Kreuzallergien

Kreuzallergien – warum die Behandlung des Heuschnupfens so wichtig ist

Der folgende Artikel erklärt, wie es zu Kreuzallergien kommt und zeigt den Einfluss unserer Lebensmittel auf die Kreuzallergie. Es folgen Tipps und neue therapeutische Möglichkeiten sowie eine Auflistung der häufigsten Kreuzallergien.

Entstehung und Symptome einer Allergie

Das Immunsystem eines Allergikers reagiert auf harmlose Substanzen wie Pflanzenpollen und fährt seine Abwehrmechanismen sprunghaft hoch. Es folgt eine Überreaktion des Immunsystems, dessen Allergiezellen, die sogenannten Mastzellen, bestimmte Botenstoffe aussenden. Dabei handelt es sich um Histamin und um Lipide, die die Abwehrreaktion weiter aktivieren. Histamin löst die mit der Pollenallergie verbundenen Symptome aus. Vor allem sind Augen und Nase betroffen. Die Augen sind besonders anfällig für Tränen, Brennen, Jucken, Schwellungen und Bindehautentzündungen, bei der Nase kommt es vor allem zu Fließschnupfen (allergische Rhinitis), verstopfter Nase und Niesattacken.

Neben den lokalen Beschwerden können sich auch Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen sowie Schlaf- und Konzentrationsstörungen einstellen.

So entsteht eine Kreuzallergie

Zu einer Kreuzallergie kommt es, wenn die chemische Struktur von Proteinen der Pollen oder anderen Allergieauslösern (Allergene) auch in bestimmten Lebensmitteln enthalten ist. Das Immunsystem reagiert dann nicht nur auf die Allergene aus der Luft, sondern auch auf Allergene mit ähnlichen Proteinstrukturen in Nahrungsmitteln. Die Nahrungsmittelallergie ist also eine Folgeerkrankung der Pollenallergie. Diese Form der Kreuzallergie nennt man pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie oder auch Orales Allergie-Syndrom (OAS).

Kreuzallergien können lebensbedrohlich sein

Als typische Symptome für das Orale Allergie-Syndrom gelten Zungen- und Halskribbeln oder Gaumenjucken. Diese Reaktionen sind unangenehm, aber meistens harmlos. Ebenso können ein pelziges Gefühl an Lippen und Gaumen, Hautausschläge oder Magen-Darm-Probleme auftreten.

Eine weitaus bedrohlichere Auswirkung einer Kreuzallergie ist das Quincke-Ödem (oder Angioödem). Dabei handelt es sich um eine sich schnell entwickelnde Schwellung der Schleimhäute. Augen, Lippen, Zunge, Wangen und die angrenzenden Gewebe können betroffen sein. Sind auch die Atemwege angegriffen, kann es zu einer lebensbedrohlichen Atemnot führen und die Betroffenen müssen umgehend im Krankenhaus behandelt werden.

Kreuzallergien zwischen Baumpollen und Obst

Pollenallergiker, die auf früh blühende Bäume und Sträucher, wie Birke, Erle oder Hasel, reagieren, entwickeln die meisten Kreuzallergien. Jeder zweite Baumpollenallergiker entwickelt demnach eine Allergie auf Kern- und Steinobst, wie Haselnüsse, Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen. Ein Beispiel:

Kreuzallergie Birke – Apfel

Bei der Birke gibt es neben dem Hauptallergen Bet v 1 weitere sechs bis acht wichtige Allergene, die für die allergische Reaktion verantwortlich sind (Major Allergene). Daneben gibt es noch einige weniger wichtige Allergene(Minor Allergene). Ein Major Allergen wird von mehr als 50 % der Sensibilisierten erkannt, ein Minor Allergen von weniger als 50% der Sensibilisierten.

Die Vielzahl der Allergene der Birke ermöglicht also eine Vielzahl an möglichen Kreuzallergien.

Der Apfel enthält ein Allergen, Mal d 1, das einem Major Allergen der Birke sehr ähnlich ist. Das führt dazu, dass Birkenpollenallergiker beim Verzehr von Äpfeln allergisch reagieren.

Äpfeln wiederum trennen sich in stark allergisierende Sorten, wie Granny Smith, Cox Orange und Jonagold und allergiearme, meist alte Sorten wie Boskop, Gravensteiner und Altländer um je nur einige wenige zu nennen.

60 Prozent der Pollenallergiker bekommen eine Kreuzallergie

Das Besondere an Kreuzallergien ist, dass jeder Allergiker bereits beim erstmaligen Verzehr des Kreuzallergens heftig reagieren kann. Während vor 15 bis 20 Jahren etwa 17 Prozent der Heuschnupfen-Patienten an einer Kreuzallergie entwickelten sind es heute schon fast 60 Prozent.

