Die Artischocke in der Naturheilkunde

Die Artischocke in der Naturheilkunde

Egal ob die Artischockenherzen auf dem Antipastiteller oder die Artischockenböden auf der Pizza landen – das schmackhafte Blütengemüse ist vor allem aus der mediterranen Küche bekannt. In der Mittelmeerregion, in Frankreich, Spanien und Italien, gedeiht sie am besten. Gegessen werden nur die unteren Teile der Schuppenblätter sowie die Blütenböden. Die Blütenböden sind im Supermarkt in eingelegter Form erhältlich, sie machen sich ausgezeichnet im Salat. Kleine Artischockensorten können auch als Ganzes gegessen werden. Aber nicht nur in der Küche, auch in der Naturheilkunde erfreut sich die Pflanze mit dem kräftigen lilafarbenen Blütenstand größter Beliebtheit. Im Jahr 2003 wurde sie sogar zur Arzneipflanze des Jahres gekürt.

Für die Verwendung als pharmazeutisches Präparat muss der in Artischocken enthaltene Bitterstoff Cynarin extrahiert werden. Dafür gewinnt man Frischpflanzenextrakt aus den Artischockenblättern; in einem anderen Verfahren wird der Saft aus den Artischockenknospen gepresst. Der heilende Saft der Artischocke wird in der Naturheilkunde traditionell bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Die Wirk- und Bitterstoffe der Artischocke regen die Verdauung an und stimulieren den Stoffwechsel.

Pharmazeutische Einsatzgebiete der Artischocke

Die Artischocke kann leichte Fettstoffwechselstörungen lindern. Fette sind die wichtigsten Energielieferanten des Körpers, ohne Fette können wir nicht leben. Essen wir jedoch zu viel von ihnen, wirkt sich das bekanntlich nachteilig auf unseren Organismus aus. Fette nehmen wir teilweise über die Nahrung auf, überwiegend produziert der Körper sie aber selbst. Die Fettproduktion findet in der Leber statt. Das Blut transportiert die Fette aus dem Darm (Aufnahme über Lebensmittel) oder aus der Leber (vom Körper hergestellte Fette) dorthin, wo sie gebraucht werden. Ist zu viel Fett im Blut, verengen sich die Blutgefäße, die Nährstoffe im Blut werden schlechter transportiert. Eine solche Fettstoffwechselstörung kann jahrelang unerkannt bleiben, entdeckt wird sie zumeist bei einer Blutuntersuchung: Die Blutfettwerte sind dann in der Regel erhöht. Unbehandelt führt die Störung irgendwann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die im schlimmsten Fall mit einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall enden.

Dass die Artischockenblätter auch bei Magen-Darm-Beschwerden helfen, ist wissenschaftlich erwiesen. Dies gilt vor allem dann, wenn Leber und Galle nicht mehr so funktionieren, wie sie sollten. Denn beide Organe sind maßgeblich an der Verdauung von Fetten beteiligt: Die Leber schüttet Gallenflüssigkeit aus, die zunächst in der Gallenblase gespeichert wird. Bei Bedarf gibt die Galle Flüssigkeit in den Darm ab – die Fette werden verdaut. Je fetthaltiger das Essen ist, desto mehr müssen beide Organe arbeiten. Die Artischocke regt das Leber-Galle-System an, indem sie die Produktion von Gallenflüssigkeit fördert.

Artischocken Wirkung

Die Wirkstoffe der Artischocke stecken überwiegend in den Blättern. Bereitet man Artischocken in der Küche zu, sind diese Stoffe beim Verzehr jedoch kaum noch vorhanden. Den Artischocken wird deshalb der Saft entzogen, um aus ihm pharmazeutische Präparate herzustellen. In Speisen oder in Tees hat die Artischocke wenig bis keine verdauungsfördernde Wirkung.

Artischocke als Heilsaft oder in Kapselform eingenommen, regt erwiesenermaßen die Produktion von Gallenflüssigkeit an. Der entscheidende Wirkstoff der Heilpflanze sind die Bitterstoffe in den Artischockenblättern. Ist der Gallenfluss einmal angeregt, kommt es im Darm zu einer erhöhten Verdauungsaktivität. Verdauungsschwierigkeiten, die sich in Form von Schmerzen, Völlegefühl und Blähungen bemerkbar machen, werden dadurch gelindert. Außerdem wird die Bildung des protektiven Radikalfängers Stickstoffmonoxid deutlich erhöht. Dies verbessert sowohl den Fett- als auch den Zuckerstoffwechsel.

In der Naturheilkunde werden die Bitterstoffe der Artischocke gerne mit Silymarin, einem Wirkstoff der Mariendistel, kombiniert. Dieser Wirkstoff schützt, stärkt und entgiftet die Leber und regt den Gallenfluss an. Daher eignet sich die Kombination der Wirkstoffe aus Artischocke und Mariendistel besonders gut zur Behandlung von Leberschäden, bei denen die Verdauung erschwert ist. Eine Artischocken-Mariendistel-Kapsel kann auch vorbeugend vor dem Essen eingenommen werden – wenn etwa die Zutaten eine problematische Verdauung erwarten lassen.

Wer lediglich leichte Verdauungsbeschwerden hat, dem hilft normalerweise der klassische Artischocke-Heilpflanzen-Saft, für den der Pflanzensaft der Artischockenblütenknospen verwendet wird. Er verbessert bereits spürbar die Fettverdauung. Wenn Sie hingegen Magenbeschwerden haben, die eher säurebedingt sind, wie zum Beispiel Sodbrennen, dann hilft Ihnen möglicherweise der Wirkstoff Hydrotalcit besser. Hydrotalcit verringert die Konzentration an Magensäure. Diese ist es nämlich, die für das saure Aufstoßen verantwortlich ist.

Weitere Effekte, die der Artischocke zugeschrieben werden, ist eine appetitanregende Wirkung und die Senkung des Cholesterinspiegels. Cholesterin gehört zu den wichtigsten Fetten im Körper. Es wird in der Leber produziert und steckt zudem in vielen Nahrungsmitteln. Wer zu einseitig und fett isst oder bereits unter entsprechenden Vorerkrankungen leidet, muss auf seinen Cholesterinspiegel achten: Zu viel Cholesterin im Blut führt auf Dauer zu den oben beschriebenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Da die Artischocke, wie oben beschrieben, den Radikalfänger Stickstoffmonoxid bildet, fördert sie die Aktivität der Mitochondrien, einem Bestandteil der Zellen: Der Stoffwechsel funktioniert effizienter, die Allgemeingesundheit und das Wohlbefinden verbessern sich. Kurzum: Die Artischocke schafft es, unsere Lebensqualität zu erhöhen.

 

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