011 schätzten die Wissenschaftler das Infektionsrisiko als „wahrscheinlich sehr gering“ ein. Die Wissenschaftler nehmen an, dass lediglich bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem ein Infektionsrisiko besteht und empfehlen den Betroffenen, auf die Anwendung der Fisch-Pediküre zu verzichten.

Vor einigen Jahren wurde auch noch angenommen, dass die Kangalfische Dithranol in ihrem Speichel hätten, der in die Haut des Menschen eindringen könnte. Hierbei handelt es sich um einen Wirkstoff, der gegen Schuppenflechte eingesetzt wird. Jedoch wurde diese Annahme mittlerweile widerlegt, da Dithranol nur synthetisch hergestellt wird und in der Natur nicht in dieser Form vorkommt. Außerdem wurde festgestellt, dass die Kiefer der Fischer nicht dazu geeignet sind, derartige Wirkstoffe über ihren Speichel in die menschliche Haut zu injizieren.

Fisch-Pediküre im Fish-Spa – worauf ist zu achten?

Beim Besuch eines Fish-Spas sollte auf einige Rahmenbedingungen geachtet werden. Besonders wichtig ist, dass das Wasser in den Fischbecken gefiltert und mithilfe eines UV-Entkeimers gereinigt wird. Experten empfehlen zudem, auf die Anzahl der Fische zu achten. Mehr als ungefähr 150 Fische sollten sich nicht im Kangalbecken befinden.

Um das Infektionsrisiko zu reduzieren, müssen die Füße vor der Behandlung gründlich gesäubert und gewaschen werden. In seriösen Fish-Spas untersuchen Mitarbeiter die Füße zudem auf offene Wunden. Sind diese vorhanden, muss von einer Anwendung abgesehen werden.

Patienten, die an ernsthaften Hautkrankheiten leiden, bekommen in der Regel ein „eigenes“ Fischbecken. Die Knabberfische werden dann medizinisch eingesetzt, ähnlich wie Blutegel oder eine Spritze.

In Deutschland müssen sich Fish-Spa-Betreiber an strenge Auflagen halten. Um überhaupt ein derartiges „Kosmetikstudio“ eröffnen zu können, wird eine Genehmigung vom Amtsveterinär sowie ein Sachkundenachweis in Süßwasseraquaristik nach § 11 des Tierschutzgesetzes benötigt. Während die deutschen Fish-Spas in der Regel unbedenklich sind, sieht das in anderen Ländern teils anders aus, da hier eine andere Gesetzeslage herrscht.

Wer also beispielsweise in der Türkei, in Griechenland oder Spanien eine Fisch-Pediküre in Erwägung zieht, sollte zunächst das ausgewählte Fish-Spa beobachten. Werden die Füße der Besucher immer vorab gewaschen und nach offenen Wunden untersucht? Dürfen auch Menschen mit Hautproblemen in dieselben Becken wie gesunde Menschen?

Auch ist auf die Becken selbst zu achten. Besucher sollten sich nicht scheuen, den Betreibern folgende Fragen zu stellen:

  • Handelt es sich bei den Fischen um originale Garra rufa? (Aus Kostengründen gehen einige Betreiber dazu über, einen Ableger der Knabberfische wie den Garra rufa obtusa zu kaufen. Diese Ableger werden meist aus Indonesien importiert, in europäischen Fischbecken zwischengelagert und als Eigenzucht an Fish-Spa-Betreiber weiterverschickt. Das Wachstum, die Lebenserwartung sowie die Knabberfreudigkeit der Ableger entsprechen nicht denselben wie dem originalen Garra rufa.)
  • Wie viele Fische befinden sich in einem Becken? (Mehr als 150 Knabberfische sollten sich nicht einem Becken aufhalten, denn dies wäre keine artgerechte Haltung.)
  • Wird das Wasser gefiltert und entkeimt?

Ein seriöser Fish-Spa-Betreiber wird Besuchern gerne Auskunft geben. Andernfalls sollte auf die Fisch Pediküre verzichtet werden.

Was kostet die Fisch Pediküre im Fish-Spa?

Eine 20- bis 30-minütige Fisch-Pediküre als Wellnessanwendung in einem Fish-Spa bewegt sich preislich zwischen 20 und 40 Euro. Diese Kosten werden weder von der gesetzlichen noch von der privaten Krankenkasse erstattet.

Für Patienten, die unter einer Hautkrankheit leiden, wird eine 2- bis 3-wöchige Heilbehandlung empfohlen. Derartige Kuren können bei verschiedenen Reiseveranstaltern gebucht werden. Eine 3-wöchige Kur in Kangal kostet mit Flug und Hotel um die 2.000 Euro. Experten vermuten, dass die Fischtherapie an der frischen Luft und unter Sonneneinstrahlung effektiv sein kann.

Da bei der Fischtherapie, bei professioneller Durchführung, nicht mit Nebenwirkungen zu rechnen ist, kann sie durchaus als unterstützende und ergänzende Behandlung gegen Hautkrankheiten wie Neurodermitis und Schuppenflechte empfohlen werden. Eine vollständige Heilung ist jedoch – wie allen anderen Therapieverfahren – nicht möglich.

 

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