Globalisierte Welt: Kreuzallergien nehmen zu

Die wachsende Zahl der Kreuzallergiker hängt auch mit globalisierten Ernährungstrends zusammen. Viele neue Allergene, die es bislang in unseren Breiten nicht gab, werden auf dem Teller serviert. So wird heute zum Teil Lupinenmehl zu Weizenmehl dazu gemischt und kann bisher unbekannte Allergien auslösen. Auch Kiwi oder Drachenfrucht sind starke Allergieauslöser. Und der Viktoriabarsch, eine Delikatesse aus dem afrikanischen Viktoriasee, kann auch bei den Menschen Kreuzallergien auslösen, die heimische Fische gut vertragen.

Aufgrund des immer größer werdenden Lebensmittelangebots nimmt also die Zahl der Kreuzallergien stetig zu. Der Grund ist simpel: Je mehr neue Proteine den Menschen umgeben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, als Allergiker auf ein Kreuzallergen zu treffen.

Was Pollenallergiker unbedingt beachten müssen

Bei Pollenallergikern reicht der Erstkontakt mit dem kreuzallergieauslösenden Lebensmittel, um die Symptome bis hin zum anaphylaktischen Schock auszulösen.

Bei einem anaphylaktischen Schock geschieht dasselbe wie bei jeder allergischen Reaktion – allerdings in einem extrem starken Ausmaß. Es werden sehr große Mengen Histamin freigesetzt, was zu einer schlagartigen Erweiterung der Blutgefäße führt. Dadurch fällt der Blutdruck stark ab. Die Folge kann im schlimmsten Fall Kreislauf- und Organversagen sein und den Tod des Betroffenen bedeuten.

Als Kreuzallergiker Heuschnupfen frühzeitig behandeln

Eine frühzeitige Behandlung der Pollenallergie durch einen Allergologen ist enorm wichtig. Zum einen kann sich aus einer unbehandelten Pollenallergie ein allergisches Asthma entwickeln – mit zum Teil lebensbedrohlichen Folgen. Zum anderen wird im Laufe der Zeit die Wahrscheinlichkeit für Heuschnupfen-Patienten immer größer, auch auf Nahrungsmittel allergisch zu reagieren.

Rund 16 Prozent der Deutschen leiden unter Pollenallergien. Bei 30 Prozent der Allergiker kann sich ein ganzjähriges, allergisches Asthma entwickeln. 60 Prozent der Allergiker entwickeln eine Kreuzallergie. Und die Zahlen nehmen zu.

6 Tipps speziell für Kreuzallergiker:

  • frühzeitiger Beginn der medikamentösen Therapie von Heuschnupfen
  • Apfel ist nicht gleich Apfel − unterschiedliche Apfel-Sorten enthalten unterschiedliche Allergene. Bei Äpfeln enthalten die alten Sorten weniger Allergene. Und Sortenunterschiede gibt es bei fast allen Lebensmitteln, sogar bei Erdnüssen.
  • gut ausgereiftes Obst und Gemüse ist generell besser verträglich
  • Zubereitung, Kochen bzw. Einfrieren zerstört manche Allergene. Äpfel und Karotten sind nach dem Erhitzen für Kreuzallergiker meist verträglich. Nüsse und Sellerie können allerdings auch in gekochtem oder gebackenem Zustand allergische Reaktionen auslösen.
  • Stress und Alkohol wirken sich negativ auf die Allergie aus
  • Zink hat antiallergische Eigenschaften, da es bestimmte Immunzellen stabilisiert und kann vorbeugend eingenommen werden

Kreuzallergie ohne Pollen

Während sich zwischen Pollen und Obst eine weitverzweigte pflanzliche Verwandtschaft erkennen lässt sind manche Kreuzallergien umso erstaunlicher. Nichts desto trotz können Hausstaubmilbenallergiker auf Meeresfrüchte reagieren und auch Proteine, die in Latex enthalten sind, weisen Ähnlichkeit mit Proteinen aus Banane, Kartoffel und Tomaten auf und können miteinander eine Kreuzallergie auslösen.

Neue therapeutische Entwicklungen

Lange war die spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt, die einzige Möglichkeit, den Verlauf von Allergien zu mildern. Dies erfordert allerdings viel Geduld, denn das Allergen wird in steigender Dosierung über ein bis fünf Jahre gespritzt.

Seit einiger Zeit steht darüber hinaus eine 4-fach Impfung zur Verfügung, die innerhalb von 3 Wochen gespritzt wird und die Symptome deutlich mildert. Die Impfung kann nur vom Arzt verschrieben werden.

Ähnlich wie die Hyposensibilisierung funktioniert die Hyposensibilisierung per Tablette. Der große Unterschied zur klassischen Hyposensibilisierung besteht darin, dass die Tabletten unter die Zunge gelegt werden und daher deutlich weniger Arztbesuche erfordern. Auch dieses Mittel ist verschreibungspflichtig.

Die Wissenschaftler um Torben Sigsgaard und Peter Sinkjaer Kenney von der dänischen Universität Aarhus entwickelten gemeinsam mit der Herstellerfirma Rhinix einen Nasenfilter, der das Eindringen der Pollen verhindert, ohne das Atmen zu beeinflussen. „Der Nasenfilter reduzierte die üblichen Symptome von Heuschnupfen um mehr als die Hälfte“, sagt Sigsgaard. „Nutzten die Teilnehmer den Filter noch bevor sich die ersten Symptome einstellten, dann war das Ergebnis sogar noch besser.“ Und das bedeutete konkret, dass diejenigen, die den Filter vor dem Pollenkontakt einsetzten, über fast keine Symptome klagten.

Liste der gängigsten Kreuzallergien

  • Ambrosia: Banane, Gurke, Honigmelone, Salat (grüner), Wassermelone, Zucchini
  • Baumpollen: Anis, Apfel (roh), Haselnuss, Karotte / Möhre (roh), Kirsche (roh), Kiwi (roh), Koriander, Kümmel, Mandel (roh), Nektarine (roh)
  • Beifuß: Birke, Chrysantheme, Traubenkraut (Ragweed), Kamille, Löwenzahn, Sonnenblume, Sellerie, Karotte, Kartoffel, Kiwi, Gurke, Tomate, Melone, Artischocke, Anis, Koriander, Curry, Chili, Estragon, Zimt, Ingwer, Kümmel, Muskatnuss, Paprika, Petersilie, Pfeffer, Knoblauch, Wermut, weitere Gewürze, Erdnüsse
  • Birkenpollen: Erle, Hasel, Esche, Buche, Eiche, Beifuß, Soja, Sellerie, Nüsse (v.a. Haselnuss), Mandeln, Karotten, Apfel, Birne, Aprikose, Pfirsich, Pflaume, Mirabelle, Zwetschge, Brombeere, Erdbeere, Himbeere, Litschi, Kirsche, Kiwi, Gewürze,
  • Getreidepollen: Dinkel, Gerste, Hafer, Hirse, Mais, Reis, Weizen, Weidelgras, Mehl
  • Gräserpollen: Ruchgras, Lieschgras, Knäuelgras, Ananas, Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Kräuter, Gewürze, Pfefferminze, rohe Kartoffel, Hülsenfrüchte, Tomaten, Melonen, Kiwi, Getreidemehl generell
  • Hausstaubmilbe: Selten: Auster, Garnele, Krabbe, Krebs, Languste, Muschel, Schrimps, Tintenfisch
  • Hühnerei: Ente, Gans, Huhn, Truthahn, Papagei, Seemöwe, Kanarienvogel, Taube, Wellensittich
  • Hülsenfrüchte: Erdnuss, Bohne, Linse, Sojabohne, Klee, Luzerne, Lupine, Lakritze, Johannisbrot, Gummi arabicum, Tamarinde
  • Katzenhaar: Schweinefleisch (kann auftreten, nicht häufig und eher bei Schweine-Katzen-Syndrom
  • Kuhmilch: Rinderhaar, Rind-/Kalbfleisch
  • Latex: Avocado, Banane, Feige, Kartoffel, Passionsfrucht, Sellerie, Kiwi, Kastanie, Tomate, Papaya, Pfirsich, Buchweizenmehl, Beifuß, Traubenkraut, Lieschgras, Ficus benjamina
  • Nüsse: Roggenmehl, Cashew, Mandeln, Mohn, Pistazien, Sonnenblumensamen, Sesam, Kiwi
  • Schimmelpilz: Penicillin
  • Sellerie: Birke, Beifuß, Karotte, Gewürze
  • Soja: Hülsenfrüchte, darunter vor allem Bohne, Erbse und Erdnuss
  • Vogelfeder: Hühnerei (Dotter), Hühnerfleisch
  • Weizen: Gerste, Hafer, Roggen

Fazit

Die Gefahr, eine Pollenallergie zu entwickeln, aus der dann eine Kreuzallergie entsteht, nimmt weiter zu. Umso wichtiger ist es, den Heuschnupfen nicht als Bagatellerkrankung zu betrachten, sondern frühzeitig einen Allergologen aufzusuchen. Nur so lassen sich Komplikationen, wie Kreuzallergien und allergisches Asthma, vorbeugen und die Lebensqualität in den schönsten Monaten des Jahres aufrechterhalten.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